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15. Mai 2019 | Dipl.-Met. Martin Jonas

Primavera

Primavera

Datum 15.05.2019

Das heutige Thema des Tages kratzt an einzelnen mythologischen und kunstgeschichtlichen Interpretationen des Frühlings.

Allein der Klang ist ein Genuss: Primavera! Das italienische Wort für Frühling verheißt, was uns der aktuelle Wonnemonat bisher oft vorenthalten hat, nämlich wohlige Temperaturen, Sonnenschein und vor allem das, was man gemeinhin "Frühlingsgefühle" nennt.

Genau mit diesen hat sich auch der italienische Renaissance-Maler Sandro Botticelli in seinem gleichnamigen Werk beschäftigt, das zu den bekanntesten der italienischen Kunst (und nicht nur dieser) gehört. Während das Original in den Uffizien in Florenz hängt, sehen Sie eine Kopier hier.


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Bezüglich der Interpretation des Kunstwerks herrscht keineswegs Einigkeit. Es könnte - sehr salopp - nach dem griechischen Philosophen Platon eine platonische Beziehung darstellen, zumal Florenz im Zeitalter Botticellis ein Hotspot des Platonismus war. Es könnte auch eine Allegorie sein, die die christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe (die drei Grazien, links der Mitte) darstellt. Da der Autor sich im Bereich der Kunstgeschichte auf sehr dünnem Eis bewegt, soll hier nur noch eine weitere, dem Namen des Bildes entsprechend mehr meteorologische Interpretationsmöglichkeit aufgezeigt werden, nämlich die der Symbolisierung des Frühlings.

Nach dieser Interpretation würde Merkur (ganz links) für den Mai, die Grazien, Venus und Amor (Mitte) für den April und Chloris, Flora und Zephyr (rechts) für den März stehen. Letztgenannter ist dabei der Knabe, der ein wenig so wirkt, als sei er vom langen Luftanhalten blau angelaufen. Er stammt aus der griechischen Mythologie und ist einer der Windgötter. Die Griechen wiesen dem Wind gleich mehrere Götter zu, die sogenannten Anemoi.

Während in Griechenland in der mythologischen Frühphase drei dieser Gottheiten für die anfallende Arbeit rund um den Wind ausreichten, wurden im Laufe der Jahrhunderte noch ein paar zusätzliche Dienstposten geschaffen, so dass sich am Ende acht Götter die Aufgaben teilten. Dies ist insofern logisch, als vier von diesen für die Hauptwindrichtungen (Nord, West, Süd, Ost) zuständig waren und vier für die Neben- bzw. Zwischenwindrichtungen. Auf diese Art und Weise haben die Griechen nicht nur unser heute noch verwendetes System der Windrose erschaffen, sie haben darüber hinaus mit dem Turm der Winde auch das erste Windobservatorium gebaut (aber das ist ein anderes Thema).

Zephyr jedenfalls war/ist ein vielbeschäftigter Genosse, denn er ist für den Westwind zuständig, und in der Westwindzone der gemäßigten Breiten kann man sich als "Westwind-Manager" über mangelnde Beschäftigung sicher nicht beklagen. Klar ist nunmehr aber auch, dass seine blaue Farbe definitiv nicht vom Luftanhalten kommt - eher schon von heftigem Ein- und Ausatmen.

Da in den kommenden Tagen bei uns der Wind zumindest zeit- und gebietsweise wieder recht lebhaft weht, kommt auf die Windgötter einiges an Arbeit zu. Dabei ist Zephyr aber außen vor, denn für den erwarteten Nord- oder Nordostwind sind Boreas und Kaikias zuständig.



© Deutscher Wetterdienst

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