26. Juni 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser
Unwetterserie im Süden und Südosten Europas
In den vergangenen Tagen traten in einigen europäischen Ländern, hauptsächlich in den südlichen, wiederholt Unwetter auf. Es kam zu schweren Gewittern, die von extremem Starkregen, Hagel und Sturm begleitet wurden.
Zu Beginn dieser Woche etablierte sich eine scharfe Luftmassengrenze,
die sich zunächst von Frankreich über den Alpenraum bis nach
Osteuropa erstreckte. Sie trennte recht kühle Polarluft, die aus
nördlichen Richtungen bis nach Mitteleuropa einströmte, von sehr
warmer und feuchter Subtropikluft, die sich in entgegengesetzter
Richtung aus dem Mittelmeerraum nach Norden vorarbeitete. An der
Luftmassengrenze, also dort, wo die zwei Luftmassen aufeinander
prallten und zum Aufsteigen gezwungen wurden, setzte Luftdruckfall
ein. Es entwickelte sich eine langgestreckte Bodentiefdruckrinne. Auf
der Südseite der Rinne waren in der feuchtwarmen und damit sehr
energiereichen Luft die Bedingungen für die Entwicklung schwerer
Gewitter gegeben. Auch von Dienstag bis Donnerstag hatte die
Luftmassengrenze Bestand, verlagerte sich insgesamt aber allmählich
südwärts.
Am Montag lag der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit noch im
Alpenraum. Besonders betroffen waren Teile der Schweiz und Kärntens.
Extremer Starkregen führte vielerorts zu Überflutungen und
vollgelaufenen Kellern. In Grenchen in der Nordschweiz kamen bis
Dienstagfrüh beispielsweise 61 Liter auf den Quadratmeter binnen 24
Stunden zusammen. In Klagenfurt sorgte ein Hagelunwetter für enorme
Schäden. Hagelkörner von mehrere Zentimetern Durchmesser beschädigten
zahllose Autos und Gebäude.
Am Dienstag zogen die Unwetter vor allem über Norditalien, Slowenien
und den Norden der Balkanhalbinsel hinweg. Während in Italien und
Slowenien insbesondere extremer Starkregen auftrat (nahe
Bovec/Slowenien: 73 l/qm in 24 Stunden), ging in Kroatien, Serbien
und Bosnien-Herzegowina die größte Gefahr von Hagelschlag aus. Dort
wurden Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu 4 Zentimetern
beobachtet. In Rumänien und Bulgarien wurden die Gewitter
stellenweise von Orkanböen begleitet. In Rosiori De Vede im äußersten
Süden Rumäniens wurde eine Spitzenböe von 126 km/h gemessen.
Auch am Mittwoch war das nahezu identische Gebiet von Unwettern
betroffen, wobei insbesondere in Bosnien-Herzegowina, Serbien und
Rumänien sehr langlebige und intensive Gewitterzellen - sogenannte
Superzellen - durch extrem heftigen Starkregen, großkörnigen Hagel
(bis zu 7 cm in Bosnien-Herzegowina) sowie Sturm- und Orkanböen für
viele Schäden sorgten. Im serbischen Sopic nahe Belgrad wurde ein
Tornado beobachtet, der über 100 Häuser teils stark beschädigte.
Doch auch nördlich der Luftmassengrenze war das Wetter nicht überall
ruhig. Ein Tief, das sich vor allem nur in der Höhe abzeichnete,
verlagerte sich von der Nordsee über Norddeutschland und das
Erzgebirge südostwärts. Dieses Höhentief sorgte in Nord- und
Ostdeutschland sowie Polen und Tschechien für länger anhaltende,
schauerartige, teilweise sogar gewittrige Regenfälle. Bis
Donnerstagfrüh fielen vielfach 10 bis 20 Liter Regen auf den
Quadratmeter, lokal auch noch deutlich mehr (Berlin-Dahlem: 40 l/qm).
Auch die kommenden Tage scheinen in einigen Regionen Europas
wettermäßig turbulent zu werden. Der "Wetterhotspot" liegt weiterhin
in Süd- und Südosteuropa, aber auch in Mitteleuropa deuten sich für
das Wochenende gebietsweise kräftige Gewitter an.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: SAK CeLOVEc|Klagenf. via Twitter
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