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01. Mai 2018 | Dipl.-Met. Christian Herold

"Gelber Staub"

"Gelber Staub"

Datum 01.05.2018

Der wärmste April seit den Aufzeichnungen hat die Vegetation regelrecht zum Explodieren gebracht. Die etwa 2 Wochen Vegetationsrückstand von Ende März wurden nicht nur aufgeholt, sondern die Vegetation ist dem normalen Stand nun deutlich voraus. Kein Wunder, dass dieses Jahr besonders viele Pollen unterwegs sind.

Gelbliche Wolken werden dieser Tage immer wieder von Windböen wie Nebelschwaden aus den Wäldern geweht. Überall legt sich gelber Staub nieder, der Autos und Terrassen beschmutzt. Doch diesmal ist es kein Saharastaub, sondern es ist Pollenzeit.


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Dieses Jahr ist die Pollenbelastung besonders hoch. Dies hat mehrere Gründe: Durch das Sommerwetter im April gab es eine regelrechte Explosion der Vegetation. Hatte der Vegetationsstand Ende März noch etwa 2 Wochen Rückstand, ist er nun dank des rekordwarmen Aprils dem normalen Stand etwa 2 Wochen voraus. Somit blühen nun viele Pflanzen gleichzeitig, die normalerweise sonst nacheinander blühen. Doch der Hauptanteil der Pollen stammt von Fichten, dem häufigsten Baum in Deutschland. Denn in diesem Jahr ist die Fichtenblüte besonders intensiv. Normalerweise blüht die Fichte alle 4 bis 7 Jahre. Doch die Abstände sind in den letzten Jahrzenten immer kürzer geworden, sodass das Autowaschen also auch in den nächsten Tagen zwecklos bleibt, zumal die Fichtenblüte voraussichtlich noch ein paar Wochen andauern wird.

Über 15 % der Deutschen reagieren allergisch auf Pollen und die Zahl steigt stetig an, was sich dadurch erklären lässt, dass bei Pollenallergikern der Körper die eigentlich harmlosen Pollen als "Angreifer" interpretiert, wodurch das Immunsystem ihnen gegenüber sensibilisiert wird. Bei Kontakt mit den Pollen trifft das Immunsystem dann Abwehrmechanismen und es werden Botenstoffe ausgeschüttet, die für die schnupfen- und erkältungsähnlichen Symptome sorgen. Es handelt sich dabei um eine Überreaktion des Immunsystems. Die Pollenkonzentration in der Luft hängt nicht nur vom Blütestand der entsprechenden Pflanzen ab, sondern auch von den Wetterbedingungen. Zum Beispiel ist bei längerer Trockenheit die Pollenkonzentration höher, während die Pollen bei Regen aus der Luft "ausgewaschen" werden. Der Deutsche Wetterdienst erstellt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PDI) Vorhersagen zum Pollenflug-Gefahrenindex für viele Blütenpollen. Der Pollenflug-Gefahrenindex beschreibt die Stärke der Symptomatik bei Pollenallergikern, die von dem bestimmten Pollentyp und dessen Konzentration abhängt. Dazu werden nicht nur die Wettervorhersagen betrachtet, sondern auch die vom PID gemessenen Pollenkonzentrationen. Die phänologischen Daten zum Blütestand, die von der Abteilung Agrarmeteorologie vom DWD ermittelt werden, spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Pollen-Gefahrenindex lässt sich unter http://www.dwd.de/pollenflug abrufen.

Aktuell sind es nicht die zahlreichen Fichtenpollen, die den Allergikern am meisten zu schaffen machen. Denn Fichtenpollen wirken wenig aggressiv auf das Immensestem, sodass Allergiker kaum darauf reagieren. Anders sieht das bei den wesentlich kleineren Birkenpollen aus, die derzeit die Hauptbelastung für Allergiker darstellen. Auch wenn die Birkenblüte langsam wieder am Abklingen ist. Daher findet man mittlere bis hohe Belastungen nur noch im Nordosten und im Mittelgebirgsraum findet. Als Nächstes müssen sich Allergiker auf die Blüte der Gräser einstellen. Weitere Informationen zu Pollenallergien und Blütezeiten finden sie auf der Seite des PDI unter http://www.pollenstiftung.de



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