29. September 2012 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Jelawat nimmt Kurs auf Japan
Als Taifune werden tropische Wirbelstürme im Nordpazifik bezeichnet,
die sich westlich der Datumsgrenze befinden. Östlich davon (ebenso
wie im Nordatlantik) werden sie Hurrikan genannt. Sie gehören neben
Erdbeben zu den schwersten Naturkatastrophen, die es im
Nordwestpazifik gibt. Sie richten nicht nur durch ihre sehr hohen
Windgeschwindigkeiten schwere Schäden an, sondern häufig gehen mit
ihnen auch sehr starke Niederschläge in kürzester Zeit einher, die
Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen können. Das Gebiet, in
dem starke Winde auftreten, kann manchmal einen Durchmesser von 1500
km erreichen.
Der Name des Taifuns, der zurzeit sein Unwesen in der Philippinensee
treibt, lautet Jelawat. Aktuell befindet er sich bei 26,1 Grad
nördlicher Breite sowie 127,4 Grad östlicher Länge, also unmittelbar
bei der zu Japan gehörenden Inselgruppe Okinawa und wird am morgigen
Sonntag auf die japanische Hauptinsel Honshu zusteuern. Zunächst sei
an dieser Stelle aber auf die Entwicklung Jelawats eingegangen:
Am 17. September entstand in der Nähe der Insel Guam eine tropische
Störung, die sich bis zum 20. September zu einer tropischen
Depression entwickelt hatte und Kurs auf die Philippinen nahm. Schon
in der darauf folgenden Nacht wurde diese Depression zu einem
tropischen Sturm heraufgestuft und bekam durch das für tropische
Wirbelstürme im westlichen Nordpazifik zuständige Regional
Specialized Meteorological Centre des japanischen Wetterdienstes in
Tokio den Namen Jelawat zugeteilt. Am Nachmittag des 21. September
wurde er zum schweren tropischen Sturm erklärt. Am 23. September
aktualisierte der japanische Wetterdienst den Status zu einem Taifun,
nachdem der Sturm innerhalb kurzer Zeit eine rasante Entwicklung
vollzogen und Orkanstärke erreicht hatte. Zu diesem Zeitpunkt änderte
der Taifun seine Richtung und zog fortan nach Nordwesten auf Taiwan
zu. Auch wenn das Zentrum des tropischen Wirbelsturms nicht über die
Philippinen hinweg zog, so brachte Jelawat doch an der Ostküste der
Philippinen zu Wochenbeginn sinnflutartige Regenfälle. So fielen
beispielsweise innerhalb von 24 Stunden bis Montag 00 Uhr UTC in
Catbalogan 149 Liter auf den Quadratmeter, in der Hauptstadt Manila
waren es bis Dienstag 06 Uhr UTC sogar 250 Liter pro Quadratmeter.
Seine größte Intensität zeigte er früh am 25. September und wurde
daher zu einem Taifun der Kategorie 5, der höchsten überhaupt,
heraufgestuft. Solche Wirbelstürme werden dann als Supertaifun
bezeichnet. Dies geschieht, wenn ein Taifun über eine Minute lang
anhaltend eine Windgeschwindigkeit von über 250 km/h aufweist. In
einzelnen Böen erreichte Jelawat sogar bis 305 km/h! Am 26. September
wurde der Taifun aber bereits wieder zur Kategorie 4 herabgestuft und
änderte kurz vor Taiwan seine Richtung auf Nordost.
Aktuell befindet sich das Zentrum Jelawats unmittelbar bei der
abseits von Japan liegenden Inselgruppe Okinawa. Ein aktuelles
Satellitenbild des Taifuns finden Sie nebenstehend:
Dort sieht man auch etwas
nordöstlich der gemessenen 135 km/h-Böe das sogenannte Auge des
Taifuns. Das Auge ist so gut zu erkennen, weil es ein relativ
wolkenfreier Bereich um das Rotationszentrum ist, in dem kalte und
trockene Luft von oben herabsinkt. Um dieses Auge herum - in einer
Art Mauer ("Eyewall") - kann man die stärksten Winde und intensivsten
Niederschläge beobachten.
Nach jetzigen Prognosen wird Jelawat morgen auf die japanische
Hauptinsel Honshu treffen. Auf seinem Weg dorthin verliert er aber
glücklicherweise immer mehr an Kraft. Momentan wird er "nur noch" als
Taifun der Kategorie 3 geführt. Bevor er auf Honshu stößt, soll er
sich sogar so weit abgeschwächt haben, dass er nur noch der Kategorie
1 zugeordnet wird. Trifft er dann auf Landmassen, fehlt ihm seine
wichtigste Energiequelle, nämlich warmes Wasser, sodass er dann wohl
nur noch als tropischer Sturm bezeichnet werden wird. Zu Beginn der
neuen Woche wird Jelawat noch bedeutend schwächer südlich der Kurilen
erwartet.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
Themenarchiv:
08.12. - Vom Winter keine Spur!
07.12. - Ein Sonntag mit Film und Fernsehen
06.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 2
05.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 1
04.12. - Tiefdruckeinfluss über dem östlichen Mittelmeer
03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025
02.12. - Deutschlandwetter im November 2025
01.12. - Nebel im Winterhalbjahr
30.11. - Milder Winterstart
29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick
28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands
27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion
25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter
24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos
23.11. - Erste Glatteislage der Saison
22.11. - Die Kugel der Mitte
21.11. - Lesen bildet
20.11. - Eisige Nächte am Wochenende
19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!
18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?
17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht
16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles
15.11. - Nasser Norden
14.11. - Polarluft versus Warmluft
13.11. - Die Deckenkugel
12.11. - Magische Nächte?
11.11. - Die Europäische Unwetterkonferenz und das Europäische Unwetterlabor
10.11. - Es geht schon wieder los!
09.11. - Das Herbstwetter mit Blick durch die Ensemble-Brille






