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11. September 2015 | M.Sc.-Met. Andreas Würtz

Nässe ohne Regen?

Wen es schon früh morgens aus dem Bett treibt um sportlich aktiv zu
werden oder um einen Morgenspaziergang durch die Natur zu
unternehmen, sollte sich in der jetzt schon relativ fortgeschrittenen
Jahreszeit für wasserdichtes Schuhwerk entscheiden. Obwohl zuvor kein
Niederschlag fiel, sind Wiesen und Feldwege nass. Verantwortlich
dafür ist die nächtliche Taubildung, die nun im Folgenden näher
erläutert wird.
Der in der Luft maximal mögliche Wasserdampfgehalt hängt von der
Lufttemperatur ab. Dabei gilt: je höher die Temperatur, desto mehr
Wasserdampf kann die Luft aufnehmen. Kühlt sich die Luft jedoch ab,
wobei der absolute Feuchtegehalt in der Luft erhalten bleibt,
erreicht sie bei einer bestimmten Temperatur Wasserdampfsättigung.
Einfacher gesagt, die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit beträgt 100
Prozent. Diejenige Temperatur, bei der Sättigung eintritt, wird auch
als "Taupunkttemperatur" bezeichnet. Physikalisch gesehen, herrscht
ein Gleichgewicht zwischen Verdunstung (Übergang von flüssig in
gasförmig) und Kondensation (Übergang von gasförmig zu flüssig).
Sinkt nun die Temperatur z. B. in unmittelbarer Erdbodennähe unter
den Taupunkt, wird die Sättigung von 100 Prozent kurzzeitig
überschritten, wodurch die überschüssige Feuchtigkeit von der
Umgebungsluft nicht mehr aufgenommen werden kann. Somit kommt es zum
Übergang vom gasförmigen in den flüssigen Zustand des Wasserdampfs
(Kondensation), der sich anschließend an Gegenständen in Form von
kleinsten Wassertröpfchen niederschlägt. Diese Feuchteablagerung wird
folglich als "Tau" bezeichnet. Bilden sich die Wassertröpfchen durch
Kondensation nicht an Oberflächen, sondern in der Luft, so spricht
man von Dunst oder Nebel.
Wann genau tritt dieses Phänomen der Taubildung auf? Damit die
Lufttemperatur am Erdboden bzw. in den untersten Luftschichten unter
die Taupunkttemperatur sinkt, muss dort eine starke Wärmeausstrahlung
(Wärmeabgabe) stattfinden. Diese tritt in besonderem Maße ein, wenn
in der Nacht die tagsüber aufgenommene Wärmeenergie bei wolkenlosem
Himmel wieder nahezu ungehindert in höhere Atmosphärenschichten bzw.
ins Weltall abgegeben werden kann. Dabei ist Windstille von großem
Vorteil, da dadurch der Nachschub an wärmerer Luft in den bodennahen
Luftschichten oder durch vertikale Umlagerungen ausbleibt und
infolgedessen die Auskühlung nicht unterbunden wird. Der Höhepunkt
der nächtlichen Auskühlung wird bei klarem Himmel folglich um die
Zeit des Sonnenaufgangs herum erreicht. Dies ist zugleich häufig der
Zeitpunkt, an dem die nächtliche Temperatur ihren Tiefpunkt erreicht.
Diese Art der Taubildung wird in der Meteorologie auch als
"Strahlungstau" bezeichnet.
Eine andere Form der Tauentstehung ist der "Advektionstau". Zu
Advektionstau kommt es, wenn nach einer Phase kühleren Wetters
feuchtwarme Luft herangeführt wird, deren Taupunkt oberhalb der
Temperatur der umströmten Gegenstände liegt. Dies führt in direkter
Umgebung der Gegenstände zur Feuchtesättigung und zur Kondensation
des Wasserdampfs. Die Intensität von Advektionstau kann beachtlich
sein, weil die Feuchteübersättigung wesentlich stärker ausfällt als
bei Strahlungstau.
Wenn in der jetzigen Jahreszeit die Nächte wieder länger werden, ist
der Zeitraum der nächtlichen Auskühlung häufig ausreichend um den
Taupunkt zu erreichen. Somit bleiben trockene Wiesen und Wege am
frühen Morgen eher die Ausnahme.



© Deutscher Wetterdienst

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