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09. September 2022 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Des Regens schöner Klang

Des Regens schöner Klang

Datum 08.09.2022

Nach vielen heißen, sonnigen und trockenen Sommerwochen kam er endlich, der langersehnte Regen!

Plitsch, plitsch, plitsch-platsch, plitsch-platsch-platsch, plitschplatschplitschplatsch – das Geräusch prasselnden Regens auf dem Dachfenster schien zunächst unwirklich. Ist das noch Traum oder schon Realität? Egal, weiterschlafen, der Wecker hat noch nicht geklingelt. Klackklackklackklackklack – bei diesem wundervollen Klang, der seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr zu hören war, war es unmöglich, wieder in die Traumwelt zurückzukehren. Mit müden Augen wurde sich also aus dem Bett gekämpft, ran ans Fenster und mit einem Mal war die Müdigkeit wie verflogen: Es waren nicht nur einzelne Regentropfen, die auf die Scheiben prasselten und herabperlten…, nein es regnete Bindfäden. Und unwillkürlich kam die britische Gastfamilie in den Kopf, die stets zu sagen pflegte "it's raining cats and dogs" ;-)…


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Da war klar: Ein Blick aus dem Fenster genügt nicht, ab nach Draußen! Die Balkontür kaum offen, stieg ein bekannter und doch fast vergessener, herrlicher Geruch in die Nase. Oh wie schön ist Petrichor! Eigentlich kein Wunder, dass versucht wird, diesen anziehenden Duft des Regens in Parfums einzufangen – aber ob das gelingt?! Die Regentropfen plätscherten sanftmütig auf die Holzdielen, sammelten sich in den Untersetzern der Kräutertöpfe und selbst der trockenheitserprobte Feigenkaktus schimmerte doch trotz dunkler Nacht in einem saftigeren Grün als sonst, oder nicht?

Nun erst fiel der Blick aufs Handy, "4:07" leuchtete in hellen Ziffern auf und ließ vorahnen, dass an Einschlafen bis zum Klingeln des Weckers in gut einer Stunde nicht mehr zu denken war. Dann konnte doch auch noch ein kurzer Blick aufs Radarbild geworfen werden, oder? Und tatsächlich: Zwei bis drei Stunden würde es bestimmt noch regnen! Herrlich!


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Und so verging die Zeit, bis das Klingeln des Weckers den müden Geist und die wieder müde gewordenen Augen aufschreckte und aus dem Dämmerzustand in den aktiven Modus katapultierte. So ähnlich ging es wohl auch dem PC, der gut 1,5 Stunden später aus dem Stand-By-Modus zum Leben erweckt wurde und die ganzen Facetten, Hintergründe und Prognosen präsentierte:
Ein Radarbild (siehe Abbildung 1), das nicht nur in ganz Hessen, sondern auch angrenzend in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg farbige Flächen zeigte – wann gab es das zuletzt?


Die Heldin, die sich das auf die Fahne schreiben kann, war schnell ausgemacht: PEGGY. Das Tief über Großbritannien hatte eine langgestreckte Tiefdruckrinne ausgebildet, die quer über Deutschland lag und in der eben genau dieses großflächige Regenband eingelagert war. Tiefdruckzone respektive Regenband verlagerten sich langsam von Südwest nach Nordost, wobei es dort, also im Norden und Osten, am Nachmittag nochmal interessant werden würde: Die Nähe zu Hoch QUINTIN (siehe Abbildung 2) sorgt für eine "Gegenstromlage" (Ostwind am Boden, Südwestwind in der Höhe), sodass das Regengebiet dort kaum noch weiter vorankommen sollte und über mehrere Stunden teils große Regenmengen prognostiziert wurden.
Auch wenn sicherlich auch dort der Regen für viele eher Segen statt Fluch ist, so bergen Summen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter eine gewisse Gefahr; Straßen können beispielsweise überflutet werden und Keller volllaufen.



Und während der Regen im Westen und Südwesten längst abgezogen ist und sich auch hier, beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, beim Blick gen Westen aufgelockerte Bewölkung zeigt (siehe Abbildung 3), ist sich das Kollegium einig: Danke Peggy!



© Deutscher Wetterdienst