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15. September 2017 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

TALIM und DOKSURI: Fast vergessene Naturkatastrophen

TALIM und DOKSURI: Fast vergessene Naturkatastrophen

Datum 15.09.2017

Im Schatten von IRMA ereignen sich in Ost- und Südostasien zwei Naturkatastrophen. Die starken Taifune TALIM und DOKSURI bedrohen Land und Leben.

Das Medienecho über Hurrikan IRMA verstummt nur langsam. Kein Wunder, wird doch erst nach und nach das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. Die fast bedingungslose und ständige Aufmerksamkeit, die die Medien IRMA in den vergangenen Tagen schenkten, war nicht unverhältnismäßig. Was Stärke und Schadensausmaß angehen, war IRMA zumindest in der Karibik ein außergewöhnliches Ereignis. Im Schatten von IRMA ereignen sich nun allerdings zwei Naturkatastrophen, die fast gänzlich ohne Berücksichtigung durch die hiesigen Medien ihren Lauf nehmen. Die beiden starken tropischen Wirbelstürme TALIM und DOKSURI bedrohen zurzeit Land und Leben in Ost- und Südostasien.


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Taifune, so nennt man die tropischen Wirbelstürme über dem nordwestlichen Pazifik, sind im Grunde das gleiche meteorologische Phänomen. Was Sturm und Regen angeht, entfalten sie ähnliche Wucht wie ihre "Verwandten" über dem Atlantik, richten sogar häufig weitaus größeren Schaden an, vor allem dann, wenn sie auf die teilweise armen Länder Südostasiens treffen. Das wirft natürlich die Frage auf, warum Taifune keine vergleichbare, intensive mediale "Betreuung" erfahren.

Es hat sicherlich viele Gründe. Naheliegend mag die Tatsache sein, dass "westliche" Medien bevorzugt auch über "westliche" Ereignisse berichten wollen. Taifune mögen zwar räumlich betrachtet nicht viel ferner sein als Hurrikane, kulturell-gesellschaftlich dann aber doch in einer völlig anderen, "östlichen Welt" liegen. Zudem verkaufen sich Berichte über Katastrophen sicher besser, wenn sie mit reichhaltigem, qualitativ hochwertigem Video- und Bildmaterial sowie persönlichen Schicksalsgeschichten "aufgepeppt" werden könnenp. So etwas ist in strukturschwachen Regionen Südostasiens natürlich häufig nicht in diesem Maße möglich.

Die Moralfrage soll an dieser Stelle natürlich nicht gestellt werden, vielmehr wollen wir nun den Blick gen Osten richten und die aktuelle Entwicklung rund um die beiden Taifune TALIM und DOKSURI beleuchten.

TALIM liegt als Kategorie-1-Taifun mit mittleren Windgeschwindigkeiten um 150 km/h und Böen über 250 km/h zurzeit noch mitten über dem Ostchinesischen Meer, nähert sich auf seinem Nordostkurs aber Japan. Die Modellberechnungen lassen keinen Zweifel, dass TALIM am Samstagabend auf die dicht besiedelte Insel Kyushu, im weiteren Verlauf höchstwahrscheinlich auch auf Shikoku und den Südwesten von Honshu treffen wird. Da sich der Wirbelsturm nicht mehr wesentlich abschwächen wird, muss dort mit Orkanböen teilweise über 200 km/h, sintflutartigen Regenfällen von lokal mehreren Hundert Litern auf den Quadratmeter und bei auflandigem Wind mit einer hohen Sturmflut gerechnet werden.

Gut 2000 Kilometer südwestlich befindet sich Taifun DOKSURI, der Freitagfrüh bereits als starker Kategorie-3-Taifun auf die Küste Vietnams traf. Er sorgt in diesen Stunden trotz deutlicher Abschwächung insbesondere im Bereich des nördlichen Küstenstreifens von Vietnam noch für Orkanböen über 120 km/h, heftigen Regen und eine Sturmflut. Am Samstag zieht DOKSURI weiter über Laos in den Norden Thailands. Dort wird neben Sturmböen ganz besonders der Regen zunehmend zu einem großen Problem, denn insbesondere in den Nord-Süd ausgerichteten Gebirgszügen von Laos können sich die Wolken so richtig schön stauen und abregnen. Mehrere Hundert Liter Regen pro Quadratmeter, Sturzfluten und Erdrutsche sind zu befürchten.

Ohne Frage: In den betroffenen Regionen besteht eine enorme Gefahr für Leib und Leben. Besonders in armen, strukturschwachen Regionen, wo kaum Informationsfluss stattfindet, möglicherweise sogar keine Evakuierungspläne existieren, trifft es die Menschen im Extremfall nahezu unvorbereitet. Es sind Naturkatastrophen, die nicht weniger schlimm sind als Hurrikan IRMA, auch wenn sie in dessen Schatten kaum Beachtung finden.



© Deutscher Wetterdienst

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