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10. Juni 2013 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Europäischer Monsun?

Als Monsune im weiteren Sinne bezeichnet man alle großräumigen, jahreszeitlich wechselnden Luftströmungen mit einer Änderung der vorherrschenden mittleren Windrichtung um mindestens 120° ("Monsunwinkel"). Auch die im Frühsommer, infolge der Erwärmung des europäischen Kontinents, zeitweise auftretenden Vorstöße frischer Meeresluft mit den damit verbundenen Niederschlägen, wurden früher als "europäischer Monsun" bezeichnet. Heutzutage spricht man eher von einer der allgemeinen Westströmung überlagerten "monsunalen Drehung" des Windvektors. In diese Kategorie fallen auch die Extremwetterlage vom 31.05.2013 sowie die gestrige, in Süddeutschland gebietsweise noch andauernde Unwetterlage.

Während seit gestern ein Hochdruckgebiet bei den Britischen Inseln
trockene und relativ kühle Luft südwärts drängt, führte ein
Tiefdruckgebiet über Frankreich an seiner Vorderseite feuchtwarme,
subtropische Luft nach Mitteleuropa. Aufgleiten der Warm- auf die
Kaltluft sowie vertikale Umlagerungen sorgten für kräftige Schauer
und Gewitter, die örtlich erneut Unwettercharakter annahmen.
Spitzenreiter bei den vierundzwanzigstündigen Niederschlagsmengen bis
heute früh 06:00 UTC innerhalb des Messnetzes des Deutschen
Wetterdienstes ist die Station an der Talsperre Lehnmühle (527 m NN)
im Osterzgebirge mit 89.9 L/m² (= mm), gefolgt von Burgau in Schwaben
(480 m NN) mit 77.8 mm und Schweitenkirchen-Sünzhausen an der Ilm in
Bayern (499 m NN) mit 76.3 mm.

Kurzfristig setzt sich ab morgen in Mitteleuropa Hochdruckeinfluss
durch und das Wetter beruhigt sich für ein paar Tage. Zur
Illustration des atmosphärischen Geschehens sei auf Boden- und
Höhenwetterkarten im Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes
verwiesen. Eine Karte der vierundzwanzigstündigen Niederschlagsmengen
vom 10.06.2013, 06:00 UTC, unterlegt mit kalibrierten Radarsummen
finden Sie nebenstehend:

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© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD