11. Juni 2015 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Gewitter, Blitze und persönliche Verhaltensregeln
Bei Gewittern werden in Cumulonimbuswolken durch starke vertikale Luftbewegungen große Mengen von Wassertröpfchen und Eiskristallen in beträchtliche Höhen (z.T. bis über 10 km) befördert.
Dabei entstehen durch Ladungstrennung elektrische Spannungen von bis zu 1.000.000.000 Volt. Die entladen sich zwischen verschiedenen Wolkenteilen als "Wolkenblitze" mit Gesamtlängen von bis zu 100 km, oder als "Erdblitze" zwischen Wolke und Erdoberfläche, dabei bevorzugt in Richtung exponierter und aufragender Gegenstände.
Gewitter über dem #Elztal - Foto des Tages von #BadZtg-Leser Alexander Wisser http://t.co/D29xffMk1i - pic.twitter.com/NiFuVFMrxJ
— BZ Emmendingen (@BZ_EM) 8. Juni 2015
Die Blitzentladung erfolgt in ruckartigen Schüben durch
Stoßionisation längs eines sog. Blitzkanals, es sind mehrere (bis
etwa 40) Entladungen im selben Blitzkanal möglich. Die elektrische
Stromstärke eines Blitzes kann 200.000 Ampere erreichen, jedoch sind
die Zeitspannen der Hauptentladung mit 1 Mikrosekunde bis 1
Millisekunde so gering, dass die mittlere elektrische Ladungsmenge
nur etwa 20 Amperesekunden beträgt. Dementsprechend klein ist auch
der Energieinhalt von Blitzen.
Die Anzahl der Gewitter auf der Erde schätzt man auf ca. 2000 pro
Stunde (mit etwa 100 Blitzen pro Sekunde), die meisten davon in den
Tropen. In Deutschland ist im langjährigen Mittel der Juli der
gewitterreichste Monat mit einer relativen Häufigkeit von über 40 %.
In absoluten Zahlen ausgedrückt gab es beispielsweise nach Angaben
des Blitz-Informationsdienstes der Firma Siemens in Deutschland im
Jahre 2009 insgesamt 2.354.567 Entladungen, im Jahre 2010 allerdings
nur 1.349.049 Blitze.
Wie kann man sich nun vor Blitzen schützen? Generell sollte man sich
dem elektromagnetischen Feld eines Gewitters entziehen. Dies ist
jedoch nicht immer möglich. In Kraftfahrzeugen und Gebäuden mit
ordnungsgemäßen Blitzschutzanlagen besteht normalerweise keine Gefahr
("Faradayscher Käfig"), dennoch sollte man im Zweifelsfalle auf
Festnetztelefonate, Wannenbäder und Duschen verzichten. Beim Baden im
Freien oder anderen wassersportlichen Aktivitäten ist es ratsam, das
Gewässer sofort zu verlassen.
Wird man etwa beim Wandern auf freiem Felde überrascht, meidet man
hoch aufragende Gegenstände und hockt sich, am besten in der
nächstgelegenen Senke, mit eng aneinander gesetzten Füßen hin
("Häschen in der Grube"). Befindet man sich mitten im Walde unter
hohen Bäumen, sucht man einen dichten und flachen Baumbestand auf und
geht ebenfalls in die Hocke. (Diese Aufzählung von Schutzmaßnahmen
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!)
Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, als Fußgänger im Freien vom Blitz
getroffen zu werden, sehr gering. Sie entspricht etwa derjenigen, im
Lotto einen Sechser mit Superzahl zu gewinnen. Darüber hinaus ist es
tröstlich, dass zwei Drittel aller vom Blitz Getroffenen überleben
(u.a. aufgrund des "Skin-Effektes"). In Deutschland sind im
langjährigen Mittel jeweils 3 bis 4 Blitztote zu beklagen, die
ausschließlich durch Blitze verursachten materiellen Schäden betragen
rund zwei Millionen Euro.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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