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12. November 2018 | Dipl.-Met. Marco Manitta

Die Rauchzeichen des Ätnas

Die Rauchzeichen des Ätnas

Datum 12.11.2018

Um die einzigartigen Landschaften des Ätnas am besten bewundern zu können, werden hier ein paar kleine Tipps gegeben, damit es bei der Besteigung des Vulkans keine bösen Überraschungen gibt.

Wer seinen Urlaub auf Sizilien verbringt, sollte den Ätna als eine der eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten besuchen. Mit 3340 m Höhe ist der Ätna der höchste Vulkan Europas und gleichzeitig einer der aktivsten der Erde.


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Der Ätna ragt an der Ostküste Siziliens zwischen Catania und Messina in die Höhe. Durch seinen Umfang von ca. 135 km und seine beachtliche Höhe beeinflusst er das tägliche lokale Wetter und sorgt für besondere klimatische Verhältnisse in der Region. Die Ostseite des Ätnas profitiert vom Einfluss des Meeres. Dort regnet es häufiger und auch heftiger. Im Mittel fallen dort um 1200 l/qm Regen im Jahr. Auf der Westseite hingegen ist es mit etwa 700 l/qm im Jahr deutlich trockener. Zudem sind die Niederschläge aufgrund der größeren Entfernung zum Meer weniger intensiv. Auf der Nordseite kann es im Winter durch Zustrom kühlerer Luftmassen aus Norden häufiger schneien. Durch das kältere Lokalklima hält sich der Schnee dort auch länger als auf der milderen Südseite. Im Winter tummeln sich von Dezember bis März, manchmal auch bis April Skifahrer auf den Pisten der Nordseite.

Durch die klimatischen Besonderheiten und die Höhe ist am Ätna auch die Vegetation sehr vielfältig und einzigartig. Unterhalb von 600 bis 800 m werden überwiegend Obstbäume wie z.B. Zitrusfrüchte, aber auch Oliven, Weintrauben, und an der Westseite auch Pistazienpflanzen angebaut. Zwischen 800 und 1300 m wachsen Eichen und Esskastanien. Bis in eine Höhe von 2300 m sind Schwarzkiefer, Buche (die südlichste Ausdehnung dieser Baumart in Europa) und eine Birkenart, die nur dort wächst und von der letzten Eiszeit übrig geblieben ist, beheimatet. Oberhalb von 2300 m ist der Vulkan mit Ausnahme von ein paar Gräsern vegetationslos.

Um diese Landschaften mit den regelmäßigen Vulkanausbrüchen am besten bestaunen zu können, folgen nun ein paar Tipps. Neben passender Kleidung und Schuhwerk ist es sehr hilfreich - manchmal auch überlebenswichtig - vorher auf die Wettervorhersage bzw. die aktuellen Wetterbedingungen zu achten. Denn es passiert oft, dass sich das Wetter abrupt ändert: Eitler Sonnenschein kann sehr schnell in kräftige Gewitter oder in dichten Nebel umschlagen. Es ist aber relativ einfach, sich selber eine Wettervorhersage für die Besteigung des Ätnas zu erstellen. Da der Ätna immer raucht, kann man aus der Zugrichtung des Rauches rasch die Windrichtung ableiten. Anhand der Verlagerung der Rauchschwaden ist auch eine Abschätzung der Windgeschwindigkeit möglich.

Im Sommer scheint auf Sizilien häufig die Sonne und es ist trocken. An solchen Tagen ist meist nichts zu befürchten. Aber ab und zu trügt dieser Eindruck: Wenn schon am Vormittag vor 9 Uhr auf dem Gipfel des Ätnas der Rauch beim Aufsteigen weiß erscheint und erste kleine Quellwolken entstehen, während es anderswo noch wolkenlos ist, deutet das darauf hin, dass die Luft allgemein feucht und labil geschichtet ist. Dann ist in den kommenden 2 bis 3 Stunden von einer schnell zunehmenden Gewittergefahr auszugehen. Der Gipfel liegt dabei sehr bald in dichten Wolken (siehe Abbildungen 1.1 bis 1.4). Eine Wanderung zu den Hauptkratern könnte im diesen Fall sehr gefährlich werden.

Wenn der Rauch aber fast unsichtbar ist und anstatt aufzusteigen sich eher den Hang hinab wälzt, liegen absinkende Bewegungen von trockener Luft vor, so dass die Bildung von Wolken und somit auch die Gewittergefahr sehr unwahrscheinlich sind (siehe Abbildung 2). Bei diesen Wetterverhältnissen steht somit einer Wanderung zu den Kratern nichts im Wege, außer der Ätna selbst macht dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, indem er Feuer und Asche spuckt.

Es gibt auch Tage, an denen der Gipfel einen Hut aus Wolken aufweist und in unmittelbarer Nähe am Himmel quasistationäre linsenförmige Wolken (Altocumulus lenticularis, Link unten) zu sehen sind (siehe Abbildung 3). Bei einem solchen Anblick muss in den höheren Lagen des Ätnas von Sturm ausgegangen werden, auch, wenn es auf Meeresniveau windstill ist.

Mit diesen kleinen Tipps kann man bösen Überraschungen vorbeugen. Für Urlauber, die gerade auf Sizilien weilen oder bis zum 19. November einen Aufenthalt auf der Insel planen, sind für eine Wanderung auf den Ätna beste Wetterbedingungen prognostiziert. Bei viel Sonnenschein, in allen Höhen wenig Wind sowie angenehmen Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad am Meer und um 0 Grad am Hauptkrater in 3000 m Höhe kann die ganze Pracht der Ätnaregion genossen werden.



© Deutscher Wetterdienst

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