11. Oktober 2013 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Zyklon PHAILIN
Während die diesjährige "Atlantische Hurrikansaison" entgegen
anderslautenden Prognosen verschiedener meteorologischer Dienste und
Forschungseinrichtungen nicht so recht in Fahrt kommt und erst zwei
echte Hurrikane hervorgebracht hat, geht es in Asien weitaus
stürmischer zu. Dort gab es bereits sieben Taifune. Was ist die
Ursache dafür? Neben den bekannten Rahmenbedingungen - Vorhandensein
einer Tiefdruckstörung in mittleren und höheren Schichten der
Atmosphäre über ausreichend warmem Meerwasser - trägt möglicherweise
ein weiteres Phänomen zur Entstehung oder Unterdrückung tropischer
Wirbelstürme bei.
Gemeint ist die neulich an dieser Stelle näher erläuterte
Madden-Julian-Oszillation (MJO), ein Wellenphänomen der tropischen
Atmosphäre über den Weltmeeren, welches - grob vereinfacht gesagt -
neben zyklonalen, feuchten, von erhöhter Konvektion und
Niederschlägen geprägten Phasen auch antizyklonale, eher trockene,
die Konvektion hemmende Phasen aufweist. Derzeit behindert die
"antizyklonale Phase" im Atlantik offenbar die Hurrikanaktivität, im
westlichen Pazifik hingegen unterstützt die "zyklonale Phase" die
Bildung zahlreicher Taifune. Der Indische Ozean indes wäre in diesen
Tagen "neutrales Gebiet".
Von der MJO also scheinbar unbeeinflusst tummelt sich dort, im Golf
von Bengalen, seit Wochenmitte der Zyklon PHAILIN. Zunächst als
"tropische Depression", dann als "tropischer Sturm" klassifiziert,
lag seine Position heute Nacht 00:00 UTC bei etwa 15.8°N, 88.8°E. Von
einer vorübergehenden Schwächephase bei der Passage der Andamanen
Inseln abgesehen, verstärkt sich PHAILIN stetig. So werden ab heute
Nacht vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) Windgeschwindigkeiten
von bis zu 145 Knoten (entspricht knapp 270 km/h), in Böen bis 175
Knoten (über 320 km/h) erwartet. PHAILIN bewegt sich mit einer
Marschgeschwindigkeit von ca. 6 Knoten in westnordwestlicher Richtung
und wird voraussichtlich morgen früh (Ortszeit) an der indischen
Ostküste zwischen Viasakhapatnam und Chilika Lake zu landen.
Eine Darstellung des Zyklons PHAILIN über dem Golf von Bengalen,
aufgenommen mit dem abbildenden Spektroradiometer MODIS (Moderate
Resolution Imaging Spectroradiometer) auf dem polar umlaufenden,
sonnensynchronen Erdbeobachtungssatelliten "Aqua", vom 10.10.2013,
07:15 UTC, finden Sie nebenstehend.
Beim Vergleich mit der - salopp formuliert - für "Hurrikane
in amerikanischen Gewässern" geschaffenen, fünf-plus-zwei-stufigen
Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala, kann man PHAILIN heute in die
Kategorie 4, morgen in die Kategorie 5 einordnen.
Bildquelle: NASA
© Deutscher Wetterdienst
Bild: NASA
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