05. April 2012 | Dipl.-Met. Marcus Beyer
Extreme Forecast Index
In den vergangenen Monaten wurde der Blick beim Thema des Tages schon
häufiger auf die mittelfristige Wettervorhersage gelenkt. Auch heute
soll ein Aspekt daraus etwas näher erläutert werden: Der
Extreme-Forecast-Index.
Zur Erinnerung: Bei der mittelfristigen Wettervorhersage beschäftigen
wir uns mit der Prognose für die Tage 4 bis 10. Als Basis dafür dient
eine Vielzahl von Modellergebnissen. Besonders zu erwähnen ist dabei
das Modell des EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige
Wettervorhersage). Dieses hat bei der Erstellung der Vorhersage einen
sehr hohen Stellenwert, da es in diesem Zeitbereich das bestmögliche
Modell ist, dass es auf dem Markt gibt.
Das EZMW bietet die Modellergebnisse in Form verschiedener Produkte
an. Eines davon ist der sogenannte "Extreme Forecast Index" (EFI).
Zusammengefasst handelt es sich also um eine Kennzahl (Index), die
einen Anhaltspunkt für extreme Wetterereignisse (Extreme) in der
Zukunft (Forecast) darstellt. Die Zahl liegt immer zwischen -1 und
+1. Dabei bedeutet "0", dass es sich um eine ganz gewöhnliche
Wettersituation handelt. Beim Index "-1" bezeichnet man das Ereignis
als ungewöhnlich, oder "extrem" im negativen Sinne und bei "+1" im
positiven Sinne. Als Beispiel kann man die Temperatur heranziehen.
Zeigt der EFI "-1", dann ist in dem betroffenen Gebiet mit
außergewöhnlich kalten Temperaturen zu rechnen, bei "+1" hingegen mit
außergewöhnlich hohen Werten.
Aber wie entsteht der Index eigentlich? Die Grundlage dafür bildet
das sogenannte Modellklima. Einfach gesagt resultiert dieses aus
Berechnungen des Wetters mit der aktuellen Modellversion für die
letzten 30 Jahre. Über so einen langen Zeitraum nimmt die Berechnung
sehr lange Zeit in Anspruch nehmen, weswegen man mit einer deutlich
gröberen zeitlichen Auflösung rechnet als bei der Prognose des
aktuellen Wetters. Kurzum: Das Modell berechnet das Wetter der
vergangenen 30 Jahre neu und hat damit eine Idee, welche
Temperaturen, Niederschläge oder Windgeschwindigkeiten für eine
bestimmte Region und einen bestimmten Tag ungewöhnlich sind.
Wenn nun die Prognose für die betrachteten Parameter sehr stark vom
Modellklima abweicht, wird dies mit einer entsprechenden Kennzahl
versehen. Ein Beispiel: 2 Liter Regen innerhalb eines Tages sind bei
uns in Deutschland nichts Besonderes. Der EFI würde also "0"
anzeigen. In der Sahara wären hingegen 2 Liter extrem, sodass der EFI
mit "+1" bedacht werden würde.
Den Wind betreffend ist eine Zahl oberhalb von "0.5" ein erster
Hinweis, dass möglicherweise eine Sturmlage bevorsteht. Mit diesem
Ergebnis hat der Meteorologe nun einen Hinweis darauf, wo
ungewöhnliche Wetterereignisse bevorstehen könnten. Die EFI-Karte ist
also quasi eine Art Alarmkarte.
Man kann sich darüber hinaus auch die Entwicklung des Indizes
anschauen und bekommt damit einen Eindruck, ob sich beispielsweise
die Tendenz zu einem starken Sturmereignis in den neuesten
Modellläufen eher verstärkt oder abgeschwächt hat.
Nachfolgend finden Sie eine sogenannte Composite-Karte, die alle
Parameter einfach und verständlich zusammenfasst (in Symbolen statt
in Zahlen):
Diese zeigt beispielsweise für den Sonntag in der
Osthälfte Deutschlands und auch für Teile des Nordens einen
verhältnismäßig kühlen Witterungsabschnitt. Im östlichen
Mittelmeerraum ist es hingegen eher milder als üblich.
© Deutscher Wetterdienst
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