26. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
In welcher Höhe liegt die Schneefallgrenze?
Haben Sie schon mal genau aufgepasst, wenn Ihnen im Wetterbericht die Höhe der Schneefallgrenze vorhergesagt wurde? So hört man beispielsweise: Der Niederschlag kann zum Teil bis in die Niederungen als Schnee fallen, oberhalb von 300 Metern fällt er durchweg als Schnee.
Die Schneefallgrenze wird immer in Metern über Normalnull angegeben.

Daher gibt es beim obigen Vorhersagetext in der Norddeutschen
Tiefebene ein Restrisiko für Schneefall. Der Süddeutsche, der im
Regelfall oberhalb 300 m Meereshöhe zu Hause ist, weiß, dass er mit
Schnee rechnen muss.
Für den Mittelgebirgsraum sind die Angaben dieser Vorhersage zur
Reise- oder Schneeräumplanung viel zu ungenau. Während eine
Schneefallgrenze oberhalb 400 m ist oftmals verkehrstechnisch
unerheblich ist, führt eine bei 200 m teilweise schon bei geringen
Schneemengen zu chaotischen Straßenverhältnissen.
Warum machen wir nicht einfach genauere Vorhersagen?
Die Höhe der Schneefallgrenze ist meteorologisch betrachtet die
Festlegung einer Temperaturschwelle in der normalerweise von oben
nach unten hin wärmer werdenden Atmosphäre. Niederschlag in
Mitteleuropa wird in den frostigen Höhen, in denen die Wolken
unterwegs sind, als Schnee geboren. Wird es während des Fallens warm
genug, so schmilzt der Schnee und kommt als Regen am Boden an.
Bei welcher Temperatur liegt denn nun die Schneefallgrenze?
Zunächst würde man denken bei null Grad. Aber das ist ein Irrtum.
Denken Sie einfach an Eis, das Sie dem Gefrierfach entnommen haben.
Das Eis wird auch nicht unmittelbar nach dem Verlassen des
Kühlschranks vollständig zu Wasser, obwohl es in der Küche weit über
null Grad warm ist.
Der Schnee fällt also eine Weile bei Temperaturen über null Grad
weiter, bis er tatsächlich geschmolzen ist.
Im Einzelfall, der insbesondere von der Luftfeuchte abhängt, kann
Schnee bis etwa +7 Grad fallen.
Für den Straßenverkehr relevante Schneemengen fallen bis etwa +4
Grad, wenn insbesondere im April kräftige Schneeschauer bei einem
Kaltlufteinbruch übers Land ziehen.
Normalerweise liegt die Schneefallgrenze bei etwa 2 Grad C.
Zu deren Vorhersage müsste man nur wissen, in welcher Höhe die
Temperatur 2 Grad beträgt.
Als Optimist nehmen wir an, dass wir die Temperatur auf 1 Grad genau
vorhersagen könnten.
Außerdem legen wir fest, dass die Atmosphäre bei Schneefall um etwa
0,65 Grad pro 100 m wärmer wird.
Ein Temperaturfehler von einem Grad würde also einem Höhenfehler von
etwa 150 m entsprechen. Die Genauigkeit der Schneefallgrenze beträgt
also +-150 m bei den optimistischen Annahmen.
Da sollten Sie sich nicht wundern, wenn der Schnee bis hinab auf 150
m fällt, wenn als Schneefallgrenze etwa 300 m vorhergesagt sind.
Wer sich mit dem Problem genauer befasst, stößt noch auf weitere
physikalische Bedingungen, die wir an dieser Stelle gar nicht
erörtern können.
Und ob der Schnee dann auch tatsächlich liegen bleibt, das ist ein
weiteres Kapitel, das wir unter dem Begriff der
"Schneeliegenbleibgrenze" ein anderes Mal zum Thema des Tages machen
werden.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Wikicommons
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