24. April 2013 | Dipl.-Met. Martin Jonas
Relativ extrem
Schlägt man einen Klimaatlas auf, so stellt man fest (so man es nicht
schon weiß), das Deutschland in der sogenannten gemäßigten Klimazone
liegt. Die entsprechenden Regionen werden manchmal dadurch
beschrieben, dass sie zwischen den Subtropen und der subpolaren
Klimazone liegen. Eine nur mäßig brauchbare Definition, entbehrt sie
doch jeder konkreten Information.
Ohne in die Tiefen der Monats- und Jahresmitteltemperaturen und der
Niederschlagssummen einzusteigen, kommt man schon etwas weiter, wenn
man Synonyme für gemäßigt sucht. "Ausgeglichen" könnte ein solches
lauten, "eingeschränkt" ein anderes. Alle haben sie gemeinsam, dass
sie etwas beschreiben, was nicht extrem ist.
Und in der Tat ist es so, dass es in anderen Regionen der Erde
bezüglich des Wetters deutlich extremer zugeht. In den letzten Tagen
war dies unter anderem auf dem afrikanischen Kontinent der Fall. Der
Grund dafür ist, dass in den Regionen südlich der Sahelzone, einer
von West nach Ost durch das nördliche Afrika verlaufenden Wüstenzone,
die Regenzeit beginnt.
Zwei Vertreter dieser Region sind das im südlichen Burkina Faso
gelegene Pô und das im Nachbarstaat Niger liegende Birni N'Konni
(eine Karte Nordafrikas finden Sie nebenstehend]). Die beiden Orte in der Savanne weisen kaum einen Jahresgang
in der Temperatur, dafür aber einen umso stärkeren beim Niederschlag
auf. Dabei gilt, dass es in dieser Region im Sommer ausgiebige
Regenfälle gibt, während die Winter weitgehend trocken bleiben.
Allerdings: In diesem Jahr hat es schon recht zeitig angefangen zu
regnen. Die Zahlenwerte in der Karte geben die 24-stündigen
Niederschlagssummen bis zum gestrigen Dienstagmorgen an. In Birni
N'Konni fielen in diesem Zeitraum 35 mm (Liter pro Quadratmeter),
dort fallen normalerweise im gesamten April nur um 5 mm. Ähnlich das
Bild in Pô. Auch hier ist an einem einzigen Tag ein Vielfaches des
mittleren Monatsniederschlages gefallen. Das ist in der Tat extrem.
Übertragen auf unsere Breiten würde das bedeuten, dass in 24 Stunden
einige hundert mm Regen fallen müssten. Dann doch lieber
"ausgeglichenes" oder "eingeschränktes" Klima.
Extrem - wenn auch mit anderem Vorzeichen - ist auch die Situation in
Djanet im Süden Algeriens. Die Oase liegt im Norden der oben schon
erwähnten Sahel-Zone. Etwa 4 mm Regen fallen dort normalerweise im
April, 6 mm Regen waren es im 24-Stunden-Intervall bis gestern früh.
Allerdings kann man recht sicher sein, dass das Nass dort mehr als
willkommen ist.
Ähnlich ist es bei uns - verbreitet wäre etwas Regen auch in
Deutschland gern gesehen. Der kommt - da sind sich die Modelle einig
- am Freitag. Lokal sollen bis zum Samstagmorgen Mengen um 20mm
fallen. Das ist für die gemäßigten Breiten recht normal - und an
normales Wetter sind wir ja bestens gewöhnt.
P.S.: Die am südlichen Bildrand zu erkennende Station mit einem
24-stündigen Niederschlag von 900 mm sollte man zumindest mit einem
großen Fragezeichen versehen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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