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28. September 2014 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Wenn die Erde brodelt und Feuer spuckt

Sie glühen, spucken und qualmen und sind ein genauso imposantes wie gefährliches Naturschauspiel: Vulkane.

Am gestrigen Samstag ist der japanische Vulkan Ontake westlich von
Tokio überraschend ausgebrochen und stieß eine riesige Aschewolke
aus. Durch die hohe Aschekonzentration in der Luft konnten zeitweise
keine Helikopter starten und Flüge wurden umgeleitet.


Auch in Island brodelt es derzeit: Vor knapp vier Wochen ist der
isländische Vulkan Bardarbunga ausgebrochen. Es handelte sich um
einen sogenannten effusiven Ausbruch ohne Auswürfe von Vulkanasche.
Dass Vulkanasche insbesondere für den Flugverkehr verheerende Folgen
hat, wird vielen spätestens seit April 2010 in Erinnerung sein, als
der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull einen Monat
lang den Flugverkehr in Europa lahmlegte.

Aber Vulkanausbrüche haben nicht nur Auswirkungen auf die Reisepläne
etlicher Passagiere, sondern auch auf unser Wetter und (je nach
Stärke des Ausbruchs) sogar auf das globale Klima.

Aschepilz über dem Mount Redoubt in Alaska während des Ausbruchs im Jahre 1990.
Aschepilz über dem Mount Redoubt in Alaska während des Ausbruchs im Jahre 1990.


Bleibt die Vulkanasche nach einem Auswurf innerhalb der Troposphäre
(ca. 10 km), sinkt sie recht schnell wieder ab oder wird mit dem
nächsten Regen aus der Atmosphäre ausgewaschen. Apropos Regen: Die
kleinen Ascheteilchen können auch als Kondensationskerne dienen und
somit die Wolkenbildung begünstigen.

Reicht die Vulkanaschewolke bis in die Stratosphäre (ca. 10-40 km)
hinein, verweilt sie dort für eine lange Zeit. Denn innerhalb der
Stratosphäre gibt es nur geringen vertikalen Austausch und Luftmassen
sind dort oft jahrelang nachweisbar. Durch chemische Reaktionen
entsteht aus der schwefelhaltigen Vulkanasche sogenanntes
Sulfataerosol, das das einstrahlende Sonnenlicht zurück in den
Weltraum reflektiert und so zu einer Abkühlung auf der Erde führt.

Der größte Ausbruch, der jemals von Menschen dokumentiert wurde,
ereignete sich 1815 auf der indonesischen Insel Sumbawa. Der Vulkan
Tambura schleuderte 150 km³ Gesteinsmasse in die Atmosphäre und der
Staubschleier verursachte durch die Rückstreuung des Sonnenlichts
einen globalen Temperatursturz um 3 Grad im Folgejahr. Das Jahr 1816
verlief dadurch insbesondere in weiten Teilen Nordamerikas und
Europas außergewöhnlich kühl und ist als "Jahr ohne Sommer" in die
Geschichtsbücher eingegangen.


Derartig heftige Auswirkungen sind durch den Bardarbunga-Ausbruch
bisher nicht zu befürchten. Allerdings werden vielerorts erhöhte
Schwefeldioxid-Werte gemessen, für die Isländer besteht dadurch sogar
Gesundheitsgefahr. Erstmals seit Eruptionsbeginn wurde letzte Woche
auch in Mitteleuropa Schwefeldioxid des Vulkans gemessen, das durch
kräftigen Nordwestwind zu uns transportiert wurde. In Österreich
wurden zum Teil sogar die höchsten Werte seit Beginn der
Luftgütemessungen registriert. Dennoch stellen die Mengen bei uns
keine Gefährdung für die Gesundheit dar.

Ob in den nächsten Tagen eine größere, explosive Eruption des
isländischen Vulkans droht, ist nach wie vor noch unsicher. Die
Höhenströmung stellt sich bei uns jedenfalls auf West um, sodass
unser Wetter weniger vom Vulkan, sondern vielmehr von atlantischen
Tiefausläufern beeinflusst ist.


© Deutscher Wetterdienst

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