01. Januar 2013 | Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Prosit Neujahr - die erste Wettervorhersage im Jahr 2013
Ja, liebe Leserinnen und Leser dieser Rubrik, Sie haben richtig
gelesen und leiden nicht an den Folgen einer möglicherweise etwas aus
dem Ruder gelaufenen Silvesterparty oder sonstiger Sinnestäuschungen.
Das erste "Thema des Tages" im neuen Jahr beschäftigt sich
tatsächlich mit prognostischen Gedanken über die nahe Zukunft und
nicht - wie sonst am Ersten eines jeden Monats üblich - mit
klimatologischen Tatsachen der nahen Vergangenheit. Doch keine Angst,
niemand muss auf die Zusammenstellung der kältesten und wärmsten, der
nassesten und trockensten sowie der sonnenscheinreichen und -ärmsten
Orte im Messnetz des DWD aus dem Monat Dezember verzichten.
Sagen wir mal so: Einmal im Jahr ist Silvester, und da ist es nur zu
verständlich, dass auch die Kollegen, die mit großem Arbeitsaufwand
und Akribie diese Klimalisten zusammenstellen, mal ein bisschen (oder
auch ein bisschen mehr) feiern wollen. Also liebe Leute, wir bitten
ein wenig um Nachsicht und Geduld, am Mittwoch, dem 2. Januar 2013
erscheint im Laufe des Vormittags die Hitliste der Wetterextrema aus
dem Dezember 2012.
Bevor ich nun zum eigentlichen Thema des Tages komme, möchte ich es -
auch im Namen der gesamten Kollegenschaft - natürlich nicht
versäumen, allen Leserinnen und Lesern ein glückliches und vor allem
gesundes neues Jahr zu wünschen. Wir, sprich das Autorenteam der
"Tagesthemen" (gemeint sind an dieser Stelle nicht die Frau Miosga
oder der Herr Buhrow), hoffen, tagtäglich einen kleinen und
bescheidenen positiven Beitrag aus der Welt des Wetters und Klimas
beitragen zu können, sei es mit aktuellen Fakten oder Prognosen, sei
es mit Erklärstücken oder Hintergrundberichten zu Prozessen in der
Atmosphäre bzw. deren Vorhersagbarkeit und, und, und. Dass wir dabei
in starkem Maße vom natürlichen Werdegang des Wetters abhängig sind,
ist selbstverständlich. Nicht jeden Tag wird es einen halben Meter
schneien oder exorbitant stürmen oder schwere Gewitter geben, aber
auch die vermeintlich langweiligen oder - besser gesagt - eher
beschaulichen Vorgänge in der Natur verdienen eine entsprechende
Würdigung, verfügen sie doch nicht selten über interessante Aspekte,
die dem gemeinen Betrachter oftmals gar nicht so bewusst sind.
So, bevor das Ganze hier nun aber in eine mit Allgemeinplätzen
gespickte Neujahrsansprache abgleitet, "Butter bei die Fische". Wie
sieht sie nun aus, die erste Wettervorhersage im Jahr 2013.
Das neue Jahr beginnt mit der Passage einer Kaltfront, die
Deutschland bis Mittwoch von Nordwest nach Südost überquert. Absender
dieser Luftmassengrenze ist das Tief UNDINE, das sich von der
Norwegischen See in Richtung Finnland verlagert. Bei dem Tief handelt
es sich übrigens um eine "Altlast" aus dem vergangenen Jahr, deswegen
auch der weibliche Name. Im Jahr 2013 wechselt nämlich der
Taufalgorithmus der FU Berlin (dort werden die Namen vergeben):
Demnächst kommen Tiefs wieder maskulin und Hochs feminin daher,
allerdings müssen erst noch die Residuen aus dem alten Jahr (neben
UNDINE sind das noch die Hochs WOLFGANG und XERXES) getilgt werden.
Zurück zur Kaltfront; klingt doch irgendwie nach Winter, könnte jetzt
der eine oder andere einwerfen. Wird das jetzt doch mal wieder was,
nachdem uns das früh einsetzende Weihnachtstauwetter ja einen
ziemlich milden Jahresausklang beschert hat. Jein lautet die
"eindeutige" Antwort es Meteorologen, allerdings mit klarer Betonung
auf "nein".
Fakt ist, dass hinter der Kaltfront vorübergehend ein Schwall
kälterer Meeresluft zu uns gelangt, die vor allem in höheren Lagen
einen Temperaturrückgang bringt, während sich die Abkühlung in den
unteren Luftschichten in Grenzen hält (heute 3 bis 10 Grad, am
Mittwoch 2 bis 8 Grad). Immerhin reicht das Ganze, um bis Mittwoch in
den Mittelgebirgen sowie Richtung Alpen oberhalb etwa 400 bis 700 m
einige Zentimeter Neuschnee zu produzieren, die aber mitnichten für
einen substanziellen Wintereinbruch reichen. Im Flachland reicht es
ohnehin nur für regnerisches Schmuddelwetter, auch wenn sich in der
Nacht zum sowie am Mittwoch selbst stellenweise mal ein
Graupelschauer bis ganz nach unten verirrt.
In der zweiten Wochenhälfte hat es sich dann erledigt mit Kaltfront
und Kaltluft. Im Gegenteil, die Warmfront eines nordatlantischen
Tiefs (Name noch nicht vergeben) schwenkt langsam über Deutschland
ostwärts hinweg und steuert milde und feuchte Atlantikluft zu uns,
die alles andere, nur keinen Winter bringt. Grau wird zur
atmosphärischen Modefarbe, vor allem im Bergland fehlt teilweise der
Durchblick wegen Nebels. Dazu kann es immer mal wieder leicht regnen
oder nieseln, nur am Donnerstag fällt anfangs Richtung Alpen sowie im
östlichen und südöstlichen Bergland noch etwas Schnee (oder örtlich
auch gefrierender Regen, weil die Nacht zuvor frostig wird). Die
Sonne bekommt insgesamt nur wenige Chancen, etwas gute Laune unter
die Menschheit zu versprühen. Daran dürfte auch die Tatsache nicht
viel ändern, dass ein Hoch über Südwesteuropa (derzeit XERXES) etwas
näher an unseren Raum heranrückt
Die Temperaturkurve zeigt wieder klar nach oben mit 3 bis 11 Grad am
Donnerstag und 5 bis 11 Grad am Freitag (wobei es im Westen und
Nordwesten jeweils am mildesten wird). Nachtfrost ist (abgesehen von
der Nacht zum Donnerstag, wo es im Süden und Südosten verbreitet
leichten bis mäßigen Frost gibt) kaum ein Thema, nur vereinzelt kühlt
es im Bergland Süddeutschlands mal auf Gefrierpunktnähe ab. Mager,
mager für Anfang Januar, aber noch ist der Winter per definitionem ja
nicht vorbei. Nur soviel für den Augenblick: Am kommenden Wochenende
wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht
auflaufen.
© Deutscher Wetterdienst
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