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06. November 2014 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Wann wird es "richtig" kalt?

Der September 2014 war in Deutschland um 1,6 Grad wärmer als das Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Oktober 2014 wurde ein Temperaturplus von 2,9 Grad erzielt.

Der aktuelle November setzte in den ersten 5 Tagen des Monats noch einen drauf: Sagenhafte 6,5 Grad beträgt die positive Abweichung! Von Frost, Kälte und Schnee fehlt dagegen (wenn man sich nicht gerade in Lagen über 600 oder 800 m Höhe befindet) in Deutschland in diesem Herbst bisher fast jede Spur. Stellt sich die Frage, wann er denn kommt, der erste "richtige" Kaltlufteinbruch des Herbstes?

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Ein kurzer Blick nach Europa zeigt, wo sich der Winter "versteckt"
hat: In Teilen Skandinaviens und im nördlichen sowie nordöstlichen
Russland (siehe dazu die Grafik der Höchsttemperaturen am 06.11.2014
in Europa)! Dort gibt es aktuell Dauerfrost und gebietsweise eine
geschlossene Schneedecke. Am höchsten lag der Schnee dort am heutigen
Donnerstagmorgen mit bis zu 30 cm im nordnorwegischen Lyngen. Auch
sonst ist von Nordnorwegen über Nordfinnland bis nach Nordrussland
häufig eine 5 bis 25 cm hohe Schneedecke anzutreffen. Darüber hinaus
bieten die höheren Lagen der Alpen Schneepanoramen bei frostigen
Temperaturen.

Um die Kälte aus nördlichen bzw. nordöstlichen Gefilden anzuzapfen,
müsste sich die seit Wochen eingefahrene Großwetterlage komplett
ändern. So dominierten in Mitteleuropa seit September fast
ausschließlich Wetterlagen mit westlichen, südwestlichen oder
südlichen Strömungen. Auf diesem Weg fanden immer wieder milde bis
warme Luftmassen den Weg zu uns. Auf der anderen Seite gab es kaum
Tage, an denen Ost- oder Nordwind Kälte zu uns brachte.


Am heutigen Donnerstag gelangt zwar vorübergehend mal etwas kühlere
Meeresluft von der Nordsee zu uns, bei Tageshöchstwerten von 4 bis 11
Grad sind wir - abgesehen von höheren Lagen am Alpenrand - aber
weiterhin weit entfernt von winterlichen Wettererscheinungen.
Immerhin sinkt die Temperatur in der kommenden Nacht deutlicher ab
als in den Nächten zuvor, sodass bei längerem Aufklaren stellenweise
leichter Frost oder gebietsweise zumindest Frost in Bodennähe
auftreten können. Am Wochenende steigt die Temperatur tagsüber dann
schon meist wieder auf zweistellige Werte, nachts gibt es nur noch
vereinzelt Frost oder Frost in Bodennähe. Damit bleibt der Winter
vorerst weit weg von uns.

Ein Blick in die Mittelfrist (Vorhersagetage 4 bis 10) zeigt, dass
die "Chancen" auf Winterwetter in Deutschland weiterhin nur marginal
sind. Eine komplette Änderung der Großwetterlage scheint es nicht zu
geben. Zwar werden die Vorhersagen von Tag zu Tag immer unsicherer,
aber die meisten Modelle zeigen eben keinen Wintereinbruch an.
Winterwetterfans können sich also zurzeit kaum Hoffnungen machen. Im
"schlimmsten" Fall hält sich das Wetter sogar an die für den heutigen
Tag gültige Bauernregel: "Wie's Wetter an Leonhardi (6.11) ist,
bleibt's bis Weihnachten gewiss".


© Deutscher Wetterdienst

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