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19. Mai 2016 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Hitze, Sturm und Regen in Indien

Hitze, Sturm und Regen in Indien

Datum 19.05.2016

Vielgestaltig zeigt sich derzeit das Wetter auf dem indischen Subkontinent. Während in den kontinentalen Tiefländern der Region die höchsten Temperaturen auf der Erde gemessen werden, zieht der schwere tropische Sturm ROANU entlang der ostindischen Küste in Richtung Bengalen.

In Südasien bestimmt der Monsun ("Regen- und Trockenzeit") das Dasein der Menschen, als Wasserspender, in wirtschaftlicher Hinsicht, oftmals aber auch mit drastischen Folgen für Leib und Leben, und zwar im Falle von Dürren oder Überschwemmungen. Er ist also Fluch und Segen zugleich.



Vor dem alljährlichen Südwest- oder Sommermonsun aber kommt die Hitze. Ende Mai/Anfang Juni, also kurz vor Beginn der Regenzeit, gehören das Tal des Indus, der Punjab sowie das westliche Rajasthan zu den heißesten Gegenden der Erde. Verbreitet herrschen Tageshöchsttemperaturen nahe, örtlich sogar über 50 °C.

Beispielsweise wurden am gestrigen 18. Mai 2015 im pakistanischen Sibi (Belutschistan, 29°33'N, 67°53'E, 133 m Höhe) 51,0 °C gemessen und damit der bisherige Temperaturrekord der Klimanormalperiode 1971-1990 eingestellt. In Jacobabad (Provinz Punjab, 28°38'N, 68°31'E, 55 m Höhe), Pad Idan (Provinz Sindh, 27°00'N, 68°07'E, 46 m Höhe) sowie in Phalodi (Rajasthan, 27°08'N, 72°22'E, 302 m Höhe) wurden jeweils 50,5 °C registriert.

Währenddessen bildete sich am vergangenen Sonntag (15. Mai) knapp östlich von Sri Lanka aus einer flachen tropischen Depression der tropische Sturm ROANU. Er folgt seit seiner Entstehung stets der indischen Küstenlinie im Golf von Bengalen, zog also zunächst nordwärts, dann nordostwärts und wird schließlich in der Nacht zum 22. Mai (Ortszeit) nahe der Stadt Chittagong (Bangladesch) an Land gehen. Seine Zuggeschwindigkeit beträgt z.Z. etwa 8 km/h.

ROANU wird sich zuvor nach Angaben des indischen Wetterdienstes noch verstärken und dann als "schwerer tropischer Sturm" klassifiziert werden. Dann muss man in seinem Einflussbereich mit Spitzenböen von 64 bis 71 Knoten gerechnet werden, das entspricht 119 bis 131 km/h bzw. Windstärke 12 Bft.

Neben Böen in Orkanstärke sind die gewaltigen Niederschlagsmengen ein weiteres Merkmal tropischer Wirbelstürme. So fielen in vierundzwanzig Stunden bis Donnerstag, den 19.05.2016, 00:00 Uhr UTC, im indischen Kakinda (Andhra Pradesh, 17°05'N, 82°14'E, 7 m Höhe) 164 L/m² (= mm) und im benachbarten Vishakhapatnam (Andhra Pradesh, 17°52'N, 83°11'E, 45 m Höhe) 103 mm. Ein Ausläufer des Wirbelsturms sorgte im gleichen Zeitraum in Bengalen für üppige Niederschläge, z.B. in Sylhet (Bangladesh, 25°04'N, 91°53'E, 34 m Höhe) mit 119 mm.

Unten finden Sie ein infrarotes Satellitenbild (10,8 µm) des Wirbelsturmes vom Donnerstag, 19.05.2016, 06:00 Uhr UTC, ergänzt um eine Prognose der Windgeschwindigkeit (in Knoten [kt], 1 Knoten = 1,852 km/h) des ECMWF-Vorhersagemodells vom 18.05.2016, 12:00 Uhr UTC. Dabei wird im Zentrum ein Windmaximum von 82 kt = 156 km/h berechnet.


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