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26. Juni 2021 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

Eine unwetterträchtige Woche geht zu Ende

Eine unwetterträchtige Woche geht zu Ende

Datum 26.06.2021

Zahlreiche Unwetter ereigneten sich in der vergangenen Woche in Deutschland. Neben kräftigen Gewittern mit Starkregen und Hagel traten auch vereinzelte Tornados auf. Im heutigen Thema des Tages gibt es eine kleine Auswahl verschiedener Ereignisse.

Mit dem aktuell dominierenden Hoch "Afra" geht eine unwetterreiche Woche zu Ende. Bereits am Freitagnachmittag, dem 18.06.2021, deuteten erste Gewitter an, was in der einfließenden Luftmasse steckt. Lokal eng begrenzt fielen bei Diemelstadt in Nordhessen um 40 Liter pro Quadratmeter (l/qm) in nur 38 Minuten.


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Am vergangenen Wochenende folgten dann weitere unwetterartige Entwicklungen, die sich in der Nacht zum Sonntag (20.06.2021) zunächst vom Westen bis in den Norden verlagerten. In der Nacht zum Montag zog dann ein weiterer Gewitterkomplex von Frankreich und der Schweiz her über weite Teile des Landes nordwärts (wir berichteten im Thema des Tages von 21.06.2021).

Ab Montag verlagerten die kräftigen Gewitter ihren Schwerpunkt dann in den Süden Deutschlands, wo sie wiederholt auftraten und für erhebliche Schäden sorgten. Immer wieder gab es Nachrichten von Überschwemmungen. In Tübingen muss nun beispielsweise ein Corona-Impfzentrum neu aufgebaut werden, da dieses durch die eingedrungenen Wassermassen stark beschädigt wurde. Wie heftig sich das Wasser vom Himmel ergoss, zeigen einige Messwerte: am Dienstagabend gegen 18:30 Uhr fielen in Wurmannsquick-Egelsberg (Bayern nahe Mühldorf) in nur 30 Minuten 47 l/qm, am Mittwochabend (23.06.2021) um 22 Uhr registrierte die Station Bad Saulgau (Baden-Württemberg bei Biberach) eine Stundensumme von 77 l/qm, am Donnerstagnachmittag (24.06.2021) meldete die Station in Speichersdorf (Bayern, Oberfranken) gegen 14 Uhr 28 l/qm in nur 20 Minuten.

Dass die Niederschlagssummen lokal bei wiederholten Gewittern über die Woche hinweg deutlich höher ausfallen, lässt sich leicht der Grafik zum Thema des Tages entnehmen. Dabei fällt unter anderem ein Bereich südlich von München ins Auge. Dort zogen mehrere Superzellen mit sintflutartigen Starkregenmengen über die Region. Das RADAR-Niederschlagssummenbild lässt dort sogar Mengen von bis zu 200 l/qm erahnen.

Neben dem Starkregen kam es auch zu Schäden durch Hagelschlag. Wiederholt kursierten Bilder von Hagel mit Korngrößen von drei bis vier Zentimetern im Internet. Diese haben durchaus eine enorme Durchschlagskraft und können Häuser und Autos beschädigen. Für einen Menschen können die eiergroßen Geschosse auch tödlich sein. Aber nicht nur großer Hagel war ein Problem. Teilweise wurde ganzen Landschaften ein winterlicher Anstrich verpasst. Zwar fielen die Hagelkorngrößen dann deutlich kleiner aus, die Masse an Hagelkörnern sorgte aber nicht nur im Straßenverkehr für größere Behinderungen.

Auch Tornados waren in den vergangenen Tagen immer wieder ein Thema. So gibt es mittlerweile seit Freitag, dem 18.06.2021, rund 15 Verdachtsfälle alleine in Deutschland. Nicht überall kam es dabei zu offensichtlichen Schäden, teilweise handelte es sich vermutlich um Trichterwolken (engl. Funnelcloud; siehe dwd.de/lexikon), deren Wirbel sich jedoch nicht bis zum Boden hin durchsetzte. In Sundern (Nordrhein-Westfalen) wurde der Verdacht mittlerweile jedoch bestätigt. Dort sorgt ein Tornado am vergangenen Sonntag (20.06.2021) vor allem in einem Gewerbegebiet für Schäden. Teilweise wurden Bäume abgeknickt oder entwurzelt, einige Dächer wurden beschädigt.

Weniger glimpflich verlief ein tornadisches Gewitter über Tschechien. Am Donnerstagabend (24.06.2021) hinterließ ein Tornado im Südosten Tschechien eine Schneise der Verwüstung. Mehrere Menschen mussten dabei ihr Leben lassen, Hunderte Menschen wurden verletzt. In den Ortschaften Hrusky und Moravska Nova Ves wurde nahezu alles zerstört, was sich dem Tornado in den Weg stellte. Mittlerweile wird der Tornado nach der Schadensskala von Ted Fujita mindestens als F3 mit Windgeschwindigkeiten von rund 250 bis 330 km/h eingeschätzt.

Das mag die eine oder den anderen erstaunen, denn meist hört man von schadenträchtigen Tornados nur aus den USA. Jährlich werden alleine in Deutschland jedoch etwa 20 bis 60 Tornados nachgewiesen, die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Meist ist deren Ausdehnung von wenigen bis einigen Hundert Metern relativ gering, ihre Andauer schwankt von wenigen Sekunden bis etwas mehr als eine Stunde. Hauptzeit für Tornados in Deutschland ist das Frühjahr und der Sommer.

Auch hierzulande können Tornados der Stärke F3 oder größer auftreten, allerdings sind sie seltener als zum Beispiel in den USA, wo es vor allem im Frühjahr deutlich bessere Voraussetzungen für ein Auftreten gibt. Vielleicht erinnert sich manch einer noch an den F3-Tornado in Bützow aus dem Jahr 2015. Nach einer Recherche von Thomas Sävert (www.tornadoliste.de) sind auch schon Tornados der stärksten Kategorie F5 in Deutschland aufgetreten. So ereignete sich im Jahr 1764 in Mecklenburg ein Tornado, der sogar Stümpfe zuvor abgesägter Bäume aus dem Boden riss. Ein weiterer F5-Tornado soll sich im Jahr 1800 bei Hainichen in Sachsen zugetragen haben.



© Deutscher Wetterdienst

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