18. September 2013 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Zyklonale Nordwestlage
Nordwestlagen sind Großwetterlagen der gemischten Zirkulationsform,
d.h. die zonale (in West-Ost-Richtung verlaufende) und die
meridionale (nord-südliche) Strömungskomponente sind über dem
europäisch-atlantischen Raum etwa gleich groß. Zwischen dem
ausgedehnten Azorenhoch (Druck im Zentrum ca. 1025 hPa) und einem
Tiefdruckgebiet über dem Europäischen Nordmeer (Kerndruck derzeit ca.
985 hPa) fließt mit hoch reichender Nordwestströmung polare
Meeresluft nach Mitteleuropa. Im diesem Falle handelt es sich um eine
zyklonal ausgeprägte Nordwestlage (wiss. Abkürzung NWz), denn ein
intensives Randtief (etwa 995 hPa) mit seinem Frontensystem ist in
die Strömung eingelagert und zieht über Mitteleuropa hinweg.
Typisch für zyklonale Nordwestlagen sind vielerorts ergiebige
Niederschläge (im Winter Schneefall), z.T. schauerartig verstärkt
oder gewittrig (v.a. im Sommerhalbjahr). Nordwestlagen bewirken stets
für die Jahreszeit zu kalte Witterung, im Winterhalbjahr sorgen
zyklonale Nordwestlagen für nasskaltes "Schmuddelwetter". Weiterhin
kommt es häufig zu ausgeprägten Staueffekten an den Nordwestseiten
der Gebirge, wenn die anströmende Luft durch erzwungenes,
"orografisches" Aufsteigen am Gebirgsmassiv zusätzlich labilisiert
und die Niederschlagsbildung verstärkt wird.
Da wundert man sich nicht über die aktuell ergiebigen und z.T.
unwetterartigen Regenfälle in den Gebirgen Süd- und
Südwestdeutschlands. Beispielsweise registrierte man innerhalb von
vierundzwanzig Stunden bis heute früh 06:00 UTC in
Baiersbronn-Mitteltal (596 m NN) im Nordschwarzwald 45.8 L/m² (= mm)
und in Sankt Blasien/Menzenschwand (885 m NN) im Südschwarzwald sogar
52.1 mm. Aber auch in Nordfriesland fielen im gleichen Zeitraum,
durch höhenkalte Luft und die noch relativ warme Nordsee
(Meeresoberflächentemperatur ca. 16 °C) schauerartig verstärkt, in
Bordelum 43.9 mm und in Wrixum auf der Insel Föhr beträchtliche 59.1
mm in die Messbecher.
p.s.: Zur visuellen Unterstützung des oben Erläuterten sei auf die im
Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes unter der Rubrik
"Spezielle Nutzer/Hobbymeteorologen" angebotenen Wetterkarten
verwiesen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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