24. Juni 2013 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Auf die Windrichtung kommt es an
Gegensätzlicher könnte das Wetter in Deutschland nicht sein: während die Höchsttemperaturen in der letzten Woche bei sonnigem Wetter verbreitet über 30 Grad lagen, erwartet uns in dieser Woche wechselhaftes und vor allem kühles Wetter mit Höchstwerten meist unter 20 Grad. Da fragt man sich natürlich, wie solche markanten Wetterwechsel zu Stande kommen?
Ganz entscheidend ist dabei die Windrichtung. Ausschlaggebend für die
hohen Temperaturen in der letzten Woche waren ein Tiefdruckgebiet
über Frankreich und ein Hochdruckgebiet über Osteuropa. Da die Luft
um ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn, um ein Tiefdruckgebiet gegen
den Uhrzeigersinn strömt, lag ganz Deutschland in einer südlichen
Strömung. Eine südliche Strömung bedeutet, dass die Luft vom
Mittelmeer oder aus Nordafrika zu uns kommt. So ließ sich in der
letzten Woche mit Computerberechnungen eindeutig nachweisen, dass die
Luft zum Teil aus der Sahara kam und dann auf dem Weg über das
Mittelmeer viel Feuchtigkeit aufgenommen hatte. Sie vermischte sich
schließlich noch mit Atlantikluft aus dem Bereich westlich von
Portugal, die von vornherein sehr feucht war. So wurde es bei uns mit
Temperaturen vielerorts auf über 35 Grad nicht nur heiß, sondern auch
recht schwül.
Auch in dieser Woche wird das Wetter in Deutschland von einem
Tiefdruckgebiet beeinflusst. Es liegt allerdings deutlich weiter im
Norden und zieht derzeit von den Britischen Inseln in Richtung
Skandinavien.
Am gestrigen Sonntag befand sich Deutschland noch südlich dieses
Tiefdruckgebietes in einer südwestlichen bis westlichen Strömung. Die
Luft strömte somit nicht mehr aus dem Süden, sondern von dem noch
kalten mittleren Nordatlantik über Frankreich hinweg zu uns. So waren
die Temperaturen am Wochenende schon deutlich niedriger als zuvor,
dennoch wurden noch einmal vielfach Höchsttemperaturen über 20 Grad
registriert.
Am heutigen Montag wird sich das Tiefdruckgebiet weiter Richtung
Nordosten verlagern und mit seinem Kern Skandinavien erreichen.
Gleichzeitig dehnt sich das Azorenhoch Richtung Westeuropa aus. Die
Verhältnisse kehren sich also gegenüber letzter Woche genau um:
letzte Woche lag das Hoch im Osten und das Tief im Westen, nun liegt
das Hoch im Westen und das Tief im Nordosten. Somit stellt sich
zwischen diesen beiden Druckgebilden eine nördliche Strömung ein, so
dass kühlere Luft polaren Ursprungs zu uns weht. Dabei werden die
Temperaturen bis Mitte der Woche noch etwas absinken. Dann erwarten
uns tagsüber nur noch Höchstwerte zwischen 13 und 19 Grad. Die Nächte
werden sehr frisch. Meist liegen die Werte unter 10 Grad und in
einigen Regionen können sie sogar unter 5 Grad absinken. Man kann
noch nicht einmal ausschließen, dass es in exponierten Lagen
Bodenfrost gibt.
An dieser Strömungskonstellation wird sich auch im weiteren Verlauf
der Woche erst mal nichts Wesentliches ändern, so dass ein erneuter
Anstieg der Temperaturen auf sommerliche Werte über 25 Grad nicht in
Sicht ist.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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