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23. Februar 2025 | M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Schappert

Die Kälte zieht weiter

Die Kälte zieht weiter

Datum 23.02.2025

Die Kälte der vergangenen Woche ist fast schon vergessen. Diese hat sich aber nicht einfach aufgelöst, sondern ist weitergezogen und beeinflusst derzeit das östliche und südöstliche Europa bis zur Türkei.

Was war das doch für eine Kälte, die weite Teile Deutschlands noch zu Beginn der Woche fest im Griff hatte? Bei anhaltendem Hochdruckeinfluss gelangte arktische Kaltluft zu uns, die gebietsweise für strengen Frost sorgte. Über Schnee wurden Temperaturen unter -10 Grad registriert, teilweise sankt das Thermometer sogar unter -15 Grad ab. Die Station Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen) registrierte in der Nacht zum Dienstag sogar -19,7 Grad.


Deutschlandkarte zeigt die Tageshöchstwerte vom vergangenen Freitag, den 21. Februar 2025 (Quelle Deutscher Wetterdienst)
Deutschlandkarte zeigt die Tageshöchstwerte vom vergangenen Freitag, den 21. Februar 2025 (Quelle Deutscher Wetterdienst)


Mittlerweile ist dies aber schon längst "Schnee von gestern". Denn die Tiefs "Nico" und "Orkan" schalteten zum Wochenende die Warmluftdüse an. Mit einer südlichen Strömung wurde sehr milde Luft aus Südeuropa - sogenannte Subtropikluft - zu uns befördert. Dabei ging es dem in tiefen Lagen vorhandenen Schnee rasch an den Kragen. Bereits am vergangenen Freitag wurde in Metzingen (Baden-Württemberg) eine Höchsttemperatur von 18,9 Grad gemessen. Ein beachtlicher Temperatursprung! Und auch am heutigen Wahltag gestaltet sich das Wetter bei Höchstwerten um 15 Grad vielerorts durchaus frühlingshaft.


Kartenausschnitt zeigt Mittel- und Südosteuropa. Dargestellt sind die Tiefstwerte der vergangenen Nacht zum Sonntag, den 23. Februar 2025. (Quelle Deutscher Wetterdienst)
Kartenausschnitt zeigt Mittel- und Südosteuropa. Dargestellt sind die Tiefstwerte der vergangenen Nacht zum Sonntag, den 23. Februar 2025. (Quelle Deutscher Wetterdienst)


Die Kälte der vergangenen Woche hat sich aber keineswegs einfach so aufgelöst. Sie ist weitergezogen. Das zuständige Kältehoch "Finja" erstreckt sich derzeit von Südost- und Osteuropa bis nach Russland und sorgt nun dort für eisige Temperaturen. So wurde in den vergangenen Nächten im teils verschneiten Rumänien örtlich wiederholt Temperaturen um -20 Grad registriert. Auch weite Teile der Türkei hat die klirrende Kälte fest im Griff. An einer Wetterstation nahe der auf einem Hochplateau befindlichen Stadt Erzurum im östlichen Anatolien wurden auf etwa 1800 über NN in der vergangenen Nacht zum Sonntag sogar Tiefstwerte von -27 Grad gemessen.


Satellitenbild der Schwarzmeerregion von Sonntag, den 23. Februar 2025, 07 Uhr MEZ. Über dem Schwarzen Meer lassen sich langgezogene Schauerstraßen erkennen. (Quelle Deutscher Wetterdienst)
Satellitenbild der Schwarzmeerregion von Sonntag, den 23. Februar 2025, 07 Uhr MEZ. Über dem Schwarzen Meer lassen sich langgezogene Schauerstraßen erkennen. (Quelle Deutscher Wetterdienst)


Ein weiterer Effekt, den die Kälte der südlichen Schwarzmeerküste beschert, ist kräftiger Schneefall, auch in Kombination mit dem sogenannten "Lake-Effect-Snow". Neben einem Tief, das in der Schwarzmeerregion für Niederschläge sorgt, strömt die einfließende Kaltluft nämlich von Norden her über das vergleichsweise warme Schwarze Meer. Dabei werden die Luftschichten zusätzlich labilisiert. Zudem nimmt die Luft über dem Wasser vermehrt Feuchtigkeit auf. So können sich über dem Schwarzen Meer sowie im südlichen Küstenbereich Schauerstraßen ausbilden, die lokal für kräftige Schneefälle sorgen. Selbst Istanbul bekam in den vergangenen Tagen etwas Neuschnee ab.


Kartenausschnitt zeigt Teile der Türkei, Georgien und Armenien. Dargestellt ist die vorhergesagte 24-stündige Neuschneemenge am Sonntag, den 23. Februar 2025. (Quelle Deutscher Wetterdienst)
Kartenausschnitt zeigt Teile der Türkei, Georgien und Armenien. Dargestellt ist die vorhergesagte 24-stündige Neuschneemenge am Sonntag, den 23. Februar 2025. (Quelle Deutscher Wetterdienst)


Auch am heutigen Sonntag kann der Lake-Effect-Snow dort noch anhalten, bevor er sich im Laufe des Montags mit Abzug der Kaltluft allmählich nach Georgien verabschiedet. Ungewöhnlich für die Region ist dies jedoch nicht. In den Wintermonaten kann bei Kaltluftvorstößen in der Türkei durchaus auch Schnee fallen.



© Deutscher Wetterdienst

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