13:10 MESZ | 03.09.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
15. Januar 2016 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Alex und Pali

Alex und Pali

Datum 15.01.2016

Zwei ungewöhnliche Wirbelstürme toben derzeit über den Weltmeeren. Zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr kommen sie nur selten vor. Der eine bedroht nun sogar die Azoren.

Bei "Alex und Pali" handelt es sich nicht etwa um den Namen einer neuen Fernsehserie, sondern um zwei ausgewachsene Wirbelstürme, die es zu diesem Zeitpunkt im Jahr nur sehr selten gibt. Während "Pali" im zentralen Nordpazifik kaum Landmassen bedroht, zieht "Alex" über die Azoren hinweg, wo normalerweise eigentlich häufig Hochdruckgebiete zu finden sind.



Wirbelsturm "Alex" hatte sich zunächst in den ersten Januartagen dieses Jahres östlich der Bermudas im Nordatlantik als außertropisches Tief gebildet, bevor er am 13. Januar 2016 den Status als Hurrikan verliehen bekam. An diesem Tag befand sich der Sturm rund 1600 km westlich der Kanarischen Inseln, also weitab der afrikanischen Küste. Um als Hurrikan zu gelten, ist es nach der sogenannten fünfstufigen Saffir-Simpson-Skala notwendig, dass der Wirbelsturm mindestens eine Windgeschwindigkeit von 119 km/h aufweist. Das entspricht mindestens einer Orkanböe Beaufort 12. Zwar lag "Alex" am 13. Januar 2016 mit Windgeschwindigkeiten bis 85 km/h noch unterhalb der neuralgischen Grenze, Vorhersagen zufolge sollten sich der Sturm und die Windgeschwindigkeiten aber weiter verstärken und damit auch den Status als Hurrikan einnehmen können. Am 14. Januar 2016 wurden dann 140 km/h und damit Kategorie 1, also die unterste Stufe der Saffir-Simpson-Skala, erreicht.

Ungewöhnlich an "Alex" ist, dass die eigentlich vom 1. Juni bis zum 30. November eines Jahres dauernde nordatlantische Wirbelsturmsaison in diesem Jahr bereits deutlich früher eingeläutet wurde. Es ist erst das vierte Mal seit 1851, dass in einem Januar solch ein Wirbelsturm auftritt und das erste Mal seit 1978.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Mittlerweile ist "Alex" in nördliche Richtung weitergezogen (siehe dazu die Satellitenbilder) und wird weiterhin als Hurrikan der Kategorie 1 geführt. Das Zentrum des Sturms lag am heutigen Freitagmorgen noch rund 350 km südlich der Azoren, erste Ausläufer des Sturms haben die Azoren aber bereits erfasst. Neben dem stürmischen Wind mit Böen um 140 km/h wird beim Überqueren der Azoren dort auch mit ergiebigen Niederschlägen gerechnet: Nach Vorhersagen des amerikanischen Wetterdienstes sind Mengen um 75 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden möglich. Allerdings zieht "Alex" rasch nach Norden weiter, dort wird er sich über dem kalten Nordatlantik entweder bald auflösen oder mit einem anderen Tiefdruckgebiet verschmelzen.

Genauso ungewöhnlich wie "Alex" ist Hurrikan "Pali", der aktuell im zentralen nordpazifischen Becken rund 4500 km nordöstlich von Australien zu finden ist. Zum einen geht auch dort die Wirbelsturmsaison vom 1. Juni bis zum 30. November, sodass die Entstehungszeit dieses Wirbelsturms ebenfalls außergewöhnlich ist. Zum anderen ist aber die Entstehung eines Wirbelsturms bei kaum 3 Grad nördlicher Breite und damit fast auf Äquatorhöhe selten. In Äquatornähe ist die zur Bildung eines Wirbelsturms notwendige Corioliskraft, die die typische bzw. notwendige Drehung des Sturms bewirkt, nur sehr gering. Dass es dennoch zu einem Wirbelsturm gereicht hat, liegt an den hohen Wassertemperaturen von 28 bis 29 Grad, die letztlich wohl auch eine Folge des in diesem Jahr (bzw. dem letzten Jahr) starken "El-Niño"-Ereignisses sind.

Auf seiner Reise in Richtung Norden erreichte der Wirbelsturm zwischendurch dann die Kategorie 2 der Saffir-Simpson-Skala. Dafür sind Windgeschwindigkeiten über 154 km/h notwendig. Bei etwa 8 Grad nördlicher Breite machte "Pali" eine Kehrtwende und wollte zurück in den Süden. Dabei schwächte er sich wieder ab, sodass er nun nur noch als tropische Depression geführt wird. Landmassen waren dabei zu keiner Zeit gefährdet, am ehesten hätte es noch die Baker- und Howland-Insel treffen können, die zu den Außengebieten der USA gehören, faktisch aber unbewohnt sind. Der britische Wetterdienst hatte am 11. Januar 2016 sogar eine Äquatorüberquerung vorhergesagt, die aber nicht eingetreten ist und höchst ungewöhnlich gewesen wäre.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

03.09. - Deutschlandwetter im Sommer 2025

02.09. - Deutschlandwetter im August 2025

01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?

31.08. - Übergang in den Herbst?

30.08. - Fliegende Instrumente

29.08. - Eine Reise in die Great Plains

28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2

27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025

12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament

11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen

10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen

09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!

08.08. - Die atlantische Hurrikansaison 2025: Prognosen und Ist-Zustand

07.08. - Von Blitzen und Megablitzen

06.08. - Tornados - Faszinierende Naturgewalt mit zerstörerischer Kraft

05.08. - Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurück