08. Mai 2014 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Kontrastreiches Wetter in Europa
Das Wetter in Europa gestaltet sich derzeit sehr unterschiedlich. In weiten Teilen Nord-, West- und Mitteleuropas ist es wechselhaft und windig.
Die Höchstwerte liegen dort meist nur zwischen 5 und maximal 19 Grad. Dagegen steigen die Temperaturen tagsüber im gesamten Mittelmeerraum und im Südosten Europas bei sonnenscheinreichem Wetter meist auf Werte über 20 Grad, teilweise sogar schon auf mehr als 30 Grad an.
Doch wie kommen diese Kontraste zustande? Ein Blick auf die aktuelle
Luftdruckverteilung über Europa zeigt, dass sich ein großer
Tiefdruckkomplex von der Südspitze Grönlands über den Nordatlantik
und weite Teile West- und Mitteleuropas bis zum Baltikum erstreckt.
Dem steht ein umfangreiches Hochdruckgebiet, das sogenannte
Azorenhoch gegenüber. Ein Keil dieses Hochs reicht dabei bis in den
Mittelmeerraum. Von dort aus gibt es über den Balkan hinweg eine
brückenartige Verbindung zu einem Hoch mit Zentrum über dem Süden
Russlands, eine sogenannte Hochdruckbrücke.
Somit steht hohem Luftdruck in einem Streifen von den Azoren bis nach
Südrussland tiefer Luftdruck über dem Nordatlantik und Teilen
Nordeuropas gegenüber. Zwischen den beiden Drucksystemen verlaufen
die Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren) insbesondere über dem
Ostatlantik und Westeuropa relativ gerade in west-östlicher Richtung,
woraus sich eine westliche Luftströmung ergibt. Solche großräumigen
Strömungsmuster werden als Großwetterlage bezeichnet und in diesem
speziellen Fall handelt es sich um eine "Westwetterlage".
An der Südflanke des oben beschriebenen Tiefkomplexes entwickeln sich
immer wieder neue kleinräumige Tiefdruckgebiete, sogenannte
Randtiefs. Diese ziehen in rascher Folge vom Atlantik über die
Britischen Inseln, die Nord- und Ostsee hinweg bis nach Ost- oder
Nordosteuropa. Daraus ergibt sich die für Westlagen typische
unbeständige Witterung mit vielen Wolken und Niederschlägen,
dazwischen aber auch kurzzeitigen freundlicheren Abschnitten. In den
Mittelmeerländern herrscht dagegen durch den Hochdruckeinfluss
niederschlagarmes und sonnenscheinreiches Wetter.
Die hohen Temperaturkontraste über Europa ergeben sich dadurch, dass
die vom Atlantik kommende Luft um diese Jahreszeit noch recht kühl
ist. Die Wassertemperatur des Nordatlantiks liegt meist noch unter 15
Grad und auf ihrem Weg über die Wasserfläche nimmt die Luft in etwa
diese Temperatur an. Über Süd- und Südosteuropa sorgt hingegen die
ungehinderte Sonneneinstrahlung für eine deutliche Erwärmung der
Landmassen. Außerdem ist das Mittelmeer mit Wassertemperaturen um 20
Grad schon vergleichsweise warm.
Hat sich erstmal eine Westwetterlage eingestellt, so kann diese über
einen längeren Zeitraum anhalten. Das zeigen auch die aktuellen
Wetterprognosen für die kommenden Tage. Demnach ändert sich an der
Luftdruckverteilung über Europa nur wenig. Somit ist am morgigen
Freitag und auch am Wochenende mit einer Fortdauer des sonnigen und
warmen bzw. heißen Wetters im Süden Europas und auch des
wechselhaften Wetters in Nord- und Mitteleuropa zu rechnen. Erst ab
Mitte nächster Woche könnte eine Unterbrechung der Westwetterlage
auch bei uns wieder beständigeres Wetter und höhere Temperaturen
bringen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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