26. Februar 2012 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Wo ist es am kältesten?
Während bei uns in Mitteleuropa der Spätwinter mit eher milden
Temperaturen in den Vorfrühling übergeht, herrscht in großen Teilen
Sibiriens immer noch klirrende Kälte. Spitzenreiter in der
ostsibirischen Froststatistik der nächtlichen Tiefstwerte, gemessen
heute um 00:00 UTC, war das 110 km nördlich des Polarkreises gelegene
Werchojansk (67°33'N, 133°23'E, 137 m NN) mit -53,9 °C, gefolgt von
den viel weiter südlich am Fuße bzw. im Aldanhochland gelegenen
Stationen Tegyultya (60°06'N, 130°48'E, 171 m NN) mit -48,4 °C und
Toko (56°12'N, 131°48'E, 850 m NN) mit -48,2 °C.
Das ist an sich nichts Besonderes. In Fachkreisen galt die Kleinstadt
Werchojansk seit 1892 mit -67,8 °C als "Kältepol der bewohnten Welt",
bevor sie 1926 mit angeblichen -71,2 °C und 1933 mit gesicherten
-68,0 °C in Oimjakon (63°27'N, 142°47'E, 741 m NN) unterboten wurde.
In den vergangenen Nächten machte allerdings Werchojansk das Rennen,
so war es beispielsweise heute früh in Oimjakon mit nur -44,0 °C fast
zehn Grad wärmer.
Neben topografischen Gegebenheiten ist die Hauptursache für derartige
Extremwerte ein sog. Kältehoch, welches aus arktischer Polarluft
besteht, eine geringe vertikale Mächtigkeit besitzt und in der
höheren Atmosphäre von tiefem Luftdruck überlagert wird. Die
eingeflossene, am Boden unter relativem Hochdruck stehende Luftmasse
wird durch strahlungsbedingte Auskühlung der bodennahen
Luftschichten, insbesondere bei klarem Nachthimmel über
Schneeflächen, immer kälter und wirkt schließlich Klima bildend.
© Deutscher Wetterdienst
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