26. Oktober 2012 | Dipl.-Met. Christian Herold
Hurrikan Sandy weiterhin gefährlich
In den letzten Wochen zeigte sich die atlantische Hurrikansaison
relativ inaktiv. Mit Hurrikan Sandy hat sich dies jedoch jetzt
geändert. Alles begann mit der Entwicklung eines größeren
Gewittergebietes in der östlichen Karibik in der vergangenen Woche.
Durch die aufsteigende Luft in den Gewittern bildete sich am Boden
ein Tief, das langsam nordostwärts zog. Über dem sehr warmen Wasser
mit einer Temperatur von 29,5°C konnte das Tief weitere Feuchtigkeit
aufnehmen, wodurch sich die Gewittertätigkeit verstärkte und dadurch
der Luftdruck weiter fiel. Es entwickelte sich ein rotierendes
System, dass spiralförmige Wolkenbänder ausbildete. Der Tropische
Sturm Sandy war geboren. Am Mittwoch wurde Sandy als Hurrikan
eingestuft und zog mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 125 km/h
über Jamaika. Gestern wurde dann Cuba getroffen. Heute werden die
Bahamas beeinflusst, bevor Sandy ihren Weg Richtung Nordosten
fortsetzt.
Die weitere Vorhersage von Sandy gestaltet sich etwas schwieriger.
Ursache dafür ist, dass das Wetter ein chaotischer Prozess ist. Das
heißt, dass kleine Änderungen im System große Auswirkungen haben
können, die letzten Endes zu einer völlig andern Wettervorhersage
führen. Um also ganz genaue Vorhersagen machen zu können, müsste man
den aktuellen Zustand der Atmosphäre (Temperatur, Feuchte, Druck
usw.) in jedem Punkt genau kennen. Das ist natürlich vollkommen
unmöglich. Weiterhin sind die Gleichungen in den Wettermodellen zum
Teil nur Näherungen. Zum einen sind Hurrikans deutlich empfindlicher
gegenüber veränderten Bedingungen als zum Beispiel unsere
mitteleuropäischen Tiefdruckgebiete. Zum Anderen gibt es im Atlantik
nur wenige Beobachtungsdaten, die in die Modelle einfließen, wodurch
die Vorhersagen ungenauer werden. Um nun trotzdem Aussagen über die
Zugbahn eines Hurrikans für einen etwas längeren Zeitraum zu treffen,
nutzt man sogenannte Ensemble-Rechnungen. Dabei wird ein Wettermodell
mehrmals mit jeweils leicht variierten Anfangszuständen berechnet,
wobei sich die Zugbahn und die Intensität der Hurrikane mit
zunehmender Vorhersagezeit immer mehr unterscheiden. Wird jetzt eine
Zugbahn von mehreren Modellrechnungen ähnlich simuliert, so ist diese
am wahrscheinlichsten.
Die Vorhersagen zeigen, dass Sandy weiterhin gefährlich bleibt. Sah
es noch Mitte der Woche so aus, als würde Sandy nach Osten auf den
Atlantik abdrehen, rechnen nun alle Modelle, dass der Hurrikan sich
zum tropischen oder außertropischen Tief abschwächt und am Montag auf
die Ostküste von Amerika trifft. Dabei besteht noch eines erhebliches
Schadenspotenzial. Wo genau das Auftreffen stattfindet, ist noch
unsicher.
Bei einer südlichen Zugbahn wären die Windgeschwindigkeiten in Sandy
noch nicht so stark zurückgegangen und es würde verbreitet
Sturmschäden geben. Da es bei Vollmond zu einer Springflut kommt, ist
dann auch eine Sturmflut denkbar.
Bei einer nördlicheren Zugbahn wären die Windgeschwindigkeiten zwar
geringer. Doch könnte Sandy über dem an der Ostküste fast 3 Grad zu
warmen Wasser weitere Feuchtigkeit aufnehmen. Zudem würde dann die
feuchtwarme Subtropikluft auf kalte Arktikluftmassen über Kanada
treffen, was zu intensiven Regenfällen und Überflutungen führen
würde.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: NOAA
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