Facebook Twitter
Drucken
28. Mai 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz und Lars Kirchhübel

Wenn die Luft zu dünn wird...

Noch vier Mal schlafen, dann beginnt zumindest für uns Meteorologen der Sommer. Mit bundesweit richtig sommerlichem Wetter ist in den nächsten Tagen allerdings nicht zu rechnen.

Es wird eher unbeständig, windig und die 25 Grad Marke - wenn überhaupt - nur vereinzelt geknackt. Nichtsdestotrotz zieht es viele Wanderfreunde wohl bald schon wieder in die Berge, vielleicht auch, um der dicken Luft im Alltag zu entfliehen. Zu dünne Luft ist aber ebenfalls nicht gesund: Höhenkrankheit ist das Stichwort.


Die Luft ist ein Gasgemisch, das zu etwa 21 % aus dem für uns
lebenswichtigem Sauerstoff besteht. Auf die Luftmoleküle wirkt -
genauso wie auf uns Menschen - die Schwerkraft. Daher sind in den
bodennahen Schichten die meisten Luftmoleküle zu finden. Je weiter
man dagegen in die Höhe schreitet, desto weniger Moleküle sind in der
Luft vorhanden und dementsprechend geringer ist auch der Luftdruck.
Die Zusammensetzung der Luft ist zwar in der Höhe nahezu unverändert,
die Anzahl ihrer Moleküle (und damit auch der Sauerstoffgehalt) aber
geringer.

Richtig bewusst wird der Sauerstoffmangel dem Körper erst ab etwa
2500 m über dem Meeresniveau. Bereits in dieser Höhe kann vor allem
bei nicht genügend akklimatisierten Personen die sogenannte akute
Höhenkrankheit auftreten. Diese äußert sich beispielsweise durch
Kopfweh, Übelkeit und/oder Schwindelgefühle. Oberhalb von etwa 3500 m
(ü. NN.) kann es dann richtig gefährlich werden. Die
Wahrscheinlichkeit an der Höhenkrankheit zu erkranken steigt rapide
an. Auch die Bildung von Ödemen in Lunge oder Gehirn sind möglich,
was im schlimmsten Fall tödlich ausgehen kann. In diesen Höhen ist es
also umso wichtiger, seinem Körper die Zeit zu geben, sich
anzupassen. Dabei ist die körpereigene Fitness übrigens nicht
ausschlaggebend. Entscheidend sind Aufstiegsgeschwindigkeit (je
langsamer, desto besser), erreichte Höhe (v.a. die Übernachtungshöhe)
und die eigene Empfindlichkeit.

Für die kurzfristige Anpassung beschleunigt der Körper die Atmung, um
dem eigenen Sauerstoffbedarf gerecht zu werden. Bei mehrtägigem
Aufenthalt in großen Höhen beginnt er dann mit der Produktion roter
Blutkörperchen, um mehr Sauerstoff pro Zeit in den Blutbahnen
transportieren zu können. Doch oberhalb von etwa 7000 m (ü. NN.)
würde selbst die beste Akklimation nichts mehr bringen, denn ab
dieser Höhe kann der Körper den eigenen Sauerstoffbedarf nicht mehr
decken, sodass er unweigerlich abbaut, was letztendlich den sicheren
Tod zur Folge hätte. Man spricht deshalb in diesen Höhen auch von der
sogenannten Todeszone.

Zu dünne Luft ist also sehr schädlich, zu dicke ist vermutlich aber
auch nicht wirklich förderlich. Ein Kompromiss wäre vielleicht ein
Aufenthalt in einer urigen Almhütte auf z. B. 1500 m. Ob das gesünder
ist, sei dahingestellt, gemütlicher wäre es aber auf jeden Fall.

Hinweis: Nähere Informationen zum Thema Höhenkrankheit finden Sie auf
der Webseite des "Hermann Buhl Trainings- & Forschungszentrum".


© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

15.12. - Was tun an grauen Tagen?

14.12. - Von Meteoren, Hochnebel, Inversionen und optimaler Himmelssicht

13.12. - Novembergrau oder Dezembergrau?

12.12. - Extreme Dezember: 2010 und 2015 im Vergleich

11.12. - Hoch ELLINOR bringt graue Tristesse

10.12. - Ein erster Griff in die Spekulatiuskiste

09.12. - Die heiße Kugel

08.12. - Vom Winter keine Spur!

07.12. - Ein Sonntag mit Film und Fernsehen

06.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 2

05.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 1

04.12. - Tiefdruckeinfluss über dem östlichen Mittelmeer

03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025

02.12. - Deutschlandwetter im November 2025

01.12. - Nebel im Winterhalbjahr

30.11. - Milder Winterstart

29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick

28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands

27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion

26.11. - Vom Kaltlufteinbruch bis zur Westdrift – Wie sich das Wetter zu Beginn der Weihnachtszeit in den letzten zehn Jahren präsentierte.

25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter

24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos

23.11. - Erste Glatteislage der Saison

22.11. - Die Kugel der Mitte

21.11. - Lesen bildet

20.11. - Eisige Nächte am Wochenende

19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!

18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?

17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht

16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles