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12. Januar 2021 | Dipl.-Met. Robert Hausen

DIMITRIOS hat noch nicht genug

DIMITRIOS hat noch nicht genug

Datum 12.01.2021

Der Name griechischer Herkunft des zurzeit wetterbestimmenden Tiefs assoziiert eher sommerliche Wärme - passend zu den Strandbildern aus Griechenland mit 25 Grad und mehr. Hierzulande zeigt sich das Wetter eher von der winterlichen Seite.

Das Tief DIMITRIOS mit Zentrum im Raum Stockholm bestimmt derzeit das Wettergeschehen über Deutschland. An dessen Südrand überqueren uns seine Frontensysteme, die aktuell noch in einem breiten Streifen von Südbrandenburg über Thüringen bis in den Südwesten Deutschlands für Schneefälle sorgen. In tiefen Lagen haben wir es dabei wieder eher mit der Kategorie "kurzes Vergnügen" oder "Matschvariante" zu tun. Dabei liegen Freud und Leid mitunter ganz dicht beieinander. Während es am heutigen Dienstagmorgen in Hanau (104 Meter über dem Meeresspiegel) östlich von Frankfurt am Main nahezu komplett grün geblieben ist, liegt im nahegelegenen Offenbach (98 Meter ü. NN) nur wenige Kilometer westlich einen dünne Nassschneedecke. Sobald man wenige Höhenmeter nach oben geht, findet man beispielsweise in Bad Homburg (194 Meter ü. NN) tief verschneite Winterlandschaften mit rund 10 Zentimeter Neuschnee vor.


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In den kommenden Stunden betreffen die Schneefälle vor allem noch die südlichen Landesteile, wohingegen von Nordwesten vorübergehend ein Schwall milderer Atlantikluft einfließt. Die Bewohner vom Ruhrgebiet oder von Bremen und Hamburg können ein Lied davon singen, denn dort fiel bei deutlichen Plusgraden ohnehin "nur" Regen. Am Niederrhein sind es aktuell sogar bis zu 8 Grad.

Also wieder nur ein kurzes Winterintermezzo? Naja - nicht ganz. Zur Wahrheit gehört zum einen, dass es zumindest im Bergland weiterhin heißt "Ski und Rodel gut" (so es denn überhaupt erlaubt ist) bei Schneehöhen jenseits von 20 Zentimeter und in weiten Teilen Bayerns vermehrt Dauerfrost herrscht(e). Zudem hat DIMITRIOS noch nicht genug und hält noch einiges für uns parat. Es zieht bis zum morgigen Mittwochmittag in die Boddengewässer östlich von Rügen und zapft dabei auf dessen Rückseite polare Kaltluft aus Skandinavien an. Nach ebenfalls mildem Winterauftakt ist es dort nun doch jahreszeitentsprechend kalt geworden mit vielfach zweistelligen Minusgraden. Richtung Karelien lauert gar die lange auf den Europäischen Wetterkarten nicht mehr zu verortende sibirische, kontinentale Arktikluftmasse (cA, siehe Thema des Tages vom 06. Januar 2021) mit Temperaturen unter -20 Grad.

Mit der auf Nord drehenden Strömung über Deutschland überstreicht die Luftmasse allerdings noch die vergleichsweise warmen Gewässer des Skagerraks, Kattegats, sowie der westlichen Ostsee mit Wassertemperaturen 4 bis 7 Grad. Normal wären eher 2 bis 3 Grad weniger. Und dennoch kommen neben (teils schweren) Sturmböen an der Ostsee auch die berühmt berüchtigten Schauerstraßen ("Lake Effekt") auf, bei denen die Kaltluft aus höheren Luftschichten herabstürzt und als Ausgleichsbewegung oberflächennahe mildere Luft aufsteigt. Bei anderer Vorgeschichte wäre vor allem in Teilen Vorpommerns ein Schneechaos mit hohen Verwehungen vorprogrammiert. In diesem Falle muss man etwas zurückhaltender sein, da die Böden warm sind und in Küstennähe durch das warme Wasser teils sogar noch die flüssige Niederschlagsphase auftritt. Mit jedem Kilometer landeinwärts steigt die Chance auf lokal kräftige Schneefälle jedoch an. So sind insbesondere in der Nacht zum Donnerstag lokal 10 Zentimeter und mehr ohne weiteres möglich. Sollte es akut werden, erfahren Sie es - wie gewohnt - in unseren Warnlageberichten und auf der Warnkarte.

Aber auch in den übrigen Landesteilen sinken die Temperaturen bis zum Wochenende ab, so dass tagsüber allenfalls noch an der Nordsee und entlang des Rheins nennenswerte Plusgrade bis 3 Grad auftauchen. Vielfach bleibt das Quecksilber um 0 Grad oder im leichten Dauerfrostbereich hängen. In den Nächten tritt insbesondere bei Auflockerungen rasch mäßiger Frost zwischen -5 und -10 Grad, über Schnee im Süden strenger Frost unter -10 Grad auf.



© Deutscher Wetterdienst

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