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12. April 2023 | Dipl.-Met Simon Trippler

Wo bleibt das schöne Frühlingswetter?

Wo bleibt das schöne Frühlingswetter?

Datum 12.04.2023

Vor wenigen Wochen wurde an dieser Stelle mehr oder weniger großspurig versprochen, dass der Frühling kommt. Tatsächlich ist der Frühling auch da, nur in Sachen frühlingshaft schönes Wetter lässt er sich offenbar länger bitten.

Im Thema des Tages vom 24.02.2023 ("Frühlingsbeginn") wurde erklärt, wann der Frühling beginnt. Dafür gab es 4 Antworten. Bei 3 dieser 4 Antworten hat der Frühling tatsächlich begonnen, bei einer allerdings noch nicht.

So fing der meteorologische Frühling verbindlich am 1. März 2023 an (Antwort 1), genauso unumstößlich wie der astronomische (bzw. kalendarische) am 20. März 2023 um 22:24 Uhr (Antwort 2).


Phänologische Uhr Deutschland mit Stand vom 11.04.2023 (Quelle https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_uhr/phaenouhr.html)
Phänologische Uhr Deutschland mit Stand vom 11.04.2023 (Quelle https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_uhr/phaenouhr.html)


Der phänologische Frühlingsbeginn hat bereits die Etappen Vorfrühling am 26. Januar 2023 (Beginn der Haselblüte) und Erstfrühling am 14. März 2023 (Beginn der Forsythien-Blüte) absolviert (Antwort 3). Schaut man in die Natur, so kann man mittlerweile allerorten blühende Pflanzen entdecken. Der Vollfrühling, der durch den Beginn der Apfelblüte markiert wird, wird derzeit immer noch 4 oder 5 Tage vor seinem durchschnittlichen Beginn am 26. April eines Jahres erwartet, also etwa am 21. oder 22. April 2023.

Hatte der Vorfrühling in diesem Jahr durch den milden Winter allerdings noch einen Vorsprung von 16 Tagen zu seinem durchschnittlichen Beginn am 11. Februar eines Jahres und der Erstfrühling auch noch 11 Tage zu seinem normalen Beginn am 25. März, so ist dieses Polster in den letzten Wochen immer weiter geschmolzen (weitere Informationen und aktuelle Daten zum Thema Phänologie finden Sie unter http://www.dwd.de/phaenologie).

"Schuld" daran ist natürlich die Witterung, die sich seit dem meteorologischen Frühlingsbeginn mit andauernden Westwetterlagen präsentierte. Dabei sorgten von Westen anrauschende Tiefdruckgebiete wiederholt für viele Wolken samt Niederschlägen in Deutschland, die bei stark schwankenden Temperaturen teils bis ins Tiefland als Schnee fielen. Dazu kam oft viel Wind, auch wenn kein ganz großer Sturm dabei war. Längere Hochdruckphasen mit viel Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen gab es dagegen nur selten oder höchstens kurz. Der April hat in den ersten Tagen sogar einen richtigen "Kaltstart" hingelegt. So liegt das Temperaturmittel für Deutschland im bisherigen April mit rund 5,7 Grad Celsius (°C) um etwa 3,3 Grad unter dem Wert der Referenzperiode 1991 bis 2020 (bezogen auf den gesamten April).

Immerhin aber wurde die 15 Grad-Schwelle in diesem Jahr schon an über 90 % der Stationen in Deutschland überschritten, die 20 Grad-Schwelle allerdings nicht einmal an 10 % der Stationen. Einen meteorologischen Sommertag mit 25 Grad oder mehr gab es sogar noch an keiner Station! Das war in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt im Jahr meist schon der Fall, oft auch schon im März.

Die vom Autor im damaligen Thema des Tages festgelegte willkürliche Definition eines "statistischen Frühlingsbeginn" (in der Folge als "synoptischer Frühlingsbeginn" bezeichnet), wobei es an drei aufeinanderfolgenden Tagen sonnig und trocken und an zwei Tagen davon mindestens eine Temperatur von 15 Grad geben sollte, wurde in diesem Jahr durch die Witterung der vergangenen Wochen noch an keiner Station erreicht. Damit ist das Wetter beim Frühlingsbeginn dieses Jahr spät dran, viel später als in den meisten letzten Jahren!


Synoptischer (statistischer) Frühlingsbeginn in Deutschland seit 2005 für Hamburg und München sowie mit Trends (Quelle DWD)
Synoptischer (statistischer) Frühlingsbeginn in Deutschland seit 2005 für Hamburg und München sowie mit Trends (Quelle DWD)


Im Süden (repräsentiert durch München, blaue Linie in Bild 2) erfolgte dieser synoptische Frühlingsbeginn seit 2005 meist im März, manchmal sogar schon im Februar und spätestens am 2. April (2006 und 2009). Im Norden (repräsentiert durch Hamburg, dunkelrote Linie in Bild 2) ist der synoptische Frühlingsbeginn generell etwas später, aber häufig genug auch im März und einmal sogar im Februar. In immerhin drei Jahren (2006, 2009 und 2013) gab es in Hamburg einen späten synoptischen Frühlingsbeginn im April, im spätesten Fall sogar erst am 20. April (2006). Die beiden Trendkurven (gepunktete Linie in Bild 2) verraten, dass das Wetter eigentlich immer früher im Jahr auf Frühling umschaltet und dieses Jahr eine Ausnahme ist.

Stellt sich also die Frage, wann das Wetter in diesem Jahr endlich den Frühling einläutet? Nun, da gibt es tatsächlich Hoffnung für die kommende Woche. Dann baut sich ein Hochdruckgebiet über der Nordsee und Skandinavien auf. Damit verbunden nimmt der Sonnenschein im Laufe der Woche immer mehr zu und es bleibt meist trocken. Zudem erwärmt sich die Luftmasse allmählich, sodass häufig die 20 Grad-Schwelle ins Visier genommen wird. Damit werden die Kriterien für den synoptischen Frühlingsanfang voraussichtlich verbreitet erfüllt.


Vorhersage des 24-stündiger Sonnenschein am 18. und 19. April 2023 in Deutschland (Quelle DWD)
Vorhersage des 24-stündiger Sonnenschein am 18. und 19. April 2023 in Deutschland (Quelle DWD)




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