16. März 2014 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Was hat die Zwiebel mit dem Wetter zu tun?
Klar, Zwiebeln brauchen zum Wachsen Sonne und Regen, die ja bekanntlich meteorologische Elemente sind. Aber fangen wir die Geschichte von vorne an...
Am Tage versorgt die Sonne uns Erdenbewohner durch ihre (kurzwellige)
Einstrahlung mit Energie. Die Erde gibt jedoch gleichzeitig auch
Energie in Form von langwelliger Strahlung in den Weltraum ab. Halten
sich beide Strahlungsflüsse die Waage, so bleibt die Temperatur
konstant. Überwiegt hingegen die solare Komponente, steigt die
Temperatur an. Umgekehrt ist es, wenn die terrestrische Komponente
(also die Ausstrahlung der Erde) überwiegt - dann sinkt die
Temperatur. Die Tiefstwerte einer sternenklaren Nacht werden um die
Zeit des Sonnenaufgangs herum gemessen, da die ganze Nacht über
Energie ins Weltall abgegeben wurde.
Kurz nach Sonnenaufgang setzt die Erwärmung ein. Nach dem sogenannten
Stefan-Boltzmann-Gesetz ist die Energieabstrahlung der Erde bei
niedrigen Temperaturen geringer als bei hohen. Nach Sonnenaufgang
kann die nun ankommende Energie die Ausstrahlung der Erde rasch
überwiegen. Durch die Einstrahlung der Sonne erwärmt sich zunächst
die Erde und schließlich auch die darüber befindliche Luft. Mit
steigender Temperatur verstärkt sich auch die terrestrische
Strahlung. Im Laufe des Tages, wenn die Sonne bereits wieder auf
ihrem "absteigenden Ast" ist, sind beide Energieflüsse ihrem Betrag
nach wieder gleich groß. Nachfolgend ist die Ausstrahlung größer als
die Einstrahlung und die Temperatur sinkt. Dieser Umkehrpunkt liegt
im Winter zwischen 13 und 14 Uhr, also nicht allzu lang nach dem
Sonnenhöchststand. Im Sommer wird der Umkehrpunkt erst am späten
Nachmittag überschritten.
Während des Winters steht die Sonne tagsüber recht flach über dem
Horizont. Dadurch wird mit derselben durch die Sonne zur Verfügung
stehenden Energie eine deutlich größere Fläche beschienen als im
Sommer. Außerdem sind die Tage kürzer, wodurch sich der Erdboden bzw.
die Luft auch bei sonnigem Wetter kaum erwärmen können. Die Abkühlung
in der Nacht ist die überwiegende Komponente im Winter. Sie vollzieht
sich aber aufgrund der oben angesprochenen Gesetzmäßigkeiten
langsamer als eine Erwärmung im Sommer bei hochstehender Sonne. Daher
sind die Temperaturgegensätze zwischen Tag und Nacht im Sommer und
bereits jetzt im Frühjahr stärker ausgeprägt als im Winter.
In der nun fast vollendeten Woche stieg die Sonne mittags zwischen
32° im Norden und knapp 40° im Süden Deutschlands über den Horizont.
Dadurch konnte sich während der zurückliegenden "Arbeitswoche" ein
ausgeprägter Tagesgang der Temperatur ausbilden. Ging man früh aus
dem Haus, war es oft recht kalt. Manch einer musste vielleicht sogar
erst die Scheiben seines Autos frei kratzen, bevor er auf Arbeit
fahren konnte. Hatte man dann endlich Feierabend, konnte man
ordentlich Sonne tanken. Der Blick aufs Thermometer zeigte durchaus
Werte um 20 Grad.
In der Grafik sehen Sie den
Temperaturverlauf an der südhessischen Station Schaafheim-Schlierbach
am vergangenen Mittwoch und Donnerstag. Früh morgens war es frostig,
tagsüber stieg die Temperatur auf über 18 Grad an. Die
Tageshöchstwerte sprachen doch eher für ein T-Shirt als für die
Winterjacke, wie sie noch am Morgen nötig war. Gut bedient war da
derjenige, der sich wie eine Zwiebel, also mehrere dünne Schichten
übereinander, angezogen hatte. Das hat die Zwiebel also mit dem
Wetter zu tun.
In den nächsten Tagen sind die Unterschiede zwischen
Temperaturmaximum und -minimum in großen Teilen Deutschlands
schwächer ausgeprägt, da Wolken das Wetter dominieren werden. Sie
dämpfen sowohl die Erwärmung tagsüber als auch die Auskühlung in der
Nacht. Etwas mehr in den Genuss der Sonne kommt man wohl im Süden und
Südwesten. Dort werden sich wieder entsprechende
Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht beobachten lassen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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