Facebook Twitter
Drucken
18. April 2022 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Der Apfel blüht: Der Vollfrühling ist da!

Der Apfel blüht: Der Vollfrühling ist da!

Datum 18.04.2022

Seit einigen Tagen kommt die Apfelblüte in Deutschland in Fahrt. Damit wird der phänologische "Vollfrühling" eingeläutet.

Wenn Sie in den west- und südwestdeutschen Niederungen beheimatet sind oder dort in den vergangenen Tagen unterwegs waren, wird es Ihnen vielleicht schon aufgefallen sein. Die Apfelbäume haben begonnen zu blühen! Der Beginn der Apfelblüte markiert den Start in den sog. "Vollfrühling". Doch was versteht man darunter?


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Der Vollfrühling ist eine phänologische Jahreszeit. Die Phänologie ist allgemein die "Lehre von den (natürlichen) Erscheinungen". Die Phänologie im Deutschen Wetterdienst beinhaltet die Erfassung der periodischen Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von wildwachsenden Pflanzen und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen sowie der Eintrittstermine landwirtschaftlicher Arbeiten. Aus den Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien kann das sog. "phänologische Jahr" konstruiert werden. Dabei werden die bekannten vier Jahreszeiten nochmal unterteilt: Der Frühling in Vor-, Erst- und Vollfrühling, der Sommer in Früh-, Hoch- und Spätsommer und der Herbst in Früh-, Voll- und Spätherbst. Das Vegetationsstadium der Apfelblüte ist dabei das für den Vollfrühling charakteristische.

Die phänologischen Jahreszeiten sowie deren Eintrittsdaten werden klassischerweise in einer sog. "Phänologischen Uhr" kreisförmig dargestellt (siehe Abbildung 1 auf http://www.dwd.de). Der äußere Ring zeigt dabei das vieljährige Mittel, der innere Kreis den aktuellen Stand des laufenden phänologischen Jahres. Diese Daten sind für viele Fragestellungen in der Landwirtschaft, aber auch für Medien- und Reiseunternehmen (Obstblüte) sowie in der Medizin (Pollen, Allergien) von großem Interesse. Man erkennt, dass die Vegetation in diesem Jahr einen waschechten "Frühstart" hinlegte. Die über weite Strecken zu warme Witterung im Winter begünstigte einen um etwa ein bis zwei Wochen verfrühten, für den Vor- und Erstfrühling charakteristischen Blühbeginn der Hasel und Forsythie.

Diesen Vegetationsvorsprung scheint die Natur, trotz zeitweise kühlerer Witterung in diesem Frühling, auch bis in den Vollfrühling hinein "retten" zu wollen. In den prädestinierten Wärmehochburgen am Rhein startete die Apfelblüte teilweise bereits schon Ende März, in den meisten Niederungen im Westen und Südwesten nun ziemlich flächendeckend seit der zweiten Aprilwoche (siehe Abbildung 2). Es wird zwar noch ein paar Tage dauern, bis die meisten phänologischen Beobachter den Blühbeginn gemeldet werden haben, die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass dies noch vor dem klimatologischen "Stichtag" am 27. April der Fall sein wird. Die letzte Prognose (Stand 12.4.) ging vom 21. April aus.

Dass die Vegetation nach dem Winter im Schnitt immer früher in die Gänge kommt, lässt sich aus den phänologischen Daten recht eindeutigen ableiten. Am Beispiel der Haselblüte (Abbildung 3) wird deutlich, dass die Blüte vor allem in den letzten 10 Jahren mit nur wenigen Ausnahmen zu früh, häufiger sogar mit einem zweiwöchigen Vorsprung einsetzte. Dieses Symptom des Klimawandels ist eine Gefahr für die Kulturpflanzen, die immer häufiger in voller Blüte späten Nachtfrösten ausgesetzt und geschädigt werden können. Hoffen wir, dass dieses Schicksal dem Apfel in diesem Jahr nicht "blühen" wird.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

05.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 1

04.12. - Tiefdruckeinfluss über dem östlichen Mittelmeer

03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025

02.12. - Deutschlandwetter im November 2025

01.12. - Nebel im Winterhalbjahr

30.11. - Milder Winterstart

29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick

28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands

27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion

26.11. - Vom Kaltlufteinbruch bis zur Westdrift – Wie sich das Wetter zu Beginn der Weihnachtszeit in den letzten zehn Jahren präsentierte.

25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter

24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos

23.11. - Erste Glatteislage der Saison

22.11. - Die Kugel der Mitte

21.11. - Lesen bildet

20.11. - Eisige Nächte am Wochenende

19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!

18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?

17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht

16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles

15.11. - Nasser Norden

14.11. - Polarluft versus Warmluft

13.11. - Die Deckenkugel

12.11. - Magische Nächte?

11.11. - Die Europäische Unwetterkonferenz und das Europäische Unwetterlabor

10.11. - Es geht schon wieder los!

09.11. - Das Herbstwetter mit Blick durch die Ensemble-Brille

08.11. - Perfektes Wochenende

07.11. - Wetter in der Musik

06.11. - Wenn die Küstengebiete in den Schneemassen versinken