Facebook Twitter
Drucken
13. September 2020 | Dipl.-Met. Martin Jonas/MSc.-Met. Sebastian Schappert

Feuchte am Persischen Golf

Feuchte am Persischen Golf

Datum 13.09.2020

Wo befinden sich auf der Erde die Gebiete mit der höchsten Luftfeuchtigkeit? Dieser Frage geht das heutige Thema des Tages nach.

Fragt man sich, welche Gebiete auf unserem Planeten in Erdbodennähe am feuchtesten sind, so ist diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten. Das liegt daran, dass man sich zuerst einmal darauf festlegen muss, welches Maß für die Feuchte man denn für die Betrachtung wählt.

So ist unter anderem die relative Feuchte (relative Luftfeuchtigkeit) eine sehr gebräuchliche (und vielleicht die am häufigsten verwendete) Größe zur Angabe des Feuchtegehalts der Atmosphäre. Sie gibt das Verhältnis zwischen der tatsächlich in der Luft befindlichen Wasserdampfmenge und der bei denselben Bedingungen maximal möglichen an. Ist die Luft gesättigt, kann sie also keinen zusätzlichen Wasserdampf mehr aufnehmen, so beträgt die relative Feuchte 100 Prozent. Problematisch bei dieser Größe ist vor allem, dass die Menge des Wasserdampfs, den die Atmosphäre aufnehmen kann, vom Druck und der Temperatur abhängig ist. Mit anderen Worten: Bei Druck- und Temperaturänderungen schwankt der Wert der relativen Feuchte auch dann, wenn die Menge des Wasserdampfs in der Atmosphäre gleich bleibt. Dabei gilt insbesondere, dass die relative Feuchte steigt, wenn die Temperatur sinkt.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Will man stattdessen Aussagen zur absoluten Menge an Wasserdampf in der Atmosphäre machen, so eignet sich für eine solche Betrachtung die sogenannte Taupunkttemperatur (kurz: der Taupunkt). Damit wird die Temperatur beschrieben, auf die man ein Luftpaket abkühlen muss, damit die relative Feuchte 100 Prozent beträgt. Sie liefert ein Maß für die absolute Feuchte in der Luft, ist nicht temperaturabhängig und es gilt, dass die Luft umso feuchter ist, je höher die Taupunkttemperatur liegt.

Zieht man dieses Maß heran, um nach den feuchtesten Regionen auf der Erde zu suchen, so wird man am Persischen Golf fündig. Die beigefügte Abbildung zeigt auf der linken Seite die Taupunkte in der genannten Region. Sie lagen am vergangenen Donnerstagmittag (10. September 2020) meist bei oder knapp unter 30 Grad Celsius. Um solch hohe Taupunkte erreichen zu können, ist ein permanenter Feuchteeintrag in die Atmosphäre nötig. Im Idealfall übernehmen diesen sehr warme Meeresoberflächen. Der Persische Golf ist bei aktuellen Wassertemperaturen von 35 Grad Celsius oder knapp darunter (entsprechende Werte in der Karte in pink) ein hervorragender Feuchtelieferant. Ähnlich gute Bedingungen für hohe Taupunkte finden sich beispielsweise auch am Roten Meer (Wassertemperatur aktuell sogar bis 36 Grad Celsius).

Letztendlich reichen die genannten Bedingungen aber nicht aus. Denn die Feuchte muss sich in den untersten Atmosphärenschichten anreichern können und darf nicht durch Wind oder trockene Einschübe aus der Umgebung wieder abgebaut werden. Folglich ist eine windschwache Druckkonstellation zusammen mit stabilen Schichtungsverhältnissen ebenso wichtig, um sehr hohe Taupunkte zu erreichen. Dass dies am Persischen Golf der Fall ist, sieht man im rechten Teil der Abbildung.

Dieser zeigt die Messungen aus dem Radiosondenaufstieg am internationalen Flughafen von Abu Dhabi am vergangenen Donnerstag um 14:00 MESZ (der im linken Teil der Grafik mit einem roten Kreuz gekennzeichnet ist). Die durchgezogene Linie steht dabei für die Temperatur, die punktierte Linie für den Taupunkt. Man kann im kleinen blauen Kästchen im unteren Teil der Abbildung erkennen, dass die Temperatur bodennah mit der Höhe nur wenig zurückgeht. Das ist ein Zeichen für eine stabile Schichtung, in der sich die Feuchte gut anreichern kann. Erst oberhalb des blauen Kastens verringert sich die Temperatur deutlich mit zunehmender Höhe.

Da die Region darüber hinaus im Subtropischen Hochdruckgürtel liegt, weht meist nur ein schwacher Wind. Letztendlich führen diese Bedingungen dazu, dass die Taupunkte bodennah massiv ansteigen (rotes Kästchen in der Abbildung). Der internationale Flughafen von Abu Dhabi bringt es dabei auf einen Taupunkt von 26,4 Grad Celsius. Spitzenreiter mit 31 Grad Celsius ist ein Schiff vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate (gelber Kreis im linken Teil der Abbildung). Glücklicherweise werden in unseren Breiten solch schweißtreibende Taupunkte nicht erreicht.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

22.03. - Kein Frühlingshoch in Sicht

21.03. - Ein klein wenig Poesie zum Start in den Frühling

20.03. - Die Entwicklung der Globalstrahlung

19.03. - Phänologie im Klimawandel – Teil 1: Verschiebung der phänologischen Jahreszeiten

18.03. - Phänologie und Temperatursummen

17.03. - Mildes und zunehmend feuchtes Frühlingswochenende

16.03. - Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein - kommt´s vom Wetter?

15.03. - Nasser Start in den Frühling

14.03. - Frühjahrsmüdigkeit - Woher kommt sie und was kann man dagegen tun?

13.03. - Wunschwetter

12.03. - Frühsommer kontra Spätwinter! Ist denn schon April?

11.03. - Stürmisch nass und ungewöhnlich mild

10.03. - Was ist eine südliche Westlage?

09.03. - Darmstädter Tauschmanöver

08.03. - Frauen in der Meteorologie

07.03. - Der unsterbliche FREDDY

06.03. - Spannende Wetterwoche mit markanter Luftmassengrenze und größeren Unsicherheiten

05.03. - Die Windmessungen über dem Meer

04.03. - FREDDY geht die Puste aus?!

03.03. - Deutschlandwetter im Winter 2023

02.03. - Deutschlandwetter im Februar 2023

01.03. - Winter statt Frühling?!

28.02. - Polarlichter - ein beeindruckendes Schauspiel am Himmel

27.02. - Hoch HAZAL beschert uns eine trockene, aber verbreitet sonnige Woche

26.02. - Ein Sturm, der immer wiederkehrt

25.02. - Die Beaufort-Skala

24.02. - Frühling in den Startlöchern

23.02. - Die Auswirkungen der Stratosphärenerwärmung

22.02. - FREDDY: Der Langstreckenläufer unter den tropischen Wirbelstürmen

21.02. - Letzte Februarwoche startet mild und endet spätwinterlich