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27. Januar 2015 | Dipl.-Met. Sabine Krüger

Schnee in Amerika und hierzulande

Die wetterbedingten Schlagzeilen werden derzeit vom Wettergeschehen an der Ostküste der USA beherrscht. Im Bereich der Neuenglandstaaten kommt es am heutigen Dienstag zu einem Schneesturm, davon gestreift wird auch noch die US-amerikanische Hauptstadt Washington.


Ein Tiefdruckgebiet, das sich vom nordamerikanischen Kontinent in Richtung Atlantik verlagert, intensiviert sich auf seinem Weg in Richtung Küste durch sehr starke Temperaturgegensätze zwischen einer sehr kalten, arktischen Luftmasse an der Rückseite (Westseite) des Tiefs, die nach Süden geführt wird, und einer sehr milde und feuchte Luft aus den Subtropen, die an der Vorderseite (Ostseite) nach Norden transportiert wird. Im Gepäck hat dieses kräftige Tiefdruckgebiet für die Neuenglandstaaten einerseits intensive Schneefälle, andererseits auch starke bis stürmische Winde, die zu starken Schneeverwehungen und damit enormen Behinderungen führen dürften. Das Maximum der Schneefälle mit teils über 50 cm Neuschnee bis Mittwochabend wird entlang der Küste nördlich von New York über Boston bis zur kanadischen Grenze erwartet. Solche Blizzards, wie Schneestürme in Amerika genannt werden, treten in unterschiedlich starker Ausprägung im nordamerikanischen Winter durchaus immer wieder auf.

So schnell wie er kam, so ging er auch wieder... Bild vom Samstag nach Durchgang der Schneefront auf Helgoland.
So schnell wie er kam, so ging er auch wieder... Bild vom Samstag nach Durchgang der Schneefront auf Helgoland.


Nicht ganz so dramatisch ist die Situation in Deutschland. Das
Frontensystem eines Nordmeertiefs hat uns mittlerweile überquert.
Allerdings kommt es an den Alpen sowie in etwas abgeschwächter Form
auch am Erzgebirge zu einer Stausituation. Die Niederschläge
überqueren die genannten Bergregionen nur mit Mühe - sie werden dort
angestaut. So kommt es zu länger anhaltenden Niederschlägen, die
überwiegend als Schnee fallen. Diese Stausituation wird insbesondere
an den Alpen bis in die Nacht zum Mittwoch andauern. Bis zum heutigen
Dienstagmorgen sind dabei bereits folgende 24-stündige
Neuschneemengen registriert worden (in Klammern aktuelle
Gesamtschneehöhen):

Erzgebirge: 5 bis 12 cm (10 bis 25 cm, auf dem Fichtelberg 48 cm)
Alpen/Alpenvorland: 10 bis 24 cm (meist 30 bis 50 cm, auf der
Zugspitze 285 cm)

Spitzenreiter der 24-stündigen Neuschneemenge (alle am bayerischen
Alpenrand):
Jachenau-Tannern 24 cm, Obere Firstalm 23 cm, Reit im Winkel 19 cm,
Lenggries 18 cm, Mittenwald 18 cm, Oberstdorf-Birgsau 16 cm

Bis zum Abend wird vor allem an den Alpen mit weiteren 10 bis 15,
lokal auch um 20 cm Neuschnee gerechnet, am Erzgebirge sollen es 5
bis 10 cm sein. In der kommenden Nacht zum Mittwoch lassen an den
Alpen die Schneefälle allmählich nach, zuvor können in der ersten
Nachthälfte jedoch nochmals um 5 cm, lokal auch um 10 cm Neuschnee
fallen.

Hierzulande sind Schneestürme, wie sie aktuell an der US-Ostküste
stattfinden, meist weniger intensiv, da die Temperaturunterschiede im
Normalfall nicht so stark ausgeprägt sind. Die Gründe dafür liegen in
der Verteilung der Land- und Wassermassen in Europa. Auch die
Ausrichtung der Alpen trägt dazu bei, die für Nord-Süd-Strömungen ein
recht großes Hindernis darstellen. Es kommt daher eher selten vor,
dass Luftmassen polaren Ursprungs direkt auf feuchte, subtropische
Luftmassen treffen. Große Schneemengen werden bei uns eher im
Bergland durch Stausituationen, wie wir sie zum Beispiel aktuell an
den Alpen vorfinden, erreicht. Deutlich seltener sind die Niederungen
von starken bzw. anhaltenden Schneefällen betroffen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Jesko Kruda (Wetterwarte Helgoland)

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