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21. September 2012 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Astronomischer Herbstbeginn

Der 1. September als meteorologischer Herbstanfang wurde in diesem
Jahr aufgrund des verbreitet herrschenden Spätsommerwetters noch
weitgehend ignoriert, aber nach den vergangenen kalten Nächten,
vielerorts mit Bodenfrost, stellenweise herrschte sogar Luftfrost,
prägt sich endlich der Herbst in unser Bewusstsein. Am morgigen
Sonnabend, dem 22. September 2012, ist nun auch astronomischer
Herbstbeginn auf der Nordhalbkugel. Um 16:49 Uhr Mitteleuropäischer
Sommerzeit (MESZ), überquert die Sonne auf ihrer scheinbaren Bahn
durch den Tierkreis (Ekliptik) den Himmelsäquator in südlicher
Richtung.

Äquinoktium, Schnittpunkt der Ekliptik mit dem Himmelsäquator
Äquinoktium, Schnittpunkt der Ekliptik mit dem Himmelsäquator


Die Sonne steht im Herbstpunkt, auch Waagepunkt genannt, der sich
heutzutage allerdings im Sternbild der Jungfrau (Virgo) befindet. Das
war nicht immer so, bei ihrer Festlegung vor ca. 2000 Jahren stimmten
die Abschnitte des Tierkreises (Tierkreiszeichen) noch mit den
entsprechenden Sternbildern überein. Ursache für die Wanderung des
Herbstpunktes ins Sternbild der Jungfrau ist die Präzession der Erde,
eine durch äußere Kräfte (Gravitation der Sonne und der Planeten)
hervorgerufene Lageveränderung ihrer Rotationsachse. Sie verursacht
ein Zurückweichen des Herbstpunktes (als Schnittpunkt zwischen
Ekliptik und Himmelsäquator) um ca. 50 Winkelsekunden pro Jahr, was
seitdem eine Verschiebung von etwa 28 Winkelgraden ausmacht.

Am Herbstanfang geht die Sonne überall auf der Erde nahezu im Osten
um 06:00 Uhr wahrer Ortszeit (WOZ) auf und im Westen um 18:00 Uhr WOZ
unter und theoretisch herrscht Tagundnachtgleiche (lat. Äquinoktium).
Da zur Definition des Herbstbeginns (Schnittpunkt zwischen Ekliptik
und Himmelsäquator) die Sonnenmitte verwendet wird, beim Sonnenauf-
und Untergang über dem Horizont aber die Sonnenoberkante zählt, ist
der lichte Tag morgen noch etwas länger als die Nacht. Die Brechung
des Sonnenlichtes in den unteren Schichten der Atmosphäre, die eine
scheinbare Anhebung der Sonnenscheibe bewirkt, verstärkt diesen
Effekt noch. Somit findet die wirklich sichtbare Tagundnachtgleiche
ein paar Tage später statt.

Der astronomische oder kalendarische Herbst bildet den Abschnitt
zwischen Herbsttagundnachtgleiche und Wintersonnenwende, die Sonne
wandert auf der Ekliptik südwärts. Der Tagbogen der Sonne auf der
Nordhalbkugel und damit die Tageslängen werden immer kürzer, die
Mittagshöhe der Sonne über dem Horizont sinkt und der Einfallswinkel
der Sonnenstrahlung wird kleiner. Folglich wird es im
klimatologischen Mittel bei uns immer kälter. Auf der Südhalbkugel
dagegen beginnt der Frühling.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Horst Frank

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