16. Mai 2013 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutschland im Bereich einer umgekehrten Omega-Wetterlage
Wer derzeit die Wettervorhersagen für Deutschland verfolgt, hört
immer wieder den gleichen Tenor. Eine Luftmassengrenze teilt
Deutschland. Während im Westen kühles und regnerisches Wetter
vorherrscht, kann sich im Osten bei sehr warmen Temperaturen häufig
die Sonne zeigen. Im Grenzbereich muss vermehrt mit teils starken
Gewittern gerechnet werden. Auch in den nächsten Tagen bleibt die
Zweiteilung bei nur einer insgesamt sehr langsamen Ostverlagerung der
Luftmassengrenze weitestgehend erhalten.
Wie kommt es zur Zeit zu dieser Wetterverteilung über Deutschland?
Dazu müssen wir uns die Luftdruckverteilung über Europa genauer
anschauen. Deutschland liegt auf der Vorderseite eines hoch
reichenden Tiefdruckkomplexes, der sich am Boden als ausgeprägte
Tiefdruckrinne abbildet, die sich von Island über Frankreich und das
westliche Mittelmeer bis nach Nordafrika erstreckt. Westlich und
östlich davon dominiert hoher Luftdruck, der die Tiefs sozusagen
einquetscht und eine Verlagerung dieser abbremst bzw. sogar
verhindert. Würde man diese Druckverteilung vom Nordpol aus
betrachten, so erinnert sie an den griechischen Buchstaben Omega. Da
weltweit Karten eingenordet sind und somit ein Blick von Süden nach
Norden als normal angesehen wird, spricht man im derzeitigen Fall
auch von einer umgekehrten Omega-Wetterlage.
Deutschland liegt dabei zwischen dem Hoch mit schönen und warmen
Wetter über Osteuropa und Tiefdruckgebieten mit feucht kaltem Wetter
über den Britischen Inseln sowie Frankreich. Dazwischen bildete sich
eine prägnante Luftmassengrenze aus. Im Westen stiegen die
Temperaturen gestern bei Regen auf maximal auf 13 bis 19 Grad. Bei
Sonnenschein im Osten wurden dagegen sommerlich warme 23 bis 28 Grad
gemessen. Dazu entwickelten sich von Nordhessen bis nach
Schleswig-Holstein in der Warmluft teils unwetterartige Gewitter mit
Starkregen, Sturmböen und Hagel. Dabei fielen in diesen Gebieten bei
maximalen Windgeschwindigkeiten zwischen 30 und 80 km/h verbreitet 2
bis 23 Liter Regen in 24 Stunden.
Auch in den nächsten Tagen soll sich an der relativ stabilen
Druckverteilung nur wenig ändern, sodass Deutschland weiterhin im
Kampfgebiet der Luftmassen bleibt. Auch die Wettererscheinungen - wie
schauerartig verstärkte Regenfälle im Westen, teils starke Gewitter
in der Mitte und Sonnenschein im Osten - bleiben uns somit erhalten.
In diesem Sinne bleibt nur zu hoffen, dass sich bald eine richtige
Omega-Wetterlage über Deutschland einstellt. Dabei handelt es sich
dann um eine stabile Druckverteilung, bei der sich ein blockierendes
Hoch über Mitteleuropa etabliert. Dabei werden die atlantischen
Tiefdruckgebiete mit ihren Niederschlägen in weitem Bogen um
Mitteleuropa herum geführt. Die Bahnen verlaufen dann entweder über
Spitzbergen oder über das südliche Mittelmeer. In Deutschland wäre es
dann bei Eitelsonnenschein sommerlich warm.
© Deutscher Wetterdienst
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