25. November 2014 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Mild auf den Bergen, kalt in den Niederungen
Ein interessantes Wetterphänomen konnte man in der Nacht zum Montag in den südlichen Mittelgebirgen sowie den Alpen beobachten. Während sich in den Niederungen kalte Luft mit Temperaturen meist zwischen 0 und 5 Grad angesammelt hatte, war es in höheren Lagen bei Temperaturen über 10 Grad deutlich milder.


Ganz besonders ausgeprägt war diese Situation im bayerischen Alpenvorland. So wurden an der Station Hohenpeißenberg in einer Höhe von 977 Metern um 5:30 MEZ frühlingshafte 16,7 Grad Celsius gemessen. Im etwa 200 Meter tiefer liegenden Altenstadt dagegen lag die Temperatur nur noch bei 7 Grad und in den noch tiefer liegenden Regionen bei 1 bis 5 Grad. Im 550 Meter hoch gelegenen Wielenbach wurde zur gleichen Zeit beispielsweise ein Wert von 2,7 Grad registriert.
Diese Temperaturverhältnisse sind insofern interessant, als die
Temperatur in der untersten Schicht der Erdatmosphäre, der
sogenannten Troposphäre, mit zunehmender Höhe normalerweise abnimmt.
Ist dies nicht der Fall, nimmt also die Temperatur mit der Höhe zu,
so spricht man von einer Inversion (von lateinisch "inversio", die
Umkehrung).
Um diese Temperaturumkehr zu erklären, müssen wir die
Windverhältnisse in der unteren Troposphäre betrachten. Im
Radiosondenaufstieg (siehe http://www.dwd.de/lexikon) der
Wetterbeobachtungsstation Oberschleißheim (484 m) ist zum Zeitpunkt
24. November 2014, 00 UTC der gemessene Verlauf der Temperatur
(durchgezogene Linie), des Taupunkts als Maß für die Feuchte
(gestrichelte Linie) und des Windes (Symbole am rechten Bildrand) in
Abhängigkeit von der Höhe dargestellt (die Abbildung finden Sie nebenstehend). Anhand des Temperaturverlaufs ist zu erkennen, dass die
Temperatur bis zu einer Höhe von etwa 700 m zunächst abnimmt. Ein
Blick auf die Windmessungen zeigt, dass in dieser Schicht ein
schwacher Wind aus östlicher Richtung vorherrscht. Dies liegt daran,
dass sich der Süden Deutschlands in der Nacht zum Montag am Rande
eines umfangreichen Hochs über Osteuropa befand. Im Bereich dieses
Hochs hatte sich ein Reservoir an kalter Luft gebildet, welche
schließlich mit diesem Ostwind unter anderem in den Süden
Deutschlands geführt wurde. Hinzu kommt, dass die Luft bei
herbstlichen oder winterlichen Hochdrucklagen durch die langen Nächte
je nach Bewölkungsverhältnissen in Bodennähe stark abkühlt und die
Wärme nach oben abgestrahlt wird.
Oberhalb dieser bodennahen Kaltluftschicht nimmt die Temperatur
schlagartig zu, verbunden mit einer Drehung des Windes zunächst auf
Süd, später auf Südwest. Dies bedeutet, dass in der Höhe mit einer
südwestlichen Strömung deutlich mildere Luft aus dem Süden
beziehungsweise Südwesten Europas herangeführt wurde. Besonders
spürbar war die milde Luft in Höhen von 900 bis 1200 Meter, wobei der
Höchstwert in etwa 1000 Meter lag. Erst oberhalb dieser Höhe setzte
dann die üblicherweise zu erwartende Temperaturabnahme ein. Somit lag
die Station Hohenpeißenberg exakt im Bereich der wärmsten Luft.
Auch der Verlauf des Taupunkts im Radiosondenaufstieg von
Oberschleißheim ist typisch für eine Inversionslage. Bis in eine Höhe
von etwa 700 Meter sind Temperatur- und Taupunktskurve nahezu
identisch. Ist die Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt gering,
so beträgt die relative Feuchte nahezu 100%. In dem Maße, in dem die
Temperatur dann zunimmt, geht der Taupunkt zurück. Hohe Differenzen
zwischen Temperatur und Taupunkt bedeuten eine geringe relative
Feuchte, so dass die Luft in der Höhe nicht nur warm, sondern auch
sehr trocken war.
Am gestrigen Montag und in der vergangenen Nacht zum Dienstag war der
Temperaturunterschied nicht mehr ganz so ausgeprägt, da die Strömung
sowohl am Boden als auch in höheren Luftschichten aufgrund eines von
Westen herannahenden Hochs allmählich auf nördliche bzw. östliche
Richtungen drehte. Dadurch wurde die warme Luft auch in der Höhe
wieder verdrängt.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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