07:02 MESZ | 09.05.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
11. Dezember 2010 |

Von Fronten und Luftmassengrenzen

Eine turbulente Woche liegt hinter uns. Der Grund für die
Wetterkapriolen mit mal Schnee, mal Regen und sogar
gefrierendem Regen, war der Kampf zwischen zwei verschiedenen
Luftmassen (siehe Thema des Tages vom Nikolaustag, zu finden
rechts in der Rubrik "Thema
des Tages" unter [mehr]).

Worum es sich bei einer Luftmasse handelt und wie diese
entsteht, haben wir bereits gelernt. Nun soll es um das
Grenzgebiet zwischen zwei unterschiedlichen Luftmassen gehen.
Diese Grenze wird mit dem Begriff Front bezeichnet. An ihr
kommt es zu einer mehr oder weniger sprunghaften Änderung der
Temperatur, der Feuchte und auch der Windrichtung. Fronten sind
dabei keine mit dem Lineal gezogenen Linien, sondern vielmehr
Übergangszonen, die einige 10 km breit sind.

Dabei unterscheidet man zwischen Warm- und Kaltfronten. Bei
einer Warmfront werden kalte Luftmassen durch warme abgelöst,
während bei einer Kaltfront die warme Luft von der kalten
verdrängt wird.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Warmfront: In der
Wetterkarte erkennt man sie durch eine rote Linie mit gefüllten
Halbkreisen. Die angebrachten Symbole zeigen dabei in die
Richtung, in die sich die Front bewegt. Warme Luftmassen sind
leichter als kalte. Daher gleitet die warme Luft langsam auf
die kalte Luft auf. Es dauert also eine gewisse Zeit, bis
letztere verdrängt ist. Die Warmluft setzt sich daher zunächst
in der Höhe durch, was man in Form dünner Schleierbewölkung
erkennt.

Bei einer Kaltfront erfolgt der Luftmassenwechsel in aller
Regel deutlich schärfer. Sie wird gekennzeichnet durch eine
blaue Line mit gefüllten Dreiecken, ausgerichtet in
Zugrichtung. Die schwerere kalte Luft schiebt sich wie ein Keil
unter die Warmluft und drängt diese damit weg. Die warme Luft
wird dabei in die Höhe gedrückt. Die Folge sind hohe
Quellwolken, sowie Schauer und auch manchmal Gewitter. Die
Auswirkungen dieser Front fallen also in aller Regel deutlich
heftiger aus, als bei ihrem Pendant.

Was passiert nun aber, wenn beide Fronten aufeinander treffen?
Man kann sich leicht vorstellen, dass sich eine Warmfront aus
oben beschriebenen Gründen langsamer fortbewegt, als eine
Kaltfront. Sie wird einfach ausgebremst wie ein Löffel im
Honigglas, wobei der Löffel die Warmluft und der Honig die
kalte zähe Luftmasse darstellt. Die Kaltfront bewegt sich
hingegen geschmeidig wie durch Öl. Irgendwann ist es soweit und
die Kaltfront holt die Warmfront ein. Ist dies geschehen,
bezeichnet man die neu entstandene Front als Okklusion.

Bei einer Okklusion ist der Windsprung zwar weiterhin
vorhanden, der Unterschied in Feuchte und Temperatur ist aber
nicht mehr so tragend. In der Wetterkarte erkennt man sie an
einer lila farbenen Linie und Symbolen, die einen gefüllten
Halbkreis und Dreieck direkt nebeneinander haben.

Eigentlich sind alle Fronten auch Luftmassengrenzen. Letzterer
Begriff wird aber häufig für ein ganz besonderes Phänomen
benutzt. Dabei treffen zwei unterschiedliche Luftmassen auf
engsten Raum aufeinander (Polarluft und Tropikluft). Die
Unterschiede in den Luftmasseneigenschaften sind dabei sehr
deutlich ausgeprägt.

Dies war auch am vergangenen Mittwoch der Fall, der uns in
einem Rückblick und Ursachenforschung im morgigen Thema des
Tages beschäftigt

Bis dahin genießen (oder verfluchen) Sie den vorübergehend
milderen Witterungsabschnitt, denn eins kann ich schon
verraten: Der Winter hat zumindest im Dezember noch einiges vor
mit uns.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst




© Deutscher Wetterdienst