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10. Februar 2024 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

Aktuelle Winterbilanz

Aktuelle Winterbilanz

Datum 10.02.2024

Im heutigen Tagesthema werfen wir ein Blick auf die bisherige Bilanz des meteorologischen Winters 2023/24.

Einleitung – Aktuell Frühling im Winter

Der meteorologische Winter (1. Dezember bis 28./29. Februar) neigt sich so langsam seinem Ende zu und verkleidet sich derzeit auch eher als Vorfrühling – die Fastnachtsumzüge wird es freuen. Dass wir uns bereits mit großen Schritten in Richtung der Vegetationsperiode bewegen, kann man gut mit der Maßzahl der Grünlandtemperatur visualisieren. Für diese Maßzahl werden alle positiven Tagesmitteltemperaturen seit Jahresbeginn aufaddiert. Aufgrund des geringeren Sonnenstandes werden diese allerdings im Januar noch mit dem Faktor 0.5 und im Februar mit 0.75 multipliziert. Eine wichtige Schwelle ist die 200 K Marke, die allgemein als Vegetationsbeginn angesehen wird. In der Grafik sieht man die Verläufe der Grünlandtemperatursumme zwischen 1. Januar und 31. März für die Jahre 1988 bis 2023 an der Wetterstation Frankfurt. Dabei wurden einige interessante Jahre farblich hervorgehoben. Auch der bisherige Verlauf 2024 ist eingezeichnet. Wenig überraschend bewegt sich 2024 aktuell ganz weit oben, genau genommen sogar auf Platz zwei seit 1988 für einen 10.Februar.


Die Grafik zeigt die Grünlandtemperatursumme jeweils vom 01.01. bis 31.03. für die Jahre 1988 bis 2024.
Die Grafik zeigt die Grünlandtemperatursumme jeweils vom 01.01. bis 31.03. für die Jahre 1988 bis 2024.



Die aktuelle Bilanz bei Frost- und Eistagen

Aber abgesehen von der aktuellen Mildphase, wie schaut der Winter 2023/24 so kurz vor Ende statistisch aus? Für die Bewertung des meteorologischen Winters bieten sich verschiedene Maßzahlen an. Das sind zum einen die Anzahl der Frosttage (Minimumtemperatur unter 0 Grad) und Eistage (Maximumtemperatur unter 0 Grad). Auch die mittlere Temperatur (Tagesmitteltemperatur über den gesamten Winter hinweg) und die Kältesumme (Aufsummierung aller negativen Tagesmitteltemperaturen) sind gute Maßzahlen.

Blicken wir zunächst auf die Zahl an Frost- und Eistagen. Zunächst einmal lässt sich ganz allgemein feststellen, dass die Anzahl der Frost- bzw. Eistage im Vergleich von der alten Klimareferenzperiode 1961-1990 zur neuen Referenzperiode 1991 bis 2020 deutlich zurückgegangen ist. Schaut man auf den bisherigen Winter, so sieht man, dass die Werte nochmal unter den Werten der aktuell gültigen Referenzperiode liegen. Im Mittel fehlen noch 15 bis 20 Frosttage und 5 bis 10 Eistage. Mit Blick auf die weiteren Aussichten, kann man schon jetzt sagen, dass die Mittelwerte recht sicher nicht erreicht werden.

Schaut man ganz konkret auf Frankfurt, dann sieht man, dass die Anzahl der Frost- und Eistage in den letzten gut zehn Jahren im Vergleich zu 1991-2020 nochmals deutlich zurückgegangen sind. Den letzten richtig kalten Winter der aktuell gültigen Klimareferenzperiode gab es 1996/97. Da schaffte es Frankfurt auf 31 und Sylt auf 19 Eistage - also Tage, an denen die Temperatur nicht über den Gefrierpunkt gestiegen ist! Kann man sich das heutzutage noch vorstellen?


Die Grafik zeigt die bisherige Anzahl an Frosttagen(Minimum < 0 Grad) im meteorologischen Winter 2023/24 im Vergleich zu den Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 sowie dem Winter 1996/97.
Die Grafik zeigt die bisherige Anzahl an Frosttagen(Minimum < 0 Grad) im meteorologischen Winter 2023/24 im Vergleich zu den Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 sowie dem Winter 1996/97.




Die Grafik zeigt die bisherige Anzahl an Eistagen (Maximum < 0 Grad) im meteorologischen Winter 2023/24 im Vergleich zu den Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 sowie dem Winter 1996/97.
Die Grafik zeigt die bisherige Anzahl an Eistagen (Maximum < 0 Grad) im meteorologischen Winter 2023/24 im Vergleich zu den Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 sowie dem Winter 1996/97.




Die Grafik zeigt die Entwicklung der Anzahl von Frost- und Eistagen im meteorologischen Winter für die Station Frankfurt Flughafen von 1950 bis 2024.
Die Grafik zeigt die Entwicklung der Anzahl von Frost- und Eistagen im meteorologischen Winter für die Station Frankfurt Flughafen von 1950 bis 2024.



Die aktuelle Mitteltemperatur und Kältesumme

Werfen wird noch einen Blick auf die bisherige Mitteltemperatur und Kältesumme. Gerade letztere eignet sich sehr gut für die Einordnung der Strenge des Winters, da sie auch die Absolutwerte der täglichen Temperatur mit einbezieht.

Die aktuelle Mitteltemperatur liegt in vielen Regionen knapp 2 K über den vieljährigen Mittelwerten von 1991 und 2020. Nimmt man die Periode von 1961 bis 1990 als Basis, betragen die Abweichungen sogar über 3 K. Dabei sind die positiven Anomalien am größten im Süden und Südosten des Landes. Zwar war der Rekordwinter 2006/07 nochmal ein 1 K wärmer, trotzdem bewegt sich auch der Winter 2023/24 auf ziemlich hohem Niveau.

Die Kältesumme liegt im Deutschlandmittel gerade einmal bei 56 K und damit weit entfernt von richtig kalten Wintern. Um von einem normalen Winter zu sprechen, sollte die Summe hingegen eher im dreistelligen Bereich zu finden sein. Blicken wir doch nochmal auf den Winter 1996/97. In Frankfurt gab es damals eine Kältesumme von 186 Kelvin (2023/24: 40 K), in Essen von 161 Kelvin (2023/24: 27 K). In kälteren Regionen wie beispielsweise in Erfurt, wurden 296 Kelvin erzielt (2023/24: 75 K).


Die Grafik zeigt die bisherige Mitteltemperatur des Winters 2023/24 im Vergleich zur Referenzperiode 1961-90, dem Kaltwinter 1996/97, dem Eiswinter 1962/63 und dem wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn 2006/07.
Die Grafik zeigt die bisherige Mitteltemperatur des Winters 2023/24 im Vergleich zur Referenzperiode 1961-90, dem Kaltwinter 1996/97, dem Eiswinter 1962/63 und dem wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn 2006/07.





Die Grafik zeigt die bisherige Kältesumme des Winters 2023/24 im Vergleich zu den Referenzperiode 1961-90 und 1991-2020 sowie dem Mittel der letzten 10 Jahre und dem Kaltwinter 1996/97 bzw. Eiswinter 1962/63.
Die Grafik zeigt die bisherige Kältesumme des Winters 2023/24 im Vergleich zu den Referenzperiode 1961-90 und 1991-2020 sowie dem Mittel der letzten 10 Jahre und dem Kaltwinter 1996/97 bzw. Eiswinter 1962/63.




Die niedrigsten Minima und Maxima

Neben all den Temperturmaßen darf eines nicht fehlen: Die niedrigsten Minima und Maxima im Laufe eines Winters. Blickt man stellvertretend auf die Wetterstation Frankfurt Flughafen, so erkennt man, dass die winterliche Frosthärte in den letzten Jahrzehnten immer mehr zurückgegangen ist. Während es früher in aller Regelmäßigkeit strenge Nachtfröste gab, ist dies mittlerweile nicht mehr unbedingt ein winterliches Kennzeichen. Die gleiche Entwicklung ist auch bei den Maxima zu erkennen. Diese grundlegende Aussage lässt sich auch auf andere Wetterstationen in Deutschland übertragen.


Die Grafik zeigt die Entwicklung der tiefsten Minima und Maxima im meteorologischen Winter für die Station Frankfurt Flughafen von 1950 bis 2024.
Die Grafik zeigt die Entwicklung der tiefsten Minima und Maxima im meteorologischen Winter für die Station Frankfurt Flughafen von 1950 bis 2024.



Epilog – Wie geht es weiter

Nachdem sich die sehr milden Maxima in den nächsten Tagen auf hohem Niveau etwas konsolidieren, greift der Vorfrühling in der zweiten Wochenhälfte erneut an. Noch unsicher, aber nicht ausgeschlossen, dass dann zum ersten Mal in diesem Jahr die 20 Grad in der Hitliste aufleuchtet. Damit wird es immer schwieriger, noch entscheidend an den aktuellen statistischen Zahlen zu drehen. Der Winter geht also wieder als ein sehr milder in die Geschichtsbücher ein. Bei der Mitteltemperatur im Flächenmittel über ganz Deutschland liegt er derzeit in den Top10 der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn 1882.
Für alle Statistikfans nochmal eine ausführliche Tabelle mit allen Maßzahlen für ausgewählte Städte in Deutschland.


Die Grafik zeigt eine Tabelle mit Statistiken verschiedener winterlicher Parameter für ausgewählte Stationen in Deutschland.
Die Grafik zeigt eine Tabelle mit Statistiken verschiedener winterlicher Parameter für ausgewählte Stationen in Deutschland.






© Deutscher Wetterdienst

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