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23. Mai 2023 | Dipl.-Met. Marcel Schmid

Lokale Unwetter mit Überschwemmungen

Lokale Unwetter mit Überschwemmungen

Datum 23.05.2023

Heftige Schauer und Gewitter sind gestern vor allem in der Westhälfte des Landes lokal niedergegangen. Doch wieviel Regen gab es genau und was war die Ursache?

Eine Tiefdruckzone, getauft auf den Namen "David", hat vor allem in der Westhälfte Deutschlands am gestrigen Montag für teils unwetterartige Gewitter gesorgt. Im Fokus lag dabei ganz klar der Starkregen, denn durch den schwachen Höhenwind haben sich die Gewitterzellen kaum oder nur sehr langsam von Ort und Stelle bewegt. Dadurch, dass die Luftmasse sehr feucht war, ergossen sich große Wassermassen an einzelnen Orten, während es im Nachbarort mitunter komplett trocken blieb. Die Bildung von Gewittern wurde durch eine Konvergenz begünstigt, die sich am Nachmittag vom Münsterland über Hessen bis zum Schwarzwald erstreckte.


Analysekarte für Montag, den 22.05.2023 um 14 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit
Analysekarte für Montag, den 22.05.2023 um 14 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit


Über der Osthälfte waren die Bedingungen für hochreichende Konvektion deutlich schlechter und die Bildung von kräftigen Gewittern beschränkte sich dort aufs Bergland bei deutlich geringerer Unwettergefahr. In der Nacht verlagerte sich die Tiefdruckzone mitsamt der Gewitter langsam und unter Abschwächung ostwärts, kamen aber nicht gänzlich zum Erliegen.

In der nachfolgenden Tabelle sind einige Niederschlagsmengen aufgeführt.

Uhrzeit Messung

in MESZ

OrtBundeslandMenge im Zeitraum von
14:00DriedorfHessen25 mm in 26 Minuten
15:00Schmallenberg-SellinghausenNordrhein-Westfalen44,8 mm in einer Stunde
17:00Neuenrade-BlintropNordrhein-Westfalen42 mm in einer Stunde
17:00WeinbietRheinland-Pfalz30 mm in einer Stunde
17:00RottweilBaden-Württemberg25,7 mm in 38 Minuten
19:00SteinweilerRheinland-Pfalz28 mm in einer Stunde
22:00Scharnhorst-MarwedeNiedersachsen30 mm in einer Stunde


Lokal deuten Auswertungen von Radarbildern noch höhere Niederschlagsmengen an. In der folgenden Grafik erkennt man auch sehr schön, wie kleinräumig die Niederschlagsschwerpunkte waren.


24-stündiger Niederschlag in Millimeter von Montag, den 22.05.2023, 07 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit bis Dienstag, den 23.05.2023, 07 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit
24-stündiger Niederschlag in Millimeter von Montag, den 22.05.2023, 07 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit bis Dienstag, den 23.05.2023, 07 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit


Auffällig ist das etwas größere, zusammenhängende Niederschlagsgebiet über dem Norden des Landes. Dort konnte nämlich vorderseitig eines Troges noch zusätzliche Hebung generiert werden, wodurch flächendeckende und teils gewittrig durchsetze Niederschläge hervorgerufen wurden. Dabei fielen in 6-9 Stunden meist zwischen 10 und 25 mm. In Scharnhost-Marwede (Niedersachsen) gab es sogar 50 mm in 6 Stunden, wobei davon allein zwischen 21 Uhr MESZ und 22 Uhr MESZ 30 mm gefallen sind. Auch in Wittingen-Vorhop (Niedersachsen) schüttete es mit 39 mm innerhalb von 6 Stunden kräftig. Wenn man bedenkt, dass im gesamten Mai durchschnittlich etwa 50 bis 70 mm in Niedersachsen fallen, dann wird deutlich, wie viel Regen das nun in kurzer Zeit war.

Doch nicht nur der Regen bzw. die Gewitter hatte gestern einen sommerlichen Charakter, sondern auch bei den Temperaturen lag man in vielen Regionen voll im sommerlichen Bereich.


Höchstwerte in Deutschland am Montag, den 22.05.2023 in Grad Celsius
Höchstwerte in Deutschland am Montag, den 22.05.2023 in Grad Celsius


Am heutigen Dienstag drohen im Alpenraum nochmals teils unwetterartige Gewitter, wenngleich die Unwettergefahr deutlich geringer ist als gestern. Auch im Osten sind nochmals starke Gewitter möglich. Die Temperaturen zeigen zunächst einen Abwärtstrend und frühestens zum nächsten Wochenende wird die 25-Grad-Marke wieder geknackt werden können.



© Deutscher Wetterdienst