28. Juli 2014 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Starkniederschläge und Straßenverkehr
In diesen Tagen liest und hört man in den Wetterberichten im Zusammenhang mit sommerlichen Gewittern immer wieder das Wort "Starkregen". In relativ kurzer Zeit - von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden - fällt dabei intensiver, meist schauerartig verstärkter Regen.
In den Warnkriterien des Deutschen Wetterdienstes stellen Niederschlagsintensitäten von 10 L/m² (= 10 mm) pro Stunde oder 20 mm innerhalb von sechs Stunden markante Warnschwellen dar (Warnfarbe Ocker auf der Warnkarte), 25 mm pro Stunde oder 35 mm in sechs Stunden sind Warnschwellen für Unwetter (Warnfarbe Rot) und 40 mm pro Stunde oder 60 mm in sechs Stunden signalisieren extreme Unwetter (Warnfarbe Violett).
Starkniederschlagsereignisse sind meist lokal begrenzt. Kurze
Starkregen fließen schnell ab; sie können ein plötzliches Anschwellen
von Flüssen und Kanälen, vollgelaufene Keller sowie Bodenerosion
verursachen. Angaben über maximale Niederschlagsintensitäten sind
auch von bautechnischem Interesse, z.B. für die Dimensionierung
wasserbaulicher Anlagen. Vor allem aber stellen plötzlich auftretende
"Wolkenbrüche" ein verkehrstechnisches Problem dar und so mancher
Autofahrer hat bereits unangenehme Bekanntschaft mit Aquaplaning
gemacht.

In diesem Zusammenhang sei ein kleiner verkehrstechnischer Exkurs
erlaubt: Auf einem beispielsweise in einer Bodensenke gelegenen
Fahrbahnstück ist bei Starkregengüssen ein Wasserfilm von 1 cm Höhe
(das entspricht "nicht abgeflossenen" 10 Litern pro Quadratmeter)
keine Seltenheit. Ein PKW-Reifen der Größe 205/55 R16 hat einen
Umfang von 200 cm und eine Breite von 20.5 cm. Pro ganzer Umdrehung
des Rades muss er 4.1 Liter Wasser verdrängen, um Griffigkeit zur
Fahrbahn zu gewährleisten. Fährt man mit 75 km/h (das sind 21 m/sec),
so macht der Reifen 10.5 Umdrehungen pro Sekunde und verdrängt dabei
43 Liter, das ganze vierrädrige Fahrzeug also 172 Liter Wasser pro
Sekunde, was der Füllmenge einer üblichen Badewanne entspricht.
Übrigens gewährleisten die in letzter Zeit in Mode gekommenen,
größeren Räder mit breiteren Reifen bei trockener Straße eine bessere
Griffigkeit. Auf nasser Fahrbahn verdrängen sie mehr Wasser als ihre
schmaleren Varianten, schwimmen aber bei zu hohen Geschwindigkeiten
eher auf und fördern so das Aquaplaning. Wie auch immer, ordentliche
Pneus und eine der Witterung sowie den Fahrbahnverhältnissen
angepasste Geschwindigkeit sollten für jeden Kraftfahrer eine
Selbstverständlichkeit sein.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: © swa182 - Fotolia.com
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