21:33 MESZ | 01.09.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
15. November 2018 | Dipl.-Met. Julia Fruntke

Eine Ära geht zu Ende

Eine Ära geht zu Ende

Datum 15.11.2018

Die Ära der sogenannten "Iridium-Flares", einer sehr hellen Leuchterscheinung am Himmel, geht in den kommenden Monaten zu Ende. Welche Verbindung zwischen Iridium-Satelliten und dem Deutschen Wetterdienst besteht, erfahren Sie heute im Thema des Tages.

Die erste Generation von Iridium-Satelliten wurde zwischen Mai 1997 und Juni 2002 über Trägerraketen ins Weltall geschossen. Das US-amerikanische Unternehmen Iridium Communications Inc. baute ein Netzwerk bestehend aus 66 Satelliten für die Satellitenkommunikation auf und ermöglichte dadurch eine weltweite Sprach- und Datenkommunikation. Hierdurch wird auch polwärts von 82 Grad Breite eine zuverlässige und unterbrechungsfreie Verständigung mit der Außenwelt gewährt, denn in diesen Breiten kann das Signal von geostationären Satelliten, die auf einer Umlaufbahn in zirka 36000 Kilometer Höhe über dem Äquator stehen, nicht mehr empfangen werden.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Mithilfe der Iridium-Satelliten ist auf dem Forschungsschiff Polarstern, auf dem Meteorologen* des DWD im Einsatz sind, eine fortwährende Datenübertragung möglich. Bei Einsätzen in der Arktis kommt es häufig vor, dass sich das Schiff nördlich von 82 Grad befindet. Würden die Bordmeteorologen* in diesen Breiten keine Modelldaten oder aktuellen Satellitenbilder empfangen können, wäre eine Vorhersage dort auf kurz oder lang nicht möglich oder gerade noch auf das Nowcasting (Vorhersagen bis zu drei Stunden) anhand der auf dem Schiff stattfindenden Wetterbeobachtung beschränkt. (*Die verwendete Form steht vertretend für männliche wie weibliche Mitarbeiter.)

Des Weiteren wird die Iridium-Satellitenkommunikation auch von Seglern genutzt. Diese können auf hoher See, sofern sie nicht über Internet erreichbar sind, von der Seeschifffahrtsberatung des DWD SMS über Iridium empfangen. Da jedes Zeichen extra über die normale SMS-Länge hinaus Geld kostet, werden die Routenberatungen kurz gehalten und nur die wichtigsten Daten übermittelt.

Seit Januar 2017 bis Ende 2018 wird die erste Generation der Iridium-Satelliten nun durch eine neue Generation (Iridium NEXT) abgelöst. Die Ära einer spektakulären Leuchterscheinung geht damit ebenfalls zu Ende. Die alten Iridium-Satelliten verfügten nämlich über drei geneigt angebrachte Antennen, die etwa die Größe eines Esszimmertisches hatten. Aufmerksame Himmelsbeobachter konnten jahrelang Iridium-Satelliten vor allem am nächtlichen Himmel, mit Glück auch am Tage, mit bloßem Auge sehen. Die großen Antennen reflektierten zu bestimmten Zeiten für mehrere Sekunden das Sonnenlicht und sogenannte sehr helle "Iridium-Flares" ("flare": engl. für Aufflackern) wurden sichtbar. Zunächst erschien der Satellit als kleiner Punkt wie alle sonstigen Satelliten auch. Innerhalb weniger Sekunden wurde dieser Punkt immer heller, bis ein Maximum an Helligkeit erreicht wurde und diese dann wieder abnahm. Auf Fotos mit einer langen Belichtungszeit, wie es Artur Schmitt uns zur Verfügung stellte, zeigte sich der Iridium-Flare "als heller Leuchtstreifen mit sich in Flugrichtung zu beiden Seiten verjüngenden Ausläufern" (Quelle: Wikipedia). Die Geometrie der neuen Iridium-Satelliten ist nun jedoch so geschaffen, dass keine Leuchterscheinungen mehr erzeugt werden. Da die alte Generation zum Teil bereits ersetzt wurde, sind Iridium-Flares seit 2017 immer seltener zu beobachten. Im Jahr 2019 werden sie wohl gar nicht mehr zu sehen sein. Die alte Generation der Iridium-Satelliten wird nach und nach in der Erdatmosphäre verglühen. Die genaue Position eines Iridium-Flares kann übrigens über das Internet berechnet werden. Vielleicht haben Sie ja Glück und sehen bis 2019 doch noch mal ein sehr helles Aufflackern am Himmel!



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?

31.08. - Übergang in den Herbst?

30.08. - Fliegende Instrumente

29.08. - Eine Reise in die Great Plains

28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2

27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025

12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament

11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen

10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen

09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!

08.08. - Die atlantische Hurrikansaison 2025: Prognosen und Ist-Zustand

07.08. - Von Blitzen und Megablitzen

06.08. - Tornados - Faszinierende Naturgewalt mit zerstörerischer Kraft

05.08. - Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurück

04.08. - Das Jahr ohne Sommer

03.08. - Extremes Wetter in Teilen Europas