18. Juni 2012 | Dipl.-Met. Christian Herold
Leuchtende Nachtwolken
Manchmal lassen sich in klaren Sommernächten am Nordhorizont
geheimnisvoll silbrig - weiß bis blau leuchtende Wolken beobachten.
Sie haben etwas Ähnlichkeit mit Cirruswolken. Leuchtende Nachtwolken
sind ein eher seltenes Phänomen. Meist treten sie von Anfang Juni bis
Ende Juli im Zeitraum um die Sommersonnenwende auf.
Von normalen Wolken unterscheiden sie sich durch ihre große Höhe.
Während normale Wolken in der Troposphäre in Höhen bis zu 15 km zu
finden sind, erscheinen leuchtende Nachtwolken in einer Höhe von 81
bis 87 km. Dieses ist die sogenannte Mesopausenregion. Es ist die
kälteste Zone der Atmosphäre. Nirgendwo sonst auf diesem Planeten
lassen sich in natürlicher Umgebung so tiefe Temperaturen messen. Im
Sommer werden dort Werte von unter -150 °C erreicht. Leuchtende
Nachtwolken bestehen aus kleinen Eiskristallen, die bei diesen extrem
kalten Temperaturen an Staubpartikeln kristallisieren. Woher jedoch
die Staubpartikel stammen, ist noch nicht vollständig geklärt. Zuerst
beobachtete man diese Wolken zwei Jahre nach dem Ausbruch des
Krakatau (Sunda-Straße, Indonesien), im Jahre 1885. Man nahm an, dass
durch den Ausbruch Staub bis in diese Höhen transportiert wurde. Doch
traten die Wolken auch noch viele Jahre nach dem Ausbruch auf.
Deshalb geht man heute davon aus, dass der Staub von Meteoren kommt,
die in diesen Höhen verglühen.
Das scheinbare Leuchten der Wolken entsteht durch gestreutes
Sonnenlicht. Wenn die Sonne etwa 6 bis 16 Grad unter dem Horizont
steht, erscheint der Himmelshintergrund bereits dunkel. Doch werden
diese Wolken dann aufgrund ihrer enormen Höhe von der Sonne noch
beschienen.
Erforscht werden diese Wolken unter anderem am Leibnizinstitut für
Atmosphärenforschung (IAP) in Kühlungsborn (http://www.iap-kborn.de).
Das IAP verwendet dazu ein LIDAR (Light Detecting And Ranging) in der
Arktis und sammelt damit die entsprechenden Daten. Dabei wird ein
Laserstrahl ausgesendet und die Rückstreuung an den Wolken gemessen
und ausgewertet. Entsprechende Daten lassen sich auf der Seite des
IAP finden:
http://alomar.rocketrange.no/rmronline/campaign.summer/00index.htm
Die Nachtwolkensaison begann dieses Jahr recht aktiv. So ließen sich
in den vergangen Nächten häufiger leuchtende Nachtwolken beobachten.
Es lohnt sich also auch in den kommenden Nächten am Nordhorizont nach
diesen Erscheinungen Ausschau zu halten. Die besten Bedingungen
bestehen dafür in der heutigen Nacht in der Nordhälfte, denn dort
klart der Himmel zumindest zeitweise auf. Im Süden halten sich meist
dichtere Wolken.
In den Nächten zum Mittwoch und Donnerstag werden keine guten
Bedingungen erwartet, denn zwischen vielen Wolken, die in der
Südhälfte auch Schauer und Gewitter bringen, zeigt sich nur selten
der Sternhimmel.
© Deutscher Wetterdienst
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