11. März 2015 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Regen in der Sahara
Bereits um den 4. März entstand in der horizontal stark mäandrierenden Frontalzone über dem Nordatlantik, an der Ostflanke des Azorenhochs, ein sogenannter Höhentrog, als eine ursprünglich polare, später transformierte Kaltluftmasse südwärts voran kam.
Unter einem Höhentrog versteht man eine zum Äquator gerichtete, im Fachjargon als "zyklonal" bezeichnete Ausformung der Höhenströmung, die in den mittleren Breiten generell in West-Ost-Richtung orientiert ist. In der dort vorhandenen, hoch reichenden Kaltluft nimmt der Luftdruck in der Vertikalen schneller ab als in warmer Luft, so dass ein Höhentrog immer mit tiefem Luftdruck bzw. niedrigem Geopotential in der mittleren und höheren Atmosphäre verbunden ist.
Die Wechselwirkung mit den tieferen Atmosphärenschichten besteht nun
darin, dass Luft nach oben angesaugt bzw. von unten "gehoben" wird.
Folglich fällt aus Kontinuitätsgründen der Luftdruck am Boden und es
bildet sich auch dort ein Tiefdruckgebiet.
Die Achse des Höhentroges - eine gedachte Linie entlang des Bereiches
des niedrigsten Geopotentials - war anfangs von Südwest nach Nordost
gerichtet. Jedoch verlor das "Wellental" rasch den Kontakt zur
Hauptströmung und schnürte sich an der Südflanke des Azorenhochs ab
(sog. Cut-Off-Prozess). Das so entstandene "Höhentief", driftete nun
mit der Höhenströmung zunächst in westlicher bis südwestlicher
Richtung, um dann auf Südkurs zu gehen.
Im Satellitenbild war im Bereich des Tiefs zunächst nur eine kompakte
Wolkendecke zu sehen, erst als der zyklonale Wirbel gestern Nacht mit
seinem Zentrum die nordwestafrikanische Küste im Grenzgebiet zwischen
dem Territorium Westsahara und Mauretanien erreichte, zeigte sich die
typische, auf der Nordhalbkugel entgegen den Uhrzeigersinn rotierende
Wolkenspirale.
Am Dienstag, den 10.03.2015, führten die hoch reichenden Quellwolken
in der Region örtlich zu ergiebigen Schauern und Gewittern.
Beispielsweise wurden in Dakhla an der Atlantikküste der Westsahara
(23°43'N, 15°57'W, 8 m Höhe) innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis
gestern 06:00 UTC 18 l/m² (= mm) Regen gemessen. Das mag auf den
ersten Blick wenig spektakulär erscheinen, aber man möge bedenken,
dass in der Region trotz der Meeresnähe Wüstenklima herrscht, der
Monat März eigentlich zur Trockenzeit zählt und der mittlere
Jahresniederschlag in Dakhla nur 39 mm beträgt. Und gestern fiel
knapp die Hälfte des statistischen Jahressolls!
Eine Karte der Region mit einer Modellprognose des Bodenluftruckes
[hPa], signifikanten Wetterbeobachtungen und Windpfeilen [kn] vom
10.03.2015, 09:00 UTC, unterlegt mit einem infraroten Satellitenbild
(Kanal bei 10,8 µm im "atmosphärischen Fenster") finden Sie nebenstehend.
Die zyklonale
Wolkenspirale ist deutlich sichtbar, im Bodendruckfeld ist das Tief
dagegen nur schwach ausgeprägt.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: © nyiragongo - Fotolia.com
Themenarchiv:
07.12. - Ein Sonntag mit Film und Fernsehen
06.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 2
05.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 1
04.12. - Tiefdruckeinfluss über dem östlichen Mittelmeer
03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025
02.12. - Deutschlandwetter im November 2025
01.12. - Nebel im Winterhalbjahr
30.11. - Milder Winterstart
29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick
28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands
27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion
25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter
24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos
23.11. - Erste Glatteislage der Saison
22.11. - Die Kugel der Mitte
21.11. - Lesen bildet
20.11. - Eisige Nächte am Wochenende
19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!
18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?
17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht
16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles
15.11. - Nasser Norden
14.11. - Polarluft versus Warmluft
13.11. - Die Deckenkugel
12.11. - Magische Nächte?
11.11. - Die Europäische Unwetterkonferenz und das Europäische Unwetterlabor
10.11. - Es geht schon wieder los!
09.11. - Das Herbstwetter mit Blick durch die Ensemble-Brille
08.11. - Perfektes Wochenende







