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20. Mai 2013 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Der Tiefdrucksumpf

Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt uns zwar viele Fronten und Tiefs, aber kaum Isobaren. So was nennt man einen Tiefdrucksumpf. Und über welche Fläche erstreckt sich der?

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Geht man vom tiefsten Druck über Europa aus, der sich mit 1005 hPa
geografisch in Polen, auf Barometern im Bereich unbeständig findet,
so kann man in einem Abstand von gerade mal 10 hPa Skandinavien, alle
osteuropäischen Länder, das zentrale Mittelmeer und auch Ägypten
erreichen.
Gibt man noch 5 hPa dazu, ist Europa und der Mittelmeerraum fast
vollständig abgedeckt.
Es ist also eigentlich nicht viel los. Eigentlich ...
In Wirklichkeit ist ziemlich viel los, aber eben nicht auf der
Bodenwetterkarte.
In der Höhenwetterkarte haben wir ein kräftiges Tief, dessen Kern
heute früh über dem Pfälzer Wald an der Grenze zu Frankreich lag und
vorher irgendwo über Westeuropa rumtrieb.

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Was sind die Folgen?
Das Höhentief steuert die Luftmassen nicht nur wie bei Bodentiefs
üblich regional, sondern nahezu kontinental im Gegenuhrzeigersinn.
Auf dessen Ostseite wird warme Luft aus südlichen Breiten nach Norden
und auf seiner Westseite Kaltluft nach Süden transportiert.
Da diese Wetterlage seit einiger Zeit anhält, hat sich die Warmluft
bis Nordskandinavien durchgesetzt.
Es gibt dort Sommertage über 25 Grad weit nördlich des Polarkreises
und 20 Grad in der Höhe des Nordkaps, wo man eher mit 5 Grad
Höchsttemperatur Mitte Mai rechnet. Werte um 30 Grad finden wir
örtlich in Norwegen und Estland.
Dass es am östlichen Mittelmeer, wenn man den direkten Strandbereich
verlässt, über 30, in Afrika über 40 Grad warm ist, versteht sich da
von selbst.

Wie schon oben erwähnt, müssen diejenigen, die westlich des
Höhentiefs leben, mit etwas kühleren Temperaturen vorlieb nehmen.
Speziell die Iberische Halbinsel ist davon betroffen. Im Süden werden
gerade mal die Höchstwerte erreicht, die 3500km weiter im Norden in
Skandinavien gemessen werden.
Meteorologische Sommertage sucht man in Spanien vergeblich,
allerdings sind die dortigen 20 Grad weit weniger sensationell als
die 20 Grad im hohen Norden.
Nachts ist es in Spanien und Portugal mit Werten unter 10 Grad zwar
recht frisch, das wäre aber nur an den Küste wirklich erwähnenswert.

"Spanischer Schnee" im Mai verwundert zwar, doch sollte man sich
immer vor Augen halten, das Spanien mit Bergen bis 3700 m NN Höhen
oberhalb des Zugspitzniveaus erreicht.

Und was bringt das Höhentief in der Nähe seines Zentrums?
Seit gestern Nachmittag Dauerregen, der 24-stündig Werte über dem
Monatssoll erreicht.
Der Dauerregen ist im Moment (10 Uhr) noch nicht zu Ende. Bislang
sind rund um die Nahe 40 bis 70 Liter gefallen, wobei derzeit
Henschtal im Landkreis Kusel mit 65 Litern der Spitzenreiter ist.
Nach den schweren Gewittern vom Freitag sind gestern in der Mitte
Deutschlands bis zu 40 Liter in kurzer Zeit vom Himmel gestürzt. Hier
hat es nach unseren Messungen Bad Neustadt im Grabfeld (Rhön) und
Lohr am Main mit 38 mm in einer Stunde am schlimmsten erwischt.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD