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20. Juli 2011 |

Das Alphabet des Meteorologen

Eine kurze Abhandlung des aktuellen Wetters soll kein
Meteorologiestudium ersetzen, und das Alphabet des Meteorologen
unterscheidet sich natürlich nicht von dem des normalen Bürgers. Es
soll an dieser Stelle daher um zwei Wetterlagen gehen, die in ihrem
großräumigen Strömungsmuster an Buchstaben erinnern.

So erkennt man beim Blick auf die derzeitige Höhenwetterkarte über
Europa ein Muster, das man als großes 'U' bezeichnen könnte. Dabei
liegt die Basis des 'U's etwa im zentralen Mittelmeerraum, während
die beiden Flanken zum einen etwa vom Nordatlantik über die
Britischen Inseln bis ins westliche Mittelmeer, zum anderen etwa vom
Balkan oder der Ägäis nord- oder nordostwärts bis in den Bereich
Finnland oder ins nördliche Russland reichen. An diese Höhenströmung
halten sich auch die Tiefdruckgebiete auf ihrer Bahn. Sie "plumpsen"
praktisch vom nördlichen Atlantik geradezu in Mittelmeer, und an der
anderen Seite ziehen sie wieder vom Mittelmeer nordwärts. Je nach
genauer Zugbahn der Tiefs kommt es nun in ihrer Umgebung zu teils
kräftigen und länger anhaltenden Regenfällen, wie beispielsweise am
Dienstag Nachmittag und in der Nacht zum Mittwoch in weiten Teilen
Bayerns und in den angrenzenden Gebieten von Baden-Württemberg. Doch
auch außerhalb der Niederschlagsgebiete der durchziehenden Tiefs ist
das Wetter nicht einfach nur schön. Denn der innere Bereich des 'U's
(in der Fachsprache 'Trog' genannt) ist angefüllt mit rech kühler
Luft, und in der bilden sich bei entsprechender Sonneneinstrahlung
sehr gern Schauer und Gewitter.

Diese großräumigen Strömungsmuster haben nun auch die Eigenart, für
einige Tage stabil zu bleiben. Und so steht der Fahrplan für die
Witterung der kommenden Tage auch schon fest. Es bleibt insgesamt
unbeständig und im Schnitt eher kühl.

Die komplementäre Wetterlage zur aktuellen Situation ist in der
Fachsprache als 'Omegalage' bekannt, da ihr Strömungsmuster über
Europa an den griechischen Großbuchstaben Omega erinnert. Bei dieser
Wetterlage liegt der umfangreiche Bauch des Omega über dem mittleren
Europa, was am Boden mit hohem Luftdruck verbunden ist. Das Innere
des Omegas ist angefüllt mit warmer Luft, und die Tiefs machen einen
großen Boden um uns. Für Liebhaber trockenen, warmen Sommerwetters
wäre das die ideale Wetterlage. Doch von einer derartigen
Wettersituation ist auf den Vorhersagekarten der großen
Computermodelle weit und breit nichts zu sehen.

Dipl.-Phys. Ansgar Engel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale

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