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21. Dezember 2024 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Stürmischer Dionisio

Stürmischer Dionisio

Datum 21.12.2024

Tief "Dionisio" sorgte in den vergangenen Tagen in Südfrankreich, auf Korsika, Sardinien sowie in Teilen Italiens für turbulentes Wetter mit teils schwerem Sturm und Seegang.

Tief "Dionisio" ist aus einer sogenannten "Genua-Zyklogenese" hervorgegangen. Zwischen den beiden Tiefs ANKA und BIANCA über Nordeuropa und einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt über dem nahen Ostatlantik stellte sich ab Donnerstag (19.12.) über West- und Mitteleuropa eine kräftige Nordwestströmung ein. Damit konnte Kaltluft auf breiter Front südostwärts gesteuert werden. Die Westalpen stellten dabei ein natürliches Hindernis dar. Die Luft musste entweder über die Bergrücken gehoben oder um sie herumgeführt werden. Beide Prozesse sorgten in Zusammenspiel mit einer Beschleunigung der Kaltluft durch das südfranzösische Rhonetal (dieser kalte "Fallwind" wird auch Mistral genannt) für eine Tiefdruckentwicklung im Lee der Seealpen und über dem Golf von Genua. Der Jet-Stream, das Starkwindband in der mittleren und oberen Troposphäre, diente als "Förderband" und steuerte das Tief bis Freitag (20.12.) südostwärts über das Seegebiet zwischen Korsika und Italien zum Tyrrhenischen Meer. Dabei intensivierte sich das Tief vorübergehend sogar noch. Dadurch verschärften sich die Luftdruckgegensätze vor allem an der Westflanke des Tiefs nochmal deutlich. Zu dem orographischen und schwerkraftbedingten Mistral-Fallwind gesellte sich folglich noch eine von lokalen Luftdruckbegebenheiten gesteuerte Windverstärkung über dem gesamten nördlichen Teil des westlichen Mittelmeerraums.


Satellitenbild von Sturm
Satellitenbild von Sturm


Abbildung 2 (links) zeigt eine Auswahl der stärksten Böen am Donnerstag und Freitag. Man sieht, dass in Südfrankreich und auf Korsika örtlich extreme Orkanböen über 140 km/h auftraten. Auch sonst gab es von Südfrankreich bis nach Korsika verbreitet Sturm- und schwere Sturmböen, selbst in Großstädten wie Marseille. In der Folge kam es zu umstürzten Bäumen sowie Schäden an Gebäuden und an der Infrastruktur. Tausende Haushalte waren in Frankreich zeitweise ohne Strom.


Windspitzen und Wellenhöhe im Zuge von Sturm
Windspitzen und Wellenhöhe im Zuge von Sturm


Darüber hinaus wühlte der Sturm die See mächtig auf. Es bauten sich mitunter meterhohe Wellen auf. Abbildung 2 (rechts) zeigt zur Verdeutlichung eine DWD-Vorhersage der Wellenhöhe. Es musste demnach mit bis zu 8 m hohen Wellen gerechnet werden. Dieser Seegang führte an den Küsten zu massivem Wellenschlag und Überschwemmungen.

Mittlerweile hat sich "Dionisio" etwas abgeschwächt und zog über Süditalien zum Balkan. Dabei treten zwar nicht mehr die ganz hohen Windgeschwindigkeiten auf, allerdings kommt es zum Teil zu heftigen Regen- und Schneefällen.

Nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung wiederholen sich die Ereignisse am Sonntag und Montag wahrscheinlich wieder. Bedingt durch einen neuen Kaltluftvorstoß über West- und Mitteleuropa ereignet sich wieder eine Genua-Zyklogenese. Das daraus resultierende und bereits auf den internationalen Namen "Enol" getaufte Tief wird zwar nicht ganz die Stärke von "Dionisio" erreichen. Dennoch muss rund um das westliche und zentrale Mittelmeer erneut mit Sturm, hohem Seegang, Starkregen und intensiven Schneefällen im Bergland gerechnet werden.



© Deutscher Wetterdienst

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