27. Mai 2015 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Wettergefühle
Wer kennt das nicht: Bei schwülem Wetter macht uns der Kreislauf zu schaffen, bei Föhn brummt der Kopf und einige Menschen klagen bei einem Wetterumschwung über schmerzende Narben.


Da stellt sich doch die Frage: Welchen Einfluss hat das Wetter auf
unseren Körper wirklich und was ist Wetterfühligkeit überhaupt?
Eine ganze Wissenschaft, die sogenannte Medizin-Meteorologie, befasst
sich mit diesen Fragestellungen, also mit den Reaktionen des
Organismus auf die täglichen Wettererscheinungen. Ärzte und
Meteorologen haben dabei drei verschiedene Arten des Wechselspiels
zwischen Wetter und Mensch festgelegt:
1) Wetterreaktion
Die schwächste Stufe beschreibt die Tatsache, dass Menschen
wetterreagierend sind - und zwar alle. Damit unser Körper seine
Temperatur von 37 Grad aufrechterhalten kann, muss er ständig auf die
Temperatur der Umwelt reagieren. Das nehmen wir nur wahr, wenn wir
stark schwitzen oder frieren. Bei "normalem" Wetter bemerkt man aber
nichts von diesen Regulationsmechanismen, die das Nerven- und
Hormonsystem beeinflussen.
2) Wetterfühligkeit
Unter dem Begriff Wetterfühligkeit versteht man das Phänomen, dass
manche Menschen die eigene Körperreaktion auf das Wetter verstärkt
subjektiv wahrnehmen. Diese Menschen haben eine erhöhte
Ansprechbarkeit bzw. eine erniedrigte Reizschwelle ihres vegetativen
Nervensystems. Allerdings ist Wetterfühligkeit keine eigenständige
Krankheit wie z.B. Migräne. Vielmehr verstärken bestimmte Wetterlagen
bei einigen Menschen Beschwerden wie die Tendenz zu Kopfschmerzen.
Auch Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme und Gelenk- oder
Narbenschmerzen werden häufig beobachtet.
Vor allem bei Wetterumschwüngen, die meist mit Warm- fronten
einhergehen, oder auch bei Gewittern klagen Wetterfühlige über die
oben genannten Beschwerden. Eine Darstellung der Krankheiten, die
durch Wettereinfluss gehäuft auftreten, ist nebenstehend
zu finden.
Ein Beispiel für die Wechselwirkung zwischen Wetter und dem
menschlichen Organismus ist der Einfluss der Temperaturregulation auf
den Blutdruck: Hinter einer Kaltfront wird meist kühlere Luft
herangeführt, sodass der Körper versucht, die Abgabe von Wärme zu
verringern. Dafür werden unter anderem die äußeren Blutgefäße verengt
und der Blutdruck steigt kurzfristig. Meist sind diese Änderungen
sehr klein, aber wer ohnehin schon unter Bluthochdruck leidet, kann
solche Variationen spüren.
Umgekehrt macht plötzliche Wärme Menschen mit niedrigem Blutdruck zu
schaffen: Damit der Körper abkühlt, erweitert er die Blutgefäße,
wodurch allerdings der Blutdruck noch weiter absinkt.
3) Wetterempfindlichkeit
Ältere oder chronisch kranke Menschen können nicht nur wetterfühlig,
sondern richtig wetterempfindlich sein, was dann durchaus
Krankheitswert hat und gefährliche Auswirkungen haben kann. Gerade
bei starken Hitzewellen sterben immer wieder Menschen, bei denen das
Herz-Kreislauf-System überfordert war.
Damit der Organismus trainiert wird und lernt, sich anzupassen,
empfehlen Medizin-Meteorologen auch bei Kälte, Wind und Regen
rauszugehen. Ebenso sind Saunabesuche, ein geregelter Schlafrhythmus
und eine ausgewogene Ernährung wichtig. Und wer dann noch eine
positive Lebenseinstellung an den Tag legt, kann ganz nach dem
Ohrwurm "I'm singing in the rain" der eigenen Wetterfühligkeit
trotzen.
Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Im morgigen Thema des Tages
(28.5.14) wird eine "richtige" Krankheit thematisiert, die nicht
durch das Wetter direkt, sondern durch geringen Luftdruck in hohen
Bergregionen ausgelöst wird: die sogenannte "Höhenkrankheit".
© Deutscher Wetterdienst
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