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01. Januar 2018 | MSc.-Met. Thore Hansen

Tiefs geben sich Stelldichein in Mitteleuropa

Tiefs geben sich Stelldichein in Mitteleuropa

Datum 01.01.2018

Die Serie an Tiefdruckgebieten, die vom Atlantik Kurs auf Mitteleuropa nehmen, reißt noch nicht ab. Vorerst bleibt es damit äußerst unbeständig, teils sehr stürmisch und mild. Erst zum Wochenende deutet sich eine Wetterumstellung an.

Mitteleuropa zeigt sich am heutigen Neujahrstag praktisch von Tiefs umzingelt. Über Norwegen "kringelt" sich HORST, von Frankreich rauscht Sturmtief INGMAR heran, über der Nordadria sorgt JOSEF für kräftige Niederschläge und über dem Atlantik warten schon weitere Tiefdruckgebiete darauf, nach Europa vorzustoßen und damit auch einen Namen zu erhalten. Mit dem heutigen Tag sind dies für Tiefs im Übrigen wieder weibliche Namen und für Hochdruckgebiete entsprechend männliche, in genau einem Jahr ist es dann wieder umgekehrt.



Ein Grund für die rege Tiefdrucktätigkeit auf dem Atlantik und bei uns findet man auf der anderen Seite des Ozeans, über Nordamerika. Dort strömen polare Luftmassen über Kanada weit nach Süden und auch auf den angrenzenden Nordatlantik und verschärfen dort den Temperaturkontrast zu den deutlich wärmeren Luftmassen subtropischen Ursprungs. Diese Temperaturunterschiede zwischen Nord und Süd sind der Hauptantrieb für kräftige und zahlreiche Tiefdruckentwicklungen, die dann entlang des Jetstreams ihren Weg bis zu uns finden. So auch wieder in der kommenden Nacht, wenn INGMAR für Regen, im höheren Bergland Schnee, und im Süden auch für Sturm sorgt. Schon am Mittwoch folgt dann der nächste "Übeltäter", der in Sachen Sturm sehr wahrscheinlich noch mal eine Schippe drauflegt, dann könnten in West- und Süddeutschland sogar in tiefen Lagen schwere Sturmböen auftreten, selbst orkanartige Böen sind aus heutiger Sicht vor allem in Verbindung mit Gewittern nicht ausgeschlossen.

Eine Änderung der Großwetterlage, also der großräumigen Anordnung der Druckgebilde, scheint sich dann für das kommende Wochenende einzustellen. Eine nicht unerhebliche Rolle könnte dafür ein Sturmtief vor der Ostküste der USA spielen, auch "Nor'easter" oder "Northeaster" genannt, das an der dortigen Ostküste am Donnerstag für Blizzardbedingungen sorgen könnte. Am Freitag zieht der Sturm weiter nach Norden in Richtung Neufundland und schneidet der Kaltluft den Weg auf den Atlantik ab. Eine ihrer Energiequellen beraubt, erlahmt die Tiefdrucktätigkeit dort in weiterer Folge. Was das für unser Wetter in Deutschland genau bedeutet, ist noch nicht ganz klar, zumindest gibt es neue "Spielräume" in der zuletzt eingefahrenen Situation.

Die ganz große Kälte steht aber nicht zur Diskussion, dafür hat die stürmische Westlage bis weit nach Russland zu "gute" Arbeit geleistet und die kontinentale Kaltluft weit nach Osten verdrängt. Zudem fehlen über Osteuropa Schneedecken, die eine rasche Neubildung von zumindest bodennaher Kaltluft erlauben würden. Bleibt noch der Weg aus nördlicher Richtung, der aber in der Regel "nur" durch die Meere erwärmte Polarluft zulässt, für Winterwetter reicht diese im Januar aber allemal.

Alles in allem bleibt das Wetter auch im neuen Jahr zunächst turbulent und vor allem die Wind- respektive Sturmentwicklung am Mittwoch markant. Achten Sie diesbezüglich auf die Warnlageberichte und Warnungen auf http://www.dwd.de und in der WarnWetterApp http://www.dwd.de/warnwetter.



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