07. Februar 2013 | Dipl.-Met. Simon Trippler
Sind Blizzards auch bei uns möglich?
Am vergangenen Dienstagabend kam es im Südwesten Deutschlands im Zuge
einer Gewitterlinie zeitweise zu teils heftigem Schneefall. Dabei
fielen innerhalb kurzer Zeit (1 bis 2 Stunden) örtlich bis zu 5 cm
Neuschnee. Mit den Gewittern gab es auch noch Böen bis 55 km/h
(Beaufort 7). Die Sichtweite sank zeitweise sehr deutlich ab (siehe
dazu die Grafik des Wetters im Südwesten Deutschlands am Dienstag,
05.02.2013).
Manch einer stellte sich bestimmt schon die Frage: "Ist das
jetzt ein Blizzard?".
Ein Blizzard ist von der ursprünglichen Bedeutung her ein starker
Schneesturm in Nordamerika. Nach Definition des amerikanischen
Wetterdienstes (siehe
http://w1.weather.gov/glossary/index.php?letter=b) müssen folgende
Bedingungen mindestens 3 Stunden erfüllt sein: Windgeschwindigkeiten
von wenigstens 56,3 km/h (35 Meilen/Stunde) und Sichtweiten, die
durch heftigen Schneefall oder aufwirbelnden Schnee (Schneetreiben)
unter 400 m (1/4 Meile) liegen. Der Begriff Blizzard wird
mittlerweile nicht nur in Nordamerika verwendet, sondern auch in
anderen Teilen der Erde, beispielsweise gerne auch in Deutschland.
Die Bedingungen für einen Blizzard waren am Dienstagabend im
Südwesten Deutschlands jedoch nicht erfüllt. Weder hielt der Zustand
über 3 Stunden an, noch gab es über 3 Stunden Windgeschwindigkeiten
von wenigstens 56,3 km/h. Und auch die Sichtweiten lagen nur
vorübergehend mal unter 400 m. Im offiziellen Sinne kann daher nicht
von einem Blizzard gesprochen werden. Eventuell könnte man den
Begriff "vorübergehend blizzard-ähnliche" Zustände verwenden.
In Amerika entstehen Blizzards meistens, wenn winterliche
Tiefdruckgebiete auf ihrer Rückseite (hochreichende) Kaltluft aus den
polaren Breiten Kanadas mit einer schnellen Strömung weit in den
Süden transportieren. Dabei kommt es zu intensiven Schneefällen und
oft auch zu einem markanten Temperatursturz. Vereinzelt wurden schon
Blizzards bis in den Norden Floridas beobachtet. Bei Sturmböen der
Stärke 9 kann die Sichtweite auf unter 10 m sinken. Dabei kann der
Schnee durch den Wind gut aufgewirbelt werden, da er durch den
Temperatursturz trocken ist. Geländemarken sind für Menschen dann
kaum noch auszumachen, sodass man fast "blind" wird.
In Mitteleuropa sind Wetterlagen, die einen Blizzard verursachen
können, eher selten anzutreffen. Stürme kommen bei uns meistens vom
Atlantik, dessen Wasser warm ist. Niederschläge fallen daher in
winterlichen Stürmen zumeist als Regen. Trotzdem kann es in
Deutschland zu starken Schneestürmen kommen, die einem Blizzard
ähnlich sind.
Ein Beispiel ist der Winter 1978/1979, in dem gleich 2 heftige
Schneestürme Deutschland heimsuchten. Der erste legte ab dem 28.
Dezember 1978 Teile Deutschlands lahm, der zweite folgte Mitte
Februar 1979. Das öffentliche Leben kam vor allem in Norddeutschland
zum Erliegen. Solche Schneestürme sind in Zukunft trotz des
Klimawandels weiterhin möglich. Vielleicht ist dann bei uns ja in
einem seltenen Extremfall auch verifizierbar mal ein Blizzard dabei.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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