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15. September 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Das Pokerface der Atmosphäre

Das Pokerface der Atmosphäre

Datum 15.09.2015

Wäre das nicht schön, den Wetterablauf bereits für die nächsten Wochen zu kennen? Genaue Prognosen sind allerdings meist nur für drei bis vier Tage im Voraus möglich. Aber warum ist das so?

Immer wieder erreichen uns Meteorologen Anfragen, wie denn das Wetter in den nächsten Wochen oder Monaten wird. Diesbezüglich können wir aber häufig nur den Rat geben, sich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal bei uns zu melden. Denn genaue Vorhersagen sind meist nur drei bis vier, ein grober Trend in einigen Fällen bis zu zehn Tage im Voraus möglich.


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Schauen wir uns doch mal an, wie so ein Wettermodell eigentlich funktioniert. Ein Wettermodell ist prinzipiell nichts anderes als ein Computerprogramm, dessen Berechnungen auf hochkomplexen physikalischen Gleichungen beruhen. Diese Gleichungen sind so komplex, dass sie selbst mit Hilfe eines Hochleistungscomputers nur nach vorherigen Vereinfachungen näherungsweise gelöst werden können. In der Folge sind die resultierenden Ergebnisse dieser Gleichungen nicht hundertprozentig genau.

Um aber überhaupt Ergebnisse zu bekommen, muss ein Wettermodell erst mal mit Wetterdaten "gefüttert" werden, damit es den aktuellen Zustand der Atmosphäre "kennt". Bei einem Globalmodell, das Vorhersagen für die gesamte Welt erstellt, wären das beispielsweise Luftdruck, Lufttemperatur etc., die von den Wetterstationen, Radiosonden (Ballonaufstiege), Flugzeugen, Schiffen, Bojen usw. weltweit zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen werden. Das Problem dabei ist, dass zum einen mit den Messinstrumenten immer auch eine gewisse Messungenauigkeit einhergeht, zum anderen die weltweite Messstationsdichte bei Weitem nicht ausreicht, um den oben erwähnten Atmosphärenzustand zu einem bestimmten Zeitpunkt exakt zu bestimmen. Unter dem Strich gehen also "nicht-exakte" Daten in ein "nicht-exaktes" Modell ein. Da verwundert es kaum, dass die Wetterprognose, die uns das Modell als Ergebnis präsentiert, bereits für die nächsten Stunden leicht fehlerhaft sein kann. Erschwerend kommt nun hinzu, dass die Natur der Atmosphäre chaotisch ist, wodurch schon kleine Abweichungen im Anfangszustand große Auswirkungen in der weiteren Zukunft haben können. Dementsprechend wird die Vorhersage in der Regel umso fehlerhafter, je weiter man in die Zukunft geht. Darum macht es nach drei bis vier Tagen häufig kaum noch Sinn, noch weiter mit dem Modell in die Wetterzukunft zu blicken. Umso bemerkenswerter ist es, dass heute durch den technischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte zum Beispiel die Vorhersage der Höchst- und Tiefsttemperatur für den 5. Tag in der Zukunft im Mittel genauso gut ist, wie die vor 25 Jahren für den nächsten Tag.

Nichtsdestotrotz lässt sich die Atmosphäre nur bedingt in ihre Karten schauen. Um aber doch eine Aussage darüber machen zu können, wie es mit dem Wetter auch nach diesen drei bis vier Tagen zumindest tendenziell weitergeht, haben sich die Modellentwickler etwas einfallen lassen. Das Zauberwort heißt "Ensemblevorhersage", mit der man zum Teil bis zu zehn Tage im Voraus einen groben Trend der Wetterentwicklung angeben kann. Was es damit aber genau auf sich hat, lesen Sie am kommenden Donnerstag, den 17.09.2015, an dieser Stelle im "Thema des Tages".



© Deutscher Wetterdienst

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